(Endlich) sind nun bald Sommerferien in Baden-Württemberg. Der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, Gerhard Brand, wünscht seinen Mitgliedern und den Ehrenamtlichen beim VBE schöne und erholsame Sommerferien. Gleichzeitig wirft der VBE einen Blick in die jüngere Vergangenheit. Die dominierenden Themen waren Inklusion, die Maßnahmen des Kultusministeriums zur Qualitätssicherung und die Weiterqualifizierung von Haupt- und Werkrealschullehrkräften.
„Erholen Sie sich, entspannen Sie sich, tanken Sie Kraft für das nächste Schuljahr, aber vor allem: Genießen Sie die Sommerferien!“ Diesen Wunsch gibt der Landesvorsitzende des VBE Baden-Württemberg, Gerhard Brand, den Mitgliedern und Ehrenamtlichen beim VBE mit in die unterrichtsfreie Zeit. Kurz vor dem Schuljahresende wirft der VBE gleichzeitig einen Blick zurück in die jüngere Vergangenheit. Was hat der VBE im letzten Vierteljahr unternommen? Wie hat der VBE die Interessen seine Mitglieder vertreten?
Inklusion im Vordergrund
Das letzte Vierteljahr stand beim VBE Baden-Württemberg die Inklusion im Vordergrund. Der Film von Regisseur Thomas Binn „ICH.DU.INKLUSION.“ wurde vom VBE unterstützt. Beim Filmstart mit Sondervorstellungen in Heidelberg, Ulm und Stuttgart war der VBE auf dem anschließenden Podium mit Experten vertreten. Außerdem hat der VBE eine Expertise zum Thema „Welchen Förderbedarf haben Kinder mit emotional-sozialen Entwicklungsstörungen?“ bei Prof. Dr. Ahrbeck von der Humboldt-Universität zu Berlin in Auftrag gegeben. Ergebnis dieser Expertise war unter anderem, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung seit 2005 um 86 Prozent gestiegen ist. Ein mehr als beunruhigendes Zeichen.
Wie schon in den beiden Jahren zuvor hat der VBE zum Thema Inklusion die maßgebliche forsa-Studie in Auftrag gegeben und diese im Mai veröffentlicht. Lehrerinnen und Lehrer wurden dabei zur Umsetzung der Inklusion befragt: 57% der Lehrkräfte befürworten Inklusion unter der Bedingung, dass die notwendige finanzielle und personelle Ausstattung der Schulen für einen inklusiven Unterricht sichergestellt ist. Diese Bedingungen, zu denen unter anderem die Doppelbesetzung in Inklusionsklassen gehört, sind leider keineswegs sichergestellt.
98% der Lehrkräfte sprechen sich zudem für den Erhalt der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) aus. Deshalb hat der VBE auf der Landespressekonferenz im Mai seiner Forderung nach dem Erhalt der SBBZ nochmal besonderen Nachdruck verliehen. Schülerinnen und Schüler mit hohem Förderbedarf sind auf eine intensive, gute Beziehung zur Lehrkraft und auf sehr viel Unterstützung im Unterricht angewiesen. Zumindest im Moment ist dies in inklusive Settings aufgrund unzureichender Rahmenbedingungen häufig nicht möglich. Schwerpunktmäßig handelt es sich dabei um Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung sowie mit dem Förderschwerpunkt Lernen.
Arbeit des Kultusministeriums kritisch begleitet
Gleich zwei neue Institutionen plant Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann einzuführen. Dabei handelt es sich um das Institut für Bildungsanalysen und das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung. Mit dieser Umstrukturierung reagiert die Ministerin auf Kritik am Bildungsmonitoring und der Lehrerfortbildung. Einher geht damit, dass die Aufgaben der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung auf das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung übergehen. Zudem wird das Landesinstitut für Schulentwicklung aufgelöst. Der VBE hat diese Umstrukturierung begrüßt, gleichzeitig darauf hingewiesen, dass sich kein Mitarbeiter dadurch verschlechtern darf.
Eine anderes wichtiges Vorhaben kündigte die Kultusministerin im Juli an. Zuvor, bereits im Mai, hatte der VBE auf einen drohenden kurzfristigen Lehrermangel hingewiesen. Wie sich bei der Pressekonferenz der Kultusministerin zeigte, bei der das Kultusministerium einen kurzfristigen Lehrermangel einräumte, war die Warnung des VBE nicht unbegründet. Mit einem umfassenden Maßnahmenpaket, das unter anderem die Reaktivierung von Pensionären, die Aufstockung von Teilzeitarbeit, die Qualifizierung von Gymnasiallehrkräften für den Grundschulunterricht und die Reduzierung von Abordnungen umfasst, hat die Kultusministerin reagiert. Zwar kann der VBE diese Maßnahmen nicht gut heißen, versteht aber deren Notwendigkeit.
Parallel zur kurzfristigen Bekämpfung des Lehrermangels bemühte sich das Kultusministerium auch um mehr Stellen. Die warnende Prognose des VBE, wonach bis 2030 allein an Grundschulen in Baden-Württemberg 3.325 zusätzliche Lehrkräfte benötigt werden, regte zum Überdenken der Planung an und führte letzten Endes dazu, dass das Kultusministerium auf die geplanten Stellenstreichungen im schulischen Bereich verzichtet.
Weiterqualifizierung der Haupt- und Werkrealschullehrkräfte
Mit Nachdruck hatte sich der VBE dafür eingesetzt, Haupt- und Werkrealschullehrkräften eine Perspektive aufzuzeigen. Erfreulicherweise hatte das Ministerium deswegen ein Programm zur Weiterqualifizierung von Haupt- und Werkrealschullehrkräften aufgelegt. Dieses ermöglicht den Lehrkräften den horizontalen Wechsel in eine andere Laufbahn. Allerdings ist dafür eine Nachqualifizierung und eine Einführung in die neue Laufbahn erforderlich. Bei der Umsetzung der Qualifizierungsmaßnahmen kam es jedoch zu einigen Unklarheiten.
Mit der Umsetzung der Maßnahmen durch das Kultusministerium war der VBE deshalb auch nicht einverstanden. Der VBE ist der Ansicht, dass die Einführung in die neue Laufbahn so niederschwellig wie möglich stattfinden muss. In einem Brief an die Schulen in Baden-Württemberg sowie an seine Mitglieder hat der VBE diesbezüglich Stellung bezogen, aber auch Informationen zur Umsetzung durch das Ministerium gegeben.
VBE wünscht erholsame Sommerferien!
Neben diesen Aktivitäten war der VBE auch anderweitig für Sie aktiv. Die Stimme der Lehrkräfte hat der VBE bei Fachgesprächen zur Lehrerfortbildung und zur Rolle der Schulleitungen für Qualität an Schulen eingebracht. Außerdem hat der VBE unter anderem eine Schulung für Personalräte, ein Kommunikationsseminar und ein Junglehrervertreterseminar durchgeführt. Stellung bezogen hat der VBE zum Zustand der Schulgebäude, zum Erhalt kleiner Grundschulen, zur Situation der Fachlehrkräfte, zum Schwimmunterricht, zu Fidget-Spinnern… Auch das Engagement gegen Gewalt gegen Lehrkräfte hat der VBE nicht eingestellt.
Der VBE Baden-Württemberg setzt sich auch im neuen Schuljahr für die Interessen der Lehrerinnen und Lehrer in Baden-Württemberg ein. Der Landesvorsitzende, Gerhard Brand, bedankt sich ausdrücklich bei allen Ehrenamtlichen, die den VBE in diesem Schuljahr unterstützt haben. „Es freut mich, dass so viele sich für den VBE engagiert haben. Ich danke Ihnen herzlich für Ihr Engagement und hoffe, dass Sie den VBE auch im neuen Schuljahr unterstützen! Für die kommenden Sommerferien wünsche ich Ihnen aber erstmal eine gute Erholung.“
Bild: Vectorain.com