VBE: Journalistin gibt Kultusministerin Nachhilfe

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg registriert mit einer gewissen Verwunderung, dass jetzt eine Journalistin das Geschäft der sich nicht aus der Deckung wagenden Kultusministerin übernimmt und angesichts im Raum stehender planloser Stellenstreichungen verlässliche Angaben statt vager Zahlenspielereien fordert. Wirklich benötigte Lehrerstellen sollten gegenüber dem Rechnungshof und den Regierungsverantwortlichen gut begründet werden.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Eigentlich wäre es Aufgabe des Kultusministeriums, so VBE-Chef Gerhard Brand, harte Fakten auf den Tisch zu legen und dem Rechnungshof und Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann mit Zahlen zu beweisen, warum man nicht einfach 14 000 Leh­rerstellen abbauen kann, wenn man eine erfolgreiche neue Bildungspolitik machen will. „Mit Pi-mal-Daumen-Rechnungen ist keine nachhaltige (Bildungs-)Politik zu machen“, schreibt Maria Wetzel völlig zu Recht in einem Leitartikel der „Stuttgarter Nachrichten“. Weiter heißt es dort: „Mit ihren fahrlässigen Zahlenspielen setzt die Kultusministerin ihre Glaubwürdigkeit bei denen aufs Spiel, die sie bei ihren Refor­men am nötigsten braucht: Schüler, Eltern und Lehrer.“

Anstatt in den schon reflexhaften Aufschrei von Lehrergewerkschaften, Verbänden und Eltern „Sparen – aber nicht mit uns!“ mit einzustimmen, täte die Kultusministerin gut daran, jetzt den Verantwortlichen in der Politik mit ungeschönten Zahlen präzise offenzulegen, welche Schulen exakt wie viele Lehrerstunden für welche Vorhaben be­nötigten. Solange die Ministerin im Landtag offen zugibt, dass ihr Haus nicht wisse, wo die Landesmittel im Bildungsbereich versickerten, kann sie nicht damit rechnen, dass ihr der Finanzminister für die ehrgeizigen Ziele, mehr Ganztagsschulen zu in­stallieren sowie weniger Unterricht ausfallen zu lassen, das entsprechende Geld res­pektive die notwendigen Lehrerstellen bewilligt. Solange eine Zeitungsredakteurin das Geschäft der Kultusministerin erledigen muss, wird es schwer sein, den Landtag zu mehr Ausgaben für eine qualitativ hochwertigere Bildungspolitik zu bewegen. Da reizt es selbst grün-rote Politiker, die Haltung von Oppositionsparteien einzunehmen und Begehrlichkeiten mit Verweigerung zu bestrafen. Wenn die Kultusministerin in den eigenen Reihen stärkeren Rückhalt für ihre hehren Ziele haben möchte, muss sie aus der Deckung der freundlichen Unverbindlichkeit herauskommen und überzeugende Konzepte und Zahlen offensiv vertreten. „An den Schulen werden bei zunehmenden Aufgaben Lehrerstellen dringend benötigt“, so VBE-Chef Brand, man müsse den Be­darf aber auch für alle nachvollziehbar verständlich erklären und exakt belegen.

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