Lehrerstellen-Skandal: Bildungschance verspielt!

Klassenzimmer, Schule

Es klingt wie ein schlechter Scherz, ist aber bittere Realität: Das Kultusministerium hat über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren unbemerkt hunderte Lehrerstellen unbesetzt gelassen – obwohl die entsprechenden Mittel im Haushalt vorgesehen waren! Laut Angaben der Landesregierung liegt die Ursache dafür in einem Programmierfehler im Landesamt für Besoldung und Versorgung, der im Jahr 2005 aufgetreten sein soll. Vor etwa einer Woche wurde bei einem Systemupdate entdeckt, dass derzeit 1440 Lehrerstellen unbesetzt sind.

 

Rechnet man die unbesetzten Stellen auf die rund 4.000 öffentlichen und allgemeinbildenden Schulen im Land um, fehlen im Schnitt jeder Schule über 9 Deputatsstunden. Sowohl im Finanzministerium als auch im Kultusministerium kann man sich nicht erklären, warum dieser Umstand über all die Jahre nicht bemerkt wurde.

Seit über 20 Jahren weist der VBE auf einen eklatanten Mangel an Lehrkräften im Bereich der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren hin. Seit Jahren herrscht dieser Abmangel auch an Grundschulen und in Teilbereichen an den weiterführenden Schulen. Groß angelegte Umfragen des VBE Baden-Württemberg zur Unterrichtsversorgung haben dies immer wieder empirisch bestätigt. Es ist ein Gefühl, wie beim Ostereier suchen, wenn die Eltern versäumt haben, sie zu verstecken: Ein langes unbefriedigendes Gefühl mit einer lächerlichen Erklärung zum Schluss! Es ist bitter für alle Kolleginnen und Kollegen nun zu erfahren, dass unzählige Überstunden und Krankheitsvertretungen hätten vermieden werden können, wenn das Land seine Aufgaben sorgfältig ausgeführt hätte.

VBE erwartet lückenlose Aufklärung

Darüber hinaus klingt es im Nachhinein wie Hohn, wenn wir Lehrkräfte vor diesem Hintergrund für das schlechte Abschneiden von Schülerinnen und Schülern bei Schulleistungstests verantwortlich gemacht werden sollen. Warum, so fragt der VBE, werden bei der Programmierung keine Kontroll- und Plausibilitätsroutinen hinterlegt? Das Land erwartet von uns Lehrkräften, dass wir einen guten Job machen, das erwarten wir auch vom Land!

Dass nun die fehlenden 1440 Lehrkräfte eingestellt werden sollen, ist recht und schön, nur sind sie durch die versäumte Einstellungspolitik der vergangenen Jahre gar nicht auf dem Markt. Ein Trauerspiel für das Hightech Land The Länd. Der VBE erwartet eine lückenlose Klärung der Situation und eine vollumfängliche Zuführung der nicht abgeflossenen Mittel an die Schulen.

Weitere Infos

Der VBE Baden-Württemberg hat in zahlreichen Studien, Umfragen und Pressemeldungen auf unbesetzte Stellen an den Schulen und Fehlplanungen seitens des Landes hingewiesen. Lesen Sie dazu beispielhaft folgende Pressemitteilungen:

 VBE-Studie: Fast jede zweite Schule kämpft mit Unterrichtsausfällen. 

 VBE-Umfrage: Schulen kämpfen mit Unterrichtsausfällen.

 VBE: Fehlplanungen des Landes für Unterrichtsausfall verantwortlich.