VBE: Will Grün-Rot jetzt von Lehrern gar keine Stimmen mehr?

Streichung der Altersermäßigung bringt das Fass zum Überlaufen

Stuttgart. „Nicht nur Tausende von Lehrerstellen werden von Grün-Rot sukzessive gestri­chen, ab 2014/15 will man auch der Altersermäßigung der aktiven Pädagogen den Gar­aus machen“, schimpft Gerhard Brand, Landesvorsitzender des Verbandes Bil­dung und Erziehung (VBE). „Das negative Signal, das mit einer solchen An­ord­nung wieder an die Schulen des Landes hinausginge, wäre fatal“, warnt der VBE-Chef. „Wer einen Bil­dungsaufbruch will, darf die Akteure nicht ständig de­moti­vieren“, mahnt Brand.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Arbeitsmediziner haben die Stresssituation für Pädagogen an der „Schulfront“ mit der eines Rennfahrers verglichen. Da waren die ein, zwei Stunden Altersermäßigung für Vollzeitlehrer ab 58 bzw. ab 60 Jahren ein Zeichen der Wertschätzung und eine in bei­nahe homöopathischer Dosierung verabreichte Entlastung, die ihre (Signal-)Wir­kung trotzdem nicht verfehlte. Diese jetzt aus Haushaltsgründen streichen zu wollen, würde dem angestrebten Bildungsaufbruch der grün-roten Landesregierung einen weiteren herben Dämpfer verpassen. „Wer die Schullandschaft von Grund auf umpflügen will, benötigt dazu motivierte Akteure und keine Mitarbeiter, die sich nicht mehr wert­ge­schätzt fühlen“, geißelt der VBE-Chef weitere Rotstiftmaßnahmen im Bildungs­be­reich. „Nur wenn die Leistungsfähigkeit der Pädagogen erhalten bleibt, wird auch die Schule leistungsfähig sein. Wenn es den Lehrerinnen und Lehrern schlechter geht, kann es der Schule als Ganzes nicht besser gehen. Die Streichung der Altersermäßi­gung ist kontra­produktiv.“

An erster Stelle der schulischen Wunschliste stehen bei Lehrern deutlich kleinere Klassen – derzeit sitzen bis zu 30 Schüler in einer Klasse -, dicht gefolgt von dem Be­dürfnis nach einer spürbaren Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung, da außerunter­richtliche Tätigkeiten der Pädagogen wie Konflikt- und Beratungsgespräche sowie die Teilnahme an Fach- und Teamkonferenzen zur Schulentwicklung und Evaluation in letzter Zeit überproportional zugenommen haben. Weil eine an sich notwendige Depu­tatsreduzierung für Lehrer überhaupt nicht in die finanzpolitische Landschaft passte, war die Gewährung der Altersermäßigung von einer Stunde für Kollegen ab 58 Jah­ren und von zwei Stunden bei 60-Jährigen wenigstens so eine Art symbolischer Akt. „Dar­an zu rütteln, würde viele Lehrkräfte in Rage bringen“, versichert Brand.

VBE wirbt: Schlechte Zeugnisnoten ernst nehmen, aber kein Familiendrama daraus machen

Stuttgart. Spätestens am letzten Schultag vor den Sommerferien bekommen alle Schüler die Jahreszeugnisse. „Eltern, die während des Schuljahres Kontakt mit den Lehrern gepflegt und sich regelmäßig über Lernfortschritte und Leistungen des Kindes informiert haben, dürften am Zeugnistag keine allzu großen Über­raschungen erleben“, versichert der Sprecher des Verbandes Bildung und Er­ziehung (VBE) Baden-Württemberg. Der VBE appelliert an Eltern, Schüler mit schlechten Zeugnisnoten nicht noch zusätzlich zu bestrafen.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

„Warte nur, bis du mittags nach Hause kommst, dann kannst du was erleben!“ Wer mit diesen Worten sein Kind am Zeugnistag zur Schule schicke, habe als Erzie­hungsberechtigter während des Schuljahres wohl selber etwas falsch gemacht, be­hauptet der VBE-Sprecher. Er warnt davor, Kindern mit „gefühlten“ oder echt schlechten Leistungen vor der Zeugnisausgabe Angst einzujagen und sie dann wo­möglich noch mit Liebesentzug zu bestrafen. So schlecht kann kein Schulzeugnis ausgefallen sein, dass Eltern das Kind auf diese Weise abstrafen müssen. Selbst eine Sechs in einem Unterrichtsfach würde es nicht rechtfertigen, sich vom eigenen Kind abzuwenden. Eine schlechte Zeugnisnote oder eine Nichtversetzung signali­sieren vielmehr, dass es in letzter Zeit schulische oder außerschulische Probleme gegeben haben muss und dass spätestens jetzt dringend Gespräche aufgenommen und Hilfsmaßnahmen durchgeführt werden sollten.

Wenn Eltern wegen zu schlechter Zeugnisnoten ein “häusliches Drama“ insze­nieren, nachdem doch alles “gelaufen“ ist, und am Zeugnistag vielleicht sogar die Nerven verlieren, kommt das eher einem Schuldeingeständnis gleich, dass sie sich in letzter Zeit zu wenig um die schulischen Belange des Kindes gekümmert haben.

Auch wenn sich manche Eltern wegen eines deutlich ausgefallenen „Denkzet­tels“ zu Recht Sorgen um ihr Kind machten und zunächst mit Verärgerung reagier­ten, sollten Erziehungsberechtigte daran denken, dass gerade die weniger Erfolg­reichen auf die Unterstützung durch die Familie besonders angewiesen seien, wirbt der VBE-Sprecher um Verständnis und elterliche “Gnade“ für die Strauchelnden.

VBE zur aktuellen Zeugnisausgabe an den Schulen: “Ein Kind ist mehr als die Summe seiner Noten“

Stuttgart. „Die Bewertung schulischer Leistungen in Zeugnissen kann niemals der gan­zen Schülerpersönlichkeit gerecht werden – ganz gleich, ob diese als reine Ziffernnote oder als ausführliche verbale Beurteilung erfolgt“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Ein Schüler sei mehr als die Summe seiner Zeugnisnoten.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Eine Zeugnisnote setzt sich aus verschiedenen Zensuren zusammen, die besonders im Fach Deutsch sehr viele Bereiche abdecken. Gab es früher in Deutsch noch fünf einzeln im Zeugnis ausgewiesene Noten für Lesen, Aufsatz, Sprachkunde, Recht­schreiben und Schrift sowie zwei Zensuren in Mathematik für Rechnen und Raum­lehre, so geht der Trend heute zu Fächerverbünden. Da werden Unterrichtsfächer wie Musik, Sport und Bildende Kunst, die eigentlich nicht viel direkt miteinander zu tun haben, zu einem Konstrukt „MSG“ (Musik-Sport-Gestalten) verschweißt und die jeweiligen Leistungen mit einer Gesamtnote gewürdigt.

„Die Bewertung schulischer Leistungen ist grundsätzlich keine rein arithmeti­sche, sondern immer auch eine pädagogische“, versichert der VBE-Chef. Lehrer machten es sich bei der Notenfindung nicht einfach; nicht nur an Gemeinschafts­schulen berücksichtigten die Pädagogen individuelle Lernfortschritte der Schüler. Die berühmt-berüchtigte „Gauß`sche Normalverteilungskurve“ sei nicht das Maß aller Dinge und keine Richtschnur für die Leistungsbewertung, so Brand.

Ein “Versagen“ des Schülers in der Schule hat stets verschiedene Ursachen. Nicht immer sind Faulheit oder Gleichgültigkeit der Grund für schlechte Leistun­gen. Auch Krankheit, seelische Nöte oder eine ständige Überforderung durch die falsche Schulwahl spielen häufig eine Rolle.

Nach dem Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung machten sich etliche Schüler auf den Weg in eine Schule, der sie leistungsmäßig (noch) nicht ge­wachsen sind. „Obendrein würden an den meisten Schulen viel zu wenig Stütz- und Förderstunden angeboten, weil die entsprechende Lehrerzuweisung fehlt“, moniert der VBE-Chef, „und nicht alle Familien können und wollen sich teuren privaten Nachhilfeunterricht leisten.“ Trotz allem rät Brand bei den Zeugnissen zu mehr Gelassenheit.


VBE warnt: Die Politik, Wirtschaft und Eltern melden stän­dig neue Ansprüche an – Lehrer sind aber keine Alleskönner

Stuttgart. „Die Lehrer fühlen sich von ständig neu gestellten Forderungen, die von allen Seiten an die Schule herangetragen werden, immer mehr überrollt, obwohl die Pädagogen in der Regel hoch qualifiziert und entsprechend belastbar sind“, sagt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Es sollte unmissverständlich definiert werden, was eine gute Schule heute zu erbringen habe und was sie keinesfalls leisten könne.

Die Aufgaben des Lehrerberufs müssten klar umrissen werden. Die Kluft zwischen den Erwartungen der Eltern, der Wirtschaft und der Politiker an die Lehrerschaft und dem, was Schule wirklich leisten könne, sei gewaltig, stellt der VBE-Sprecher fest. Bei allen auftauchenden gesellschaftlichen Problemen – ob Mobbing, Gewalt, Extremismus, Reizüberflutung, Sucht, Drogen oder allgemeiner Erziehungsnot­stand – werde von der Schule grundsätzlich erwartet, dass diese die Schwierigkei­ten möglichst sofort und vor allem erfolgreich in Angriff nehme. Lehrer würden heute nur in zweiter Linie als Wissensvermittler und Lernbegleiter gesehen, dafür eher als Therapeuten, Seelsorger, Elternersatz, Entertainer und bisweilen sogar als „Dompteure“.

Weil Schule stets “Spaß“ machen müsse, dürften Pädagogen ihre Schüler nur we­nig fordern, sollten aber möglichst alle mit besten Zensuren rasch zum Abitur füh­ren, formuliert es der VBE-Sprecher sarkastisch. Sich langsam entwickelnder Un­terricht und auch kooperatives Lernen in Gruppen schneiden bei den Schülern in Konkur­renz zu den schnellen Schnitten der Videoclips, zu kurzweiligen Youtube-Sequen­zen und rasanten Szenen in Actionfilmen immer schlechter ab. So mancher Schüler hält Stille heute gar nicht mehr aus und zeigt ohne Online-Kontakt mit der Außen­welt deutliche Entzugserscheinungen.

Kinder und Jugendliche können sich immer weniger konzentrieren und stören stattdessen den Unterricht. Die Zahl „Verhaltenskreativer“ steigt ständig. Schüler haben gesundheitliche Beeinträchtigungen, leiden an ADHS und unter LRS, sind sozial, emotional oder psychisch auffällig, haben Entwicklungsverzögerungen oder -störungen. Immer mehr benötigen medizinisch-therapeutische Hilfe.

Man müsse sich darüber einig werden, so der VBE-Sprecher, was man von der Schule erwarten könne und was dies der Gesellschaft von den Kosten her wert sei.

VBE: Lehrer sind nicht die Ausputzer der Nation

Kultusminister versucht, niedere Instinkte in der Bevölkerung anzusprechen

Stuttgart. „Natürlich ist es sinnvoll, wenn Lehrer mitbekommen, wie Industriebosse und Handwerker ticken“, sagt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erzie­hung (VBE). „Es gibt aber noch viel mehr Branchen, in denen die `Heulsusen von der Schulfront´ lernen könnten, wie das wahre Leben geht. Sollten Lehrer in den nächsten Ferien nicht auch mal kurz als Copilot in einem Jet mitflie­gen, dem Chefarzt bei einer schwierigen OP assistieren, einem Altenpfleger einen Tag lang bei seiner kräftezehrenden Arbeit über die Schulter schauen? Sollten sich Lehrer nicht auch in den harten Job eines Straßenbauers, eines Polizisten auf einer Montagsdemo, einer Verkäuferin, die den ganzen Tag ste­hen muss, einfühlen können?“

 

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Genügend Ferien haben die „faulen Säcke“ ja, hört man immer wieder. „Und das bisschen Schulehalten bei wohlerzogenen, lernbegierigen Schülern erledi­gen die Lehrer sowieso ganz nebenher am Vormittag, damit sie am Nachmit­tag auf dem Tennisplatz etwas für ihre Gesundheit tun können“, merkt der VBE-Sprecher ironisch süffisant an. Der VBE appelliert an Politik und Gesellschaft, von ständig neuen Forderun­gen an Schule und Lehrerschaft Abstand zu nehmen und realistische Ziele zu setzen. Lehrer können nicht jedes Problem der Gesellschaft lösen und schon gar nicht jeden Wunsch der Wirtschaft erfüllen. Lehrer sind weder die gro­ßen Alleskönner noch magische Wunderheiler, sondern Fachleute für Bildung und Erziehung – Schulmeister im wahrsten Sinne des Wortes.

Es sei traurig, dass ein so gescheiter Politiker wie Andreas Stoch meine, auf der Klaviatur der niederen Instinkte spielen zu müssen, bedauert der VBE-Sprecher. Auf diese Art und Weise könne man zwar kurzfristig den Beifall der Stammtische erheischen, hole aber die SPD nicht aus dem Umfragetief heraus.

VBE: Das kommt nicht gut an, wenn der Kultusminister sich im Landtag über die Aufgaben der Lehrer lustig macht

Stuttgart. In der Lehrerschaft ist die Aussage des Kultusministers im Landtag, dass „die Ausgabe von Taschenrechnern an die Schüler den Pädagogen fortan nicht mehr aufs Deputat angerechnet werden soll“ mit Verärgerung aufgenommen worden. Lehrer erhalten die wenigen Anrechnungsstunden, die es laut Orga­nisationserlass überhaupt noch gibt, nicht als Gutsle, damit sie ruhig gestellt sind, sondern als kleine Entlastung für deutlich umfangreichere Zusatzauf­gaben, versichert der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE).

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Erst jetzt wurden Anrechnungsstunden, die sowieso viel zu knapp bemessen wa­ren, gekürzt. Im Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulbereich, der bisher am schlechtesten versorgt war, wird die Anrechnung von 0,35 Wochenstunden pro Klasse auf 0,30 zurückgefahren. Das entspricht einer Kürzung von 14 Prozent. Zweizügige Grundschulen erhalten somit für das ganze Kollegium lediglich 2 Ent­lastungsstunden. Dafür müssen alle anfallenden Zusatzaufgaben vom Schülerbü­chereinkauf, über die Verwaltung und Pflege von umfangreichen Lehrmittelsamm­lungen bis hin zu den Kooperationen mit örtlichen Vereinen abgedeckt werden. Eine Anrechnungsstunde gilt lediglich als kleine Anerkennung für zu erbringende Leistungen, nicht als echtes Äquivalent, denn die zeitliche Beanspruchung ist um ein Vielfaches höher als diese gewährte Entlastungsstunde. „Vom Lehrer wird stets erwartet, dass er alles zusätzlich übernimmt, denn sonst würden ja die Kinder leiden. Darauf spekuliert auch die Landesregierung“, so der VBE-Sprecher.

Wenn der Kultusminister die Zusatzaufgaben der Lehrer auf die Ausgabe der Taschenrechner reduziert, klingt das in den Ohren engagierter Pädagogen wie Hohn. In letzter Konsequenz müssten die Schulen dann die Kommunen in die Pflicht nehmen, denn die sind als Sachkostenträger für die Taschenrechner der Schüler zuständig. Jeweils zum Schuljahresanfang würde sich dann ein Rathaus­mitarbeiter um den Einkauf, die Inventarisierung, das Stempeln und die Ausgabe mehrerer hundert Schülerbücher kümmern müssen – und natürlich auch um die Ausgabe der Taschenrechner.

VBE: Solidarität mit den Protestaktionen von GEW und Eltern

Stuttgart. Der Landesvorstand des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) zeigt Soli­darität mit den Protestaktionen von GEW und Eltern am 10. Juli. Bereits 5000 sind am letzten Juni-Wochenende trotz Regens dem Aufruf von VBE und den Mitgliedsverbänden des Beamtenbundes gefolgt und haben in Stuttgart gegen Verschlechterungen bei Bildung und Besoldung demonstriert.

„Der VBE und die anderen Verbände im Beamtenbund hatten mit ihrem 500 m langen Protestzug entlang des Stuttgarter Hauptbahnhofes den Eltern und der Bil­dungsgewerkschaft GEW eine hervorragende Steilvorlage geliefert“, so der VBE-Sprecher. „Jetzt können diese den Ball aufgreifen und die Sache klar machen.“

Erst jüngst hatte ein Sprecher des Finanzministeriums behauptet, dass die Lan­desregierung den Beamten nichts wegnehme. Es sei – so wörtlich – „ ein Märchen“, dass es sich um ein Sonderopfer handeln würde. „Dieses ´Märchen´ klingt in den Ohren der jungen Lehrkräfte aber eher wie ein Gruselschocker“, behauptet der VBE-Sprecher: Denn viele Lehrer bekommen erst gar keine Stelle; und die, die das Glück haben, in den Schuldienst übernommen zu werden, müssen drei Jahre lang rechnerisch auf das jeweils zwölfte Monatsgehalt verzichten. Hatte Schwarz-Gelb bereits eine vierprozentige Kürzung der Eingangsbesoldung bei jungen Beamten angeordnet, sattelte die grün-rote Koalition noch einmal vier Prozentpunkte drauf.

Ein leistungsfähiger Staat ist auf eine motivierte und engagierte Beamtenschaft angewiesen. Wer ständig „Prügel“ bezieht, kann nicht „mit voller Hingabe“ arbei­ten. Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber ist keine Einbahnstraße. Wer die treue Erfüllung aller Dienstpflichten erwartet, sollte die Fürsorgepflicht des Dienstherrn gegenüber den Beschäftigten nicht aus den Augen verlieren. Dazu gehören eine angemessene Alimentation und die verfassungsmäßig garantierte Teilhabe an der wirtschaftlichen Entwicklung. Nur weil man an Stammtischen so ungeniert über Beamte herziehen kann, sollten die Staatsdiener nicht bei jeder sich bietenden Ge­legenheit als „Sparschweine“ herhalten müssen, zumal sie sich sowieso nicht groß wehren dürfen. „Faire Bezahlung – auch für Beamte. Jetzt!“, forderten Beamten­bund und seine Mitgliedsverbände am letzten Juniwochenende mehr als deutlich. „Der VBE ist nun gespannt“, so der Sprecher des Lehrerverbands, ob der Minister­präsident und GEW-Mitglied Winfried Kretschmann nach den neuerlichen Protes­ten gleichfalls so „cool“ und scheinbar unbeeindruckt reagieren werde, wie er sich nach der Demonstration des Beamtenbundes gegeben habe.                 

VBE: Streit um die Schulstruktur wäre zweitrangig, wenn Kinder frühzeitig wieder mehr erzogen würden

Stuttgart. „Die Diskussionen über die neue Schulform Gemeinschaftsschule sowie über notwendige Veränderungen bei den etablierten Bildungseinrichtungen kön­nen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das größte Problem der Schulen heute schlecht oder nicht erzogene Kinder und Jugendliche sind“, sagt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Diese Schüler störten ohne Rücksicht auf lernwillige Klassenkameraden stän­dig massiv Schulstunden, egal ob sie als gut präsentierter Frontalunterricht oder in der Form des kooperativen Lernens in der Gruppe angeboten würden.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Permanente Unterrichtsstörungen durch Schüler sollten als solche auch benannt, besprochen und nicht bagatellisiert werden. Der VBE will engagierte Eltern unter­stützt sehen, die sich intensiv um die Erziehung ihrer Kinder bemühen und es nicht mehr hinnehmen wollen, dass Unterricht und Gruppenarbeit durch disziplinlose Ausfälligkeiten unerzogener Schüler kaputt gemacht werden. „Wenn Lehrer perma­nent gezwungen sind, Unterricht – in welcher Form er auch stattfindet – zu unter­brechen, um erzieherisch regulierend einzugreifen, verhindert diese ständig not­wendige Erziehungsarbeit den eigentlichen Bildungsauftrag der Schule oder bremst ihn zumindest deutlich aus“, moniert der VBE-Sprecher.

Weil etliche Kinder und Jugendliche in vielen Elternhäusern nicht mehr die lie­bevoll konsequente Erziehung erfahren dürfen, die für eine gesunde Entwicklung und den schulischen Erfolg nötig wären, wird Lehrern eine Reparaturarbeit aufge­bürdet, bei der selbst der beste Pädagoge auf Dauer scheitern muss.

Jede Bildungsreform würde mit einer begleitenden Erziehungsoffensive durch die Familien noch besser gelingen. Solch eine Erziehung unterstützt die Hinwen­dung zu einer Unterrichtskultur, die Schüler durch eigenständiges Arbeiten fördert und das Selbstwertgefühl der jungen Menschen durch Freude an einer gelungenen Arbeitsleistung positiv beeinflusst.

Grundsätzlich ist jedes Bündnis für Erziehung als gesamtgesellschaftliche Auf­gabe positiv zu werten und als zukunftsweisend zu betrachten. Politische Lager­kämpfe würden dabei nur schaden. Erfreulich wäre obendrein, dass eine verlässli­che Erziehung der Kinder durch deren Eltern den Haushalt des Landes mit keinem Euro belasten und trotzdem zu einem besseren Bildungsergebnis führen würde.