Zur Mehrarbeit von Lehrkräften gehören aber auch Dokumentationen, Qualitätsanalysen, Lernstandserhebungen, Digitalisierung, Abfragen durch Schulbehörden, Gespräche mit Eltern und vieles mehr. Deshalb fordert der VBE mehr Zeitanteile im Deputat für außerunterrichtliche Tätigkeiten. Die Kürzung des Entlastungsstundenkontingents muss man unverzüglich zurücknehmen – tatsächlich ist eine Erhöhung des Kontingents angebracht, um den gestiegenen Belastungen der Kolleginnen und Kollegen adäquat zu begegnen. Gespräche zur Förderung, Entwicklung und Beratung brauchen Zeit sind nicht Bestandteil des Deputats. Diese Gespräche sind aber nötig und mit Anrechnungsstunden zu versehen.
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Mehr Zeit für Unterricht
Lehrkräfte an den Schulen werden zurzeit mit Aufgaben belastet, die mit ihrer eigentlichen Arbeit, dem Unterricht und dessen Vor- und Nachbereitung, nichts zu tun haben. Unser Credo lautet deshalb: Lehrkräften muss man mehr Zeit für Unterricht einräumen. Gleichzeitig nimmt aber auch die Heterogenität an den Schulen zu. Das stellt sie vor Herausforderungen. Lehrkräfte und Schulleitungen brauchen hier die Unterstützung von professionell ausgebildetem Personal. Damit dies gelingt, setzen wir uns für den flächendeckenden Einsatz von multiprofessionellen Teams ein. In multiprofessionellen Teams arbeiten Menschen, die unterschiedliche Qualifikationen aufweisen – sie können Schulsozialarbeiter, Schulbegleiter, Integrationshelfer, Erzieher, Sonderpädagogen, Schulgesundheitshelfer, Verwaltungsfachkraft etc. sein. Dauerhaft an einer Schule etabliert, stellen diese Teams die Förderung der Schülerinnen und Schüler sicher. Von einem flächendeckenden Einsatz dieser Teams ist Baden-Württemberg allerdings noch meilenweit entfernt. Gerade 16 Modellschulen im Land erproben den Einsatz.
Gerechte Bezahlung für alle
A13 für alle Lehrkräfte ist in den meisten anderen Bundesländern mittlerweile Standard. In Baden-Württemberg aber noch nicht – leider. Das muss sich ändern. Und der Druck wächst. Baden-Württemberg kann sich eine Schieflage in der Besoldung seiner Lehrerinnen und Lehrer nicht länger leisten. Eine gerechte Bezahlung nach A13 beendet die Benachteiligung von Grundschullehrkräften. Sie haben mit 28 Wochenstunden das höchste Deputat aller Schularten und unterrichten die heterogenste Schülerschaft. Es muss gelten: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Damit das gelingt, hat der VBE Baden-Württemberg die Aktion „A13 für alle Lehrkräfte“ auf den Weg gebracht, verbunden mit einer Petition, die mittlerweile schon mehr als 28.500 Menschen unterzeichnet haben. A13 für alle sichert die Attraktivität des Berufs und bietet jungen Lehrkräften und Studierenden eine Perspektive. Eine bessere Besoldung sichert den Bildungsstandort und hilft dabei, dass Lehrkräfte nicht in andere Bundesländer abwandern, in denen bereits A13 für alle Lehrkräfte durchgesetzt wurde.
Bei der Diskussion darf man aber auch nicht die Bestandslehrkräfte an Haupt- und Werkrealschulen nicht zu vergessen. Der VBE fordert, diese systematische Benachteiligung aufzuheben! Sie in A12 zu belassen, während die jungen Kolleginnen und Kollegen besser besoldet werden, ist ungerecht und bringt Unmut in jedes Kollegium. Dies ist nicht nur mit Blick auf die größere Berufserfahrung, die Bestandslehrkräfte mitbringen, nicht mehr tragbar. Eine künftige Besoldung nach A13 ist ein Zeichen der Wertschätzung für ihre jahrelange Arbeit.
Einen Erfolg, den der VBE bei den Fachlehrkräften bereits verbuchen konnte: Die Eingangsbesoldung von Fachlehrkräften wurde Ende 2022 nach A10/E9b angehoben.
Arbeitsbedingungen verbessern
Der VBE macht sich dafür stark, die Arbeitsbedingungen von Lehrkräften zu verbessern. Wer motivierte Lehrkräfte haben will, muss dafür Sorge tragen, dass die Rahmenbedingungen passen. Nur so gewinnt der Beruf der Lehrerin oder des Lehrers wieder an Attraktivität, nur so werden sich jungen Menschen dafür entscheiden, Lehrkraft zu werden. Den Kolleginnen und Kollegen werden aber viele Zusatzaufgaben aufgeladen. Das heißt, dass sie sich weniger auf ihre originäre Arbeit – dem Unterricht und dessen Vor- und Nachbereitung – fokussieren können. Auch für Schulleitungen wird Aufwand für zusätzliche Aufgaben immer größer.
Unser Credo heißt deshalb: Entlastung statt Belastung!
Entlastung kann auf vielen verschiedenen Ebenen stattfinden:
Für Grund-, Haupt-, Werkreal- und Realschule, die Gemeinschaftsschule sowie für die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren fordert der VBE eine verlässliche Lehrkräfteversorgung von 110 Prozent. Die Deputate an diesen Schularten müssen gesenkt und die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte muss neu bewertet werden.
Für die Grundschule fordern wir:
Die Klassengröße muss an Grundschulen muss gesenkt werden. Die Zusammenarbeit zwischen Kita und Schule muss mit deutlich mehr Kooperationsstunden versehen werden.
Wir fordern eine angemessene Zahl von Stunden, um Kinder zu fördern, die beispielsweise eine Lese-Rechtsschreibschwäche, ADHS oder Dyskalkulie aufweisen.
Für die Werkreal- und Hauptschule fordern wir:
Der Klassenteiler muss gesenkt werden. Zudem muss die Schulart personell wie materiell besser ausgestattet werden.
Für die Realschulen fordern wir:
Die Belastung der Lehrkräfte an den Realschulen ist stark angestiegen – daher fordert der VBE eine deutliche Anhebung des allgemeinen Entlastungskontingents. Damit Schulleitungen entlastet werden, muss die Organisationsstruktur großer Realschulen mit über 540 Schülerinnen und Schülern der von Berufsschulen oder Gymnasien angeglichen werden.
Für die Gemeinschaftsschulen fordern wir:
Die Gemeinschaftsschule ist feste Säule in der baden-württembergischen Bildungslandschaft und muss gestärkt werden. Der VBE ist der Auffassung, dass ausreichend materielle, zeitliche und auch personelle Ressourcen einer verbindlichen Ganztagsschule mit einem eigenen pädagogischen Profil zur Verfügung gestellt werden müssen. Lehrkräften an Gemeinschaftsschulen muss die Gelegenheit gegeben werden, in A13 besoldet zu sein.
Für die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren fordern wir:
Die Lehraufträge sind den stark gestiegenen Anforderungen anzupassen. Zeiten für Teambesprechungen, Diagnostik, Dokumentation, Beratung und Elterngespräche müssen als Deputatsstunden in den Lehrauftrag einfließen.
Inklusive Klassen:
Inklusive Klassen sollen bei Bedarf von zwei Lehrkräften – einer allgemeinbildenden Lehrkraft und einer sonderpädagogischen Lehrkraft – unterrichtet werden. Wo der Bedarf für eine inklusive Beschulung einer Klasse mit zwei Lehrkräften besteht, spricht sich der VBE dafür aus. Dies darf jedoch nicht zu Lasten der sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren gehen. Inklusive Beschulung gelingt nur, wenn räumliche, sachlich und personelle Ressourcen gestellt und multiprofessionelle Teams eingesetzt werden.
Bestandslehrkräfte in den Blick nehmen
Der VBE setzt sich dafür ein, die Haupt- und Werkrealschulen in Baden-Württemberg zu erhalten und zu stärken. Die Lehrerinnen und Lehrer an dieser Schulart leisten eine hervorragende Arbeit bei einer zunehmend anspruchsvollen und zunehmend heterogener werdenden Schülerschaft. Der VBE fordert, die Deputate der Lehrkräfte zu senken und ihre Arbeitsbelastung neu zu bewerten. Wir setzen uns dafür ein, dass der Klassenteiler deutlich gesenkt wird. In Zeiten, in denen der Lehr- und Fachkräftemangel die größte Herausforderung an den Schulen in Baden-Württemberg ist, gilt die Aufmerksamkeit umso mehr den Lehrerinnen und Lehrern an den Schulen: Das Bildungssystem ist auf ihre Expertise angewiesen. Für den VBE ist deshalb ganz klar, dass Bestandslehrkräfte und ihre Gesunderhaltung im Fokus stehen.
Einhergehend mit einer gerechten Bezahlung und der Forderung für A13 für alle Lehrkräfte, müssen die Bestandslehrkräfte an Haupt- und Werkrealschulen in den Blick genommen werden und ihnen ein niederschwelliges Verfahren zum Aufstieg nach A13 ermöglicht werden. Sie leisten wertvolle Arbeit über den Unterricht hinaus: Sie bilden Referendarinnen und Referendare aus – den pädagogischen Nachwuchs. Aber: Während diese sofort nach A13 eingruppiert werden, bleiben die Bestandslehrkräfte selbst in A12. Der Grund: Lehrkräfte, die das Lehramt Sekundarstufe I absolviert haben, kommen bereits mit A13 an die Schulen, während Lehrkräfte mit dem Lehramtsabschluss Grund- und Hauptschule zurzeit weiter in A12 eingruppiert bleiben.
Studienkapzität erhöhen
Das originäre Lehramtsstudium muss gestärkt werden. Das Land ist auf gut ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen dringend angewiesen. Das Lehramtsstudium muss durch gezielte und geeignete Maßnahmen gestärkt werden. Wir fordern, die Studienplätze vor allem im Primarbereich und in der Sonderpädagogik auszubauen. Das Land Baden-Württemberg hat hier zwar bereits reagiert und die Studienkapazitäten erhöht, dennoch werden weiterhin zahlreiche Bewerberinnen und Bewerber abgelehnt. Die konstante Ausweitung der Studienkapazitäten, die Stärkung der Studienberatung in Bezug auf die Fächerkombination und eine enge Begleitung im Studium und im Vorbereitungsdienst müssen Priorität vor der Einführung neuer Ausbildungswege haben. Eine enge Studienbegleitung hilft, um die hohen Studienzeiten und Abbruchquoten zu verringern – dadurch kommen mehr originär ausgebildete Lehrkräfte an die Schulen. Es stellt sich ebenso die Frage, ob in Zeiten eines strukturellen Lehrkräftemangels der Numerus Clausus im Grundschullehramt noch angemessen ist, wenn die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber die Zahl der Zulassungsmöglichkeiten weit übersteigt.