VBE-Stellungnahme zur Bildungsplanreform 2016

VBE Bildungsplan 2016

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg nimmt zur Bildungsplanreform 2016 (Anhörung) des Kultusministeriums Baden-Württemberg wie folgt Stellung:

 

 

 

 

Leitperspektiven:

  • Die Leitperspektiven als Wegweiser für alle Bildungsmaßnahmen sind gelungen. Die Ausdeutung der Leitperspektiven als Leitgedanken in das einzelne Fach wirkt schlüssig.
  • Das christliche Menschenbild als Grundlage der Leitperspektiven sollte stärker betont werden, ansonsten besteht die Gefahr der Hierarchisierung innerhalb der LP. Beispiel: Einseitige Förderungen im Bereich BNE.

Sprachstil:

  • Der Sprachstil ist sehr komplex und verdichtet – besonders bei der Formulierung der Prozessbezogenen Kompetenzen. Kompetenzen lassen sich beim ersten Lesen nicht verstehen und wirken somit demotivierend.

Inhalte:

  • Der Plan ist, was die Fülle der Inhalte betrifft, insgesamt sehr gymnasial gehalten und dadurch teilweise mit einer starken fachlichen Betonung. Die gerade entstehenden Handreichungen sind ebenfalls stark bildungstheoretisch angelegt.

Operatoren:

  • Die Operatoren (handlungsleitenden Verben) sind nicht in allen Fächern deckungsgleich. Für die unterrichtende Lehrkraft bedeutet es, dass sie sich in verschiedene Operatorenlisten einarbeiten muss.
  • Es wäre wichtig gewesen, dass sich die einzelnen Kommissionen bei der Erstellung der Operatorenlisten besser abstimmen.

Niveaustufen:

  • Eine Differenzierung von Sachverhalten, Fertigkeiten und Fähigkeiten in G (kennen, beschreiben = HSA), M (analysieren = MSA) und E (interpretieren = Abitur) Niveau mittels Operatoren ist sehr zu hinterfragen. Das widerspricht sämtlichen didaktischen und pädagogischen Erkenntnissen.
  • Auch Haupt- und Realschüler müssen analysieren und beurteilen können. Dies gehört zum grundlegenden Bildungsauftrag der in der Landesverfassung und im Schulgesetz verankert ist. Das Niveau des HSA und des MSA werden abgewertet und stark vereinfacht, so dass der Bildungsauftrag für diese Schüler nicht mehr gewährleistet ist.
  • Bisher wurde am Sachverhalt differenziert und die Komplexität und Durchdringung eines Themas diente u.a. zur Differenzierung (Didaktische Reduktion).

Verweise:

  • Die Verweise/Bezüge/Vernetzungen zu anderen Fächern sind als Anregung insgesamt positiv zu sehen. Allerdings sind die Verweise willkürlich gesetzt. Z.B. hat das Fach „Wirtschaft“ bei den Verweisen in den ethischen Bereich das Fach „Religion“ einfach vergessen (und vice versa).
  • Die fächerbezogenen Verweise hätten jeweils von beiden Seiten her angelegt sein müssen (keine Absprache der Fächer untereinander). Es fehlt ein runder Tisch für Fächer mit Affinität.

Teilung von inhaltsbezogenen und prozessbezogenen Kompetenzen:

  • Die Teilung in inhaltsbezogene und prozessbezogene Kompetenzen ist verwirrend.
  • Die bisherige Gliederung in fachliche, methodische, personale und soziale Kompetenzen ist komprimiert in diese zwei Arten von Kompetenzen.
  • Inhaltsbezogene Kompetenzen sind auch prozessorientiert, weil sie aufbauend erworben werden. Durch die Inhalte werden die Prozesse erlernt. Diese Trennung ist terminologisch nicht sauber und wird auch den Lehrern zu schaffen machen.

Standardstufen:

  • Plan ist abschlussbezogen gedacht und konzipiert. Aus dem ehemals HSA Abschluss wurde die Standardstufe 7-9 entwickelt. Die 10. Klasse wurde ursprünglich als erweiterter HSA aufgesattelt.
  • Somit wird jetzt in der Folge, dass jetzt nach dem M-Niveau des HSA Planes in der RS unterrichtet wird.

Fragen:

  • Wurde durch die Einbindung von Psychologen, Kinderärzten, Hirnforschern auf eine echte Orientierung am Kind geachtet?
  • Die Fachpläne für Islamischen Religionsunterricht sunnitischer Prägung bleiben im Rahmen des Modellprojektes. Trotzdem muss man fragen, wie weit hier die Ditip Einfluss nimmt. Immerhin sind die handelnden Mitglieder Staatsbeamte der Türkei.
  • Wie können bereits Fortbildungen der einzelnen Fächer angeboten werden, ohne dass konkrete Umsetzungsbeispiele entwickelt wurden?