Stuttgart. Beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg wundert man sich immer mehr über die „Rechenkünste“ der grün-roten Regierung. Einerseits sollen Lehrerstellen massiv abgebaut, auf der anderen Seite sollen schulische Angebote weiter ausgebaut werden.
Erst gestern forderte die SPD zwei zusätzliche Sportstunden für Grundschüler. Wie ein erhöhtes Unterrichtsangebot für Schüler mit dem Abbau von Lehrerstellen korrelieren kann, ist dem VBE noch nicht ganz klar. Auch mehr Ganztages- und Gemeinschaftsschulen benötigen mehr und nicht weniger Lehrer.
Dass die Unterrichtsversorgung der Schulen gewährleistet ist, wie die Ministerialdirektorin im Kultusministerium, Dr. Margret Ruep, es heute in einer Pressemitteilung schreibt, mag ja rein zahlenmäßig der Wahrheit entsprechen, trotzdem kommen an den Schulen gefühlt deutlich weniger Stunden als benötigt an. Was eine 100-Prozent-Versorgung ist, definiert die Kultusbehörde. Schulpraktiker und die Opposition sehen das in der Regel anders.
Der VBE weiß von vielen Schulen, die keine Stütz- und Förderkurse mehr anbieten können, keine einzige AG-Stunde mehr im neuen Schuljahr haben. Wie man da noch von Schulprofilen reden kann, ist dem VBE völlig unklar.
„Klar ist, das wichtigste Bildungsziel bleibt unverändert: Jeder junge Mensch soll den jeweils bestmöglichen Bildungsabschluss erreichen können. Der Schulerfolg darf nicht von den finanziellen Möglichkeiten und vom Bildungshintergrund der Eltern abhängig sein“, betonte Dr. Margret Ruep. „Dass Bildungshintergrund und finanzielle Möglichkeiten der Eltern immer eine Rolle spielen, kann man nicht wegdiskutieren“, so VBE-Chef Gerhard Brand, „dass aber der Staat jetzt zu Lasten der Schwächsten spart, ist ein Ärgernis erster Klasse. Kinder begüterter Eltern können sich Nachhilfe leisten, Schüler aus sozialen benachteiligten Schichten sind auf ausreichende und qualitativ hochwertige Angebote der Schulen angewiesen.“