VBE: Im Ranzen auf Klasse statt auf Masse achten

Schülerhefte, Farbstifte und Wasserfarben mit Bedacht kaufen

Noch zwei Wochen sind Sommerferien, und trotzdem tauchen in den Ta­geszeitungen schon bunte Prospekteinlagen zum Schulanfang auf, haben Ladenbesitzer die Schaufenster mit Farbstiften, Ordnern und Schultüten dekoriert. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) rät Eltern, beim Kauf von Unterrichtsmaterialien auf Klasse statt auf Masse Wert zu legen. Schüler arbeiteten mit guten Stiften besser als mit minderwertiger Ware. Jetzt sei noch Zeit, nach Sonderangeboten Ausschau zu halten.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig
Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

In den Kaufhäusern, Schreibwarenläden und Discountern hat man sich bereits voll auf den bevorstehenden Schulanfang eingestellt. Thematisch entsprechend dekorierte Schaufenster, Sondertische und bunte Prospekte machen Eltern klar, für was sie in den nächsten Tagen Geld auszugeben haben; denn trotz gesetzlich verankerter Lernmittelfreiheit müssen etliche Unterrichtsmaterialien von den Er­ziehungsberechtigten eingekauft und damit selbst bezahlt werden. „Das geht vor allem bei der Einschulung ganz schön ins Geld, wenn man ein Kind zum ersten Mal mit Ranzen, Sportzeug, Mäppchen, diversen Buntstiften, Zeichenblock und Wasserfarbkasten mit Pinseln auszurüsten hat“, versichert der VBE-Sprecher.

Der VBE empfiehlt Eltern, für das neue Schuljahr nur die Arbeitsmaterialien anzuschaffen, die auch wirklich benötigt werden, und bei allen Produkten mehr auf Klasse statt auf Masse im Ranzen zu achten. „Fünf oder sechs qualitativ hochwertige Farbstifte sind besser als die spottbillige XXL-Packung mit mehre­ren Dutzend Buntstiften, bei denen ständig die minderwertigen Minen abbrechen und so bei den Hausaufgaben oder im Unterricht beim Schüler Ärger und Frust statt Freude an der Arbeit hervorrufen“, sagt der VBE-Sprecher.

Bei der Auswahl des Ranzens lassen sich selbst Erstklässler in der Regel nur ungern von den Eltern „beraten“. Sie wollen meist genau das Modell, das auch bei den Freunden angesagt ist. Schon bei Schulanfängern gibt es Gruppenzwang und ein Prestigedenken. Dabei werden auf Schulranzen aus dem Vorjahr häufig erhebliche Preisnachlässe gewährt. Eltern von „trendbewussten“ Erstklässlern müssen viel Überredungskunst aufwenden, um ihren Kindern diese wesentlich günstigeren „Auslaufmodelle“ für den Schulbeginn schmackhaft zu machen.

VBE: Schulweg der Erstklässler bereits jetzt in den Ferien üben

Jeder noch so kleine Schulwegeunfall ist ein Unfall zu viel

Zurzeit sind noch Ferien; trotzdem empfiehlt der Verband Bildung und Er­ziehung (VBE) den Eltern der neuen Erstklässler, schon jetzt an die Schule zu denken. Nicht nur der Kauf von Schultüte und Ranzen sei wichtig. Die Eltern der Abc-Schützen sollten die Zeit vor Schulbeginn dazu nutzen, dem Kind die nötige Sicherheit für den künftigen Schulweg zu geben.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig
Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Eltern, deren Kindergartenkind nach den Ferien ein Grundschüler wird, rät der VBE, noch vor dem offiziellen Schulanfang den sichersten Schulweg herauszu­suchen, diesen an mehreren Tagen in aller Ruhe mit dem Sohn oder der Tochter gemeinsam abzulaufen und so den Weg regelrecht einzuüben. Die meisten Städte und Gemeinden geben als Hilfe für Eltern Schulwegpläne heraus, die wichtige Informationen zu Verkehrssituationen vor Ort enthalten.

„Ängste der Schulanfänger vor dem unbekannten Schulweg und Sorgen der Eltern um die gesundheitliche Unversehrtheit der Kinder im Straßenverkehr können abgebaut und mögliche Gefahrensituationen minimiert werden, wenn Erstklässler und deren Eltern die Schulzeit bereits in den Ferien vorbereiten, ge­meinsam den gefahrenärmsten Schulweg auswählen und ihn zur Probe „in Echt­zeit“ mehrmals ablaufen, wenn möglich zu der entsprechenden Uhrzeit – näm­lich morgens zum künftigen Unterrichtsbeginn und mittags nach Schulschluss“, rät der VBE-Sprecher. Das gebe allen Beteiligten ein gutes Gefühl, vor allem, wenn am Ende der Übungsphase die Kinder den Eltern den Schulweg „zeigen“ und sie zur Schule „führen“ dürfen. Schüler, die im ländlichen Raum den Bus benützen müssen, können mit den Eltern auch das sichere Busfahren üben.

Bei Verkehrsunfällen mit Schulkindern ist die Frage, wer daran „Schuld“ ha­be, erst einmal sekundär. Vorbeugung ist viel wichtiger, damit es erst gar nicht zu einem Unglück kommt. Die Schulwegpläne der Städte und Kommunen sind eine Hilfe beim Heraussuchen des sichersten Weges, der nicht immer der kür­zeste sein muss. Den individuellen Schulweg mit seinen spezifischen Gefahren­punkten kennen Eltern am besten. „Diese sollten ihr Kind so gründlich auf die Teilnahme am Straßenverkehr vorbereiten, dass es gesund wieder nach Hause kommen kann“, wirbt der VBE-Sprecher.

Weiterentwicklung von Lernstandserhebungen

Informationsveranstaltung des Kultusministeriums (KM) und des Landesinstituts für Schulentwicklung (LS)

Heike Stober, Mitglied des Landesvorstandes des VBE Baden-Württemberg
Heike Stober, Mitglied des Landesvorstandes des VBE Baden-Württemberg

Am 19.05.2014 erläuterten Ministerialdirigent Dr. Johannes Bergner, Leiter der Abteilung „Allgemein bildende Schulen, Elementarbildung“ (KM) und (in Vertretung von Direktorin Prof. Suzan Bacher (LS)) Prof. Dr. Andreas Jetter, Leiter des Fachbereich 3 „Schulentwicklung und empirische Bildungsforschung“ (LS), unterstützt durch Timo Leuders vom Institut für Mathematische Bildung der Pädagogischen Hochschule Freiburg, die aktuelle Weiterentwicklung und Zielsetzung sowie die Inhalte und wissenschaftliche Begleitung der Lernstandserhebungen, die ab 2016/2017 in Baden-Württemberg zum Einsatz kommen sollen.

Die Begrüßung der Gäste erfolgte durch den Stellvertretenden Direktor, Prof. Volker Gelhaar (LS); die Einführung in die Veranstaltung übernahm (in Vertretung von Ministerialrat Renzo Constantino) Regierungsschuldirektorin Sabine Conrad (KM).

 

Grundsätze und Neuerungen

In seinen Ausführungen setzte Bergner die Weiterentwicklung der Lernstandserhebungen in Baden-Württemberg in Korrelation zur Bildungsplanreform 2016/2017 und erklärte, dass die bisherigen Vergleichsarbeiten durch die neuen Verfahren Lernstand 5 und VERA 8 ersetzt werden.

Rückblickend auf die Bildungsplanreform 2004 knüpfte Bergner seine Darstellung der Hintergründe und Zielsetzung der Weiterentwicklung an die sowohl damals aktiv ergriffene als auch aktuell bestehende Qualitätsverantwortung sowie die daraus resultierte Systematisierung von Qualitätsprozessen und Qualitätsoffensive an. Die Fragestellung der Verwirklichung der Outputorientierung werde im Kontext des neuen Bildungsplans weiterverfolgt. Auf der Grundlage des Abgleichs mit bundesweiten Standards der Kultusministerkonferenz (KMK), mit Länderkommissionsempfehlungen und der im Juni 2006 festgelegten Gesamtstrategie zum Bildungsmonitoring könne es anhand der anvisierten, verpflichtenden Instrumente der Selbstevaluation (SEV) an den einzelnen Schulen gelingen, eine datenbasierte Standortbestimmung und Selbstvergewisserung hinsichtlich des Erreichens der angestrebten Ergebnisse zu erhalten sowie erfolgreiche Maßnahmen der Unterrichtsentwicklung (UE) sowie der Schulentwicklung (SE) abzuleiten.

Ab dem Schuljahr 2016/2017 werden (im Bereich der Sekundarstufe I schulartunabhängig) folgende Lernstandserhebungen implementiert:

• VERA 3 (Mathematik, Deutsch)
• Lernstand 5 (Mathematik, Deutsch)
• VERA 8 (Mathematik, Deutsch, Fremdsprache)

Bergner erklärte, dass die Veröffentlichung der entsprechenden Verwaltungsvorschrift, die aktuell als Entwurf vorliege, für Mitte Juni 2014 geplant sei. Diese werde Auskunft über die Funktion der Lernstandserhebungen und Leistungsmessung, den Einsatz der Verfahren in den Klassen 3, 5 und 8, Fremdsprachenregelungen und den Einsatz der geplanten Testheftvarianten bei VERA 8 erteilen. In Bezug auf die Unterstützung der Schulen verwies Bergner auf die Begleitung durch das LS, Didaktische Handreichungen des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) Berlin (betr. VERA 3 und VERA 8) sowie die Fachberater Unterrichtsentwicklung und Schulentwicklung aller Schularten. Dabei stünden konkrete methodisch-didaktische Materialien mit dem Ziel der Unterrichtsveränderungen sowie Ableitungen von Maßnahmen im Fokus. Ab Februar 2015 stünden der Schulverwaltung Mitarbeiter des LS und des Referats 32 (KM) zur diesbezüglichen Unterstützung zur Verfügung.

 

Inhaltliche Modifikation

Jetter führte in seinem Beitrag den LS-Anspruch hinsichtlich der empirischen Überprüfung von Kompetenzen, Grundsätzliches zu den insbesondere modifizierten Verfahren VERA 8 und Lernstand 5 sowie deren Mehrwert auf und verwies auf die Errungenschaft des diesbezüglich eingerichteten, landeseigenen Online-Portals.

In Bezug auf VERA 8 stellte Jetter dar, dass (im Gegensatz zur Individualdiagnostik) die soziale Bezugsnorm fokussiert werde, was den Einsatz eines lerngruppeneinheitlichen Testhefts bedinge. Die Ziele von VERA 8 bestünden in der datengestützten Weiterentwicklung von Schule und Unterricht, der Feststellung des Lernstands der Schüler auf Basis des KMK-Kompetenzstufenmodells sowie der Professionalisierung der Lehrkräfte, insbesondere des Ausbaus diagnostischer Fähigkeiten als Grundlage einer gezielten Planung pädagogischer Fördermaßnahmen. In Erarbeitung befänden sich drei Testheftvarianten, die zum einen besonderen Stärken, zum anderen auffälligen Entwicklungsfeldern beziehungsweise zum dritten einer ausgeprägten Leistungsspreizung Rechnung tragen sollen und je nach schulintern übereinstimmender Auswahl zum Einsatz kommen sollen.

Jetter erläuterte, dass Lernstand 5 als landesspezifisches Instrument vor dem Hintergrund zunehmender Heterogenität in allen weiterführenden Schularten förderdiagnostische Anschlussmöglichkeiten in den Mittelpunkt stelle. Ziele des zu Beginn der Jahrgangsstufe 5 eingesetzten, zweistufigen Verfahrens (Ebene 1: Analyse/Erhebung, Ebene 2: Maßnahmen/passgenaues Material) seien die Erfassung des individuellen Lernstands und der Heterogenität in einer Lerngruppe sowie die Unterstützung der Unterrichts- und Schulentwicklung; Lernstand 5 sei kein Instrument zur Bewertung der Entscheidung für eine Schulart.

Hinsichtlich des Mehrwerts der veränderten Verfahren führte Jetter den objektiveren Blick auf die Gesamtheit aller Lehr- und Lernprozesse einer Lerngruppe, die fundierte und detaillierte Ergebnisrückmeldung zu prognostisch relevanten Basiskompetenzen, die Stärkung der diagnostischen Kompetenz von Lehrkräften, die Bereitstellung von Unterstützungsmaterial sowie erweiterte Benutzerfreundlichkeit und Zeitersparnis durch die Einrichtung des oben genannten Landesportals an.

 

Konkretisierung

Leuders veranschaulichte in der Folge Konkretisierungen von Diagnose- und Maßnahmenansätzen an Beispielen aus dem Fachbereich Mathematik. Dabei ging er unter anderem auf Diagnosetätigkeiten als alltägliche Voraussetzung für pädagogische Entscheidungen, das Modell des Diagnosedreiecks und besondere Herausforderungen im Rahmen der landesweit gültigen Testerstellung ein.

StD´in Elsbeth Müller-Rosigkeit, Leiterin des LS-Referats 31 „Empirische Verfahren“ moderierte abschließenden offene Fragen aus dem Plenum.

 

Kommentar

In der dargestellten Gesamtschau kann die Weiterentwicklung der Lernstandserhebungen in den oben genannten Klassenstufen, insbesondere die Konzentration der Erhebungen auf relevante Zeitfenster (einmal in der Primar-, zweimal in der Sekundarstufe I), begrüßt werden.

Im Kontext des Wegfalls der verbindlichen Grundschulempfehlung stellt eine Analyse und Interpretation des individuellen Lernstands zu Beginn der Eingangsstufe aller weiterführenden Schularten eine sinnvolle Maßnahme zur Anpassung anschließender Förderinstrumente dar. Besonders bedeutsam hinsichtlich des gesamtbildungspolitisch verfolgten Ansatzes erscheint es, dass die Testung auf die Zukunft ausgerichtete, inhaltlich schulartoffene Maßnahmen und nicht die Wertung der Wahl der jeweiligen Schulart fokussiert.

Im Sinne einer adäquaten Abschlussorientierung ist gleichfalls der Zeitpunkt der Erhebung in Klassenstufe 8, insbesondere für Schüler von Gemeinschaftsschulen mit unterschiedlichen Abschlussmöglichkeiten, schlüssig. Fernerhin ist die weitere Stärkung der Diagnose-, das heißt der Analyse- und Interpretationskompetenzen der Lehrkräfte ein willkommener Schwerpunkt der Weiterentwicklung des gesamten Bildungssystems in Baden-Württemberg. Insbesondere die angekündigten, aus der anvisierten Förderdiagnostik resultierenden Maßnahmen schließen eine bislang stark bemängelte Lücke im Anschluss an die bislang durchgeführte Diagnostik.

Auf die Notwendigkeit einer vorausschauenden, auf einen breiten Adressatenkreis ausgerichtete und flächen-deckend angelegte Lehrerfortbildung im Vorfeld der Implementierung der thematisierten Erhebungsbausteine wird an dieser Stelle ausdrücklich hingewiesen.

VBE: Ferienzeit heißt für viele Schüler noch mehr Fernsehzeit

Dauerberieselung mit inszenierter Gewalt schadet friedlichem Miteinander auf dem Schulhof

„Die Ferien bieten Schülern nicht nur eine nötige Auszeit von der Schule, sondern leider immer auch ausgiebig Gelegenheit, daheim rund um die Uhr vor dem Bild­schirm abzuhängen und Gewalt aufzutanken“, beklagt der Sprecher des Verban­des Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Besonders in den langen Sommerferien säßen viele Kinder noch länger unbeaufsichtigt vor dem Bildschirm als günstigem „Babysitter“ und vernachlässigten dadurch eigene körperliche Be­wegung und sinnvollere Freizeitbeschäftigungen.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig
Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Das reichhaltige Angebot an medialem Mord und Totschlag für Kinder ist beängsti­gend. Kriminalfilme, die früher ausschließlich im Abendprogramm für Erwachsene liefen, werden selbst vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen als Wiederholung am Nach­mittag gezeigt. Genügte in Filmen des Grusel-Altmeisters Alfred Hitchcock noch die Andeutung einer Gewalttat, um Spannung zu erzeugen – etwa die Duschszene in „Psy­cho“ – , werde heute in Nahaufnahme und Zeitlupe gezeigt, wie das Messer ins Fleisch des Opfers dringt – und das auf fast allen Kanälen rund um die Uhr, moniert der VBE-Sprecher. Das mediale Grauen und die virtuelle Gewalt können bei dafür empfänglichen Kindern und Jugendlichen regelrecht zur Sucht werden mit all den Folgen, die auch bei anderen Süchten zu beobachten sind. Besonders eindrucksvolle Kampfszenen auf dem Bildschirm werden zum Leidwesen der aufsichtsführenden Lehrkräfte dann auf dem Pausenhof nachgespielt.

So mancher Schüler konsumiert den Horrorkitzel in den Ferien gleich mittels mehre­rer Medien: TV, Computer, iPhone, Video/DVD, Internet, CD oder Spielekonsole. Eltern darf man dabei keinesfalls aus der Verantwortung entlassen, denn nach wie vor können und müssen Eltern bei Minderjährigen bestimmen, welche Geräte die Kinder ihr eigen nennen und zu welchen Zeiten die Kinder auf die Medien zugreifen dürfen. Jedes technische Gerät hat auch einen Aus-Schalter.

Da die Sommerferien in der Regel länger sind als der Urlaubsanspruch der Eltern, kann es da schnell zu Konflikten in den Familien kommen. „Die Ferienprogramme der Städte, Kommunen, Kirchen und Vereine bieten sinnvolle Alternativen zum Bild­schirmhocken und sorgen außerdem für ein förderliches Gemeinschaftserlebnis“, so der VBE-Sprecher.