Stuttgart. Grün-Rot schaffte 2012 die Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung ab. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Hauk will das nicht wieder rückgängig machen, auch nicht nach einem angestrebten Regierungswechsel. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg appelliert an alle Politiker, spürbar mehr für die Schüler zu tun, die trotz aller Bemühungen den Anforderungen der von ihren Eltern ausgewählten Schulart nicht genügen können und sonst scheitern müssten.
In diesen Tagen haben Viertklässler die Grundschulempfehlung für die weiterführenden Schulen erhalten. Während diese „Empfehlung“ früher einem Marschbefehl glich, können Eltern seit dem Wechsel von Schwarz-Gelb auf Grün-Rot auch anders entscheiden, als die Grundschullehrer empfohlen haben. Die Empfehlung muss der aufnehmenden Schule nicht mehr vorgelegt werden.
Die Freigabe der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung hat dazu geführt, dass sich Schüler mit einer Hauptschulempfehlung verstärkt auf Realschulen, sogar auf Gymnasien anmelden. Gleichzeitig gibt die Politik aber zu wenig Unterstützung für die von ihr verursachte „bunte Mischung“ in den fünften Klassen. So hat sich die Zahl der Sitzenbleiber in den Eingangsklassen der Realschulen innerhalb eines Jahres verdreifacht. Während es an Gemeinschaftsschulen kein Sitzenbleiben gibt, scheitern heillos überforderte Fünftklässler an Realschulen und Gymnasien und werden schließlich „abgeschult“.
„Man kann nicht Dämme einreißen, die Schüler dann aber ohne nennenswerte Hilfe ihrem Schicksal überlassen“, kritisiert der VBE-Sprecher. Die Schulen hätten in den beiden letzten Jahren nicht mehr, sondern sogar weniger Lehrerstunden für Stütz- und Fördermaßnahmen erhalten.
„Die Grundschullehrkräfte spüren nun deutlich weniger Druck von Seiten der Eltern; die Probleme der Schüler haben sich jetzt auf die Realschulen und Gymnasien verlagert“, moniert der VBE-Sprecher und fügt bedauernd hinzu: „Auf zusätzliche Hilfe für diese Schüler warten die Schulen jedoch bisher vergebens. Viele Lehrer fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.“