Lehreranwärter beginnen am 1. Februar den Vorbereitungsdienst

VBE: Die Schulen sind auf junge Pädagogen angewiesen

Stuttgart. Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Hochschulstudium beginnen die Re­ferendare am 1. Februar in Baden-Württemberg den Vorbereitungsdienst in den Ausbildungsschulen sowie an den Staatlichen Seminaren für Didak­tik und Lehrerbildung. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat große Sorge, ob die Mehrzahl dieser jungen Lehrer nach dem in anderthalb Jahren abzulegenden zweiten Staatsexamen auch wirklich einen Platz im Schuldienst des Landes findet. Denn eine Landesregierung, die massiv Leh­rerstellen abbaut, wird nicht gleichzeitig junge Pädagogen einstellen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Kein Abschluss ohne Anschluss gilt für Schüler in Baden-Württemberg. „Dieses Motto sollte eigentlich auch für alle erfolgreichen Referendare Gültigkeit ha­ben“, sagt VBE-Landeschef Gerhard Brand und sieht zurzeit noch zu viele dunkle Wolken über den jungen Lehrkräften, die nach dem 18 Monate dauern­den Vorbereitungsdienst auf jeden Fall erst einmal in die Arbeitslosigkeit ent­lassen werden, um nach den Sommerferien vielleicht als Lehrer an die Schulen zurückkehren zu dürfen. Bei den letzten Durchgängen erlebten etliche der fertig ausgebildeten Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschullehrkräfte eine herbe Ent­täuschung. Ihnen wurde nach der Prüfung die Schultür vor der Nase zugeschla­gen – trotz eines guten zweiten Staatsexamens.

„Für mehr Ganztages- und Gemeinschaftsschulen, für die Inklusion, für aus­reichende Krankheitsvertretungen, für kleinere Klassen und Fördergruppen und für eine an der Zukunft ausgerichteten Schulentwicklung benötigen die Schulen deutlich mehr und nicht weniger Lehrerstundenzuweisungen und damit mehr Pädagogen“, sagt VBE-Chef Brand und spricht sich für eine Verstetigung der Lehrereinstellung aus, „damit nicht heute schon der Lehrermangel von morgenprogrammiert wird“.

31. Januar 2013

Der VBE versichert: Deutlich weniger Stress für Lehrer im Unterricht durch von Eltern besser erzogene Kinder

VBE zum Stress-Report Deutschland 2012

Stuttgart. „Völlig kostenneutral im Sinne eines besseren Arbeits- und Gesundheitsschutzes für Lehrer ließe sich Stress in der Schule spürbar abbauen, wenn Kinder wieder besser oder überhaupt von Eltern erzogen werden würden“, behauptet der Spre­cher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Eine grenzenlose pädagogische Gleichgültigkeit der Erziehungsberechtigten gegenüber negativen Entwicklungen des Kindes und die permanent vorhandene mediale Reizüberflutung machten Lehrern und Schülern die Arbeit im Unterricht unnötig schwer.

Exzessiver Medienkonsum – von dem ständig eingeschalteten Handy über den Compu­ter, DVD-Player und TV-Apparat bis hin zur Spielekonsole – und in Erziehungsfragen grenzenlos nachgiebige, bisweilen sogar nachlässige oder gleichgültige Eltern, er­schwerten Kindern und Jugendlichen, in der Schule konzentriert und selbständig zu ar­beiten. Lehrer müssen daher, bevor sie ihren eigentlichen Bildungsauftrag wahrnehmen können, erst einmal Basis-Erziehungsarbeit leisten, damit Unterricht überhaupt stattfin­den und gelingen kann. „Dieser täglich Spagat zwischen dem eigenen hohen Anspruch an sich selbst und an einen effektiven Unterricht und der vorgefundenen Realität ist Stress pur und macht den Pädagogen das Leben unnötig schwer und sie letztendlich krank“, so der VBE-Sprecher.

Während Betriebsärzte, Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Baumaßnahmen und Fort­bildungskurse sehr viel Geld kosten, können Kinder von deren Eltern ohne große zu­sätzliche finanziellen Aufwendungen wirkungsvoll erzogen werden. Ehrlicherweise müsse man zugeben, dass sich dann ein Teil des schulischen Erziehungsstresses ins El­ternhaus verlagere, räumt der VBE-Sprecher ein, denn Erziehen sei Schwerstarbeit, Weggucken sicher bequemer. Eltern hätten jedoch einen im Grundgesetz verankerten Erziehungsauftrag. Diesen wahrzunehmen sei im Interesse der eigenen Kinder, ver­sichert der VBE-Sprecher.

29. Januar 2013

VBE skeptisch: Mehr Übergänge auf höhere Schulen heißt noch nicht automatisch mehr höhere Abschlüsse

Zu den Übergangszahlen weiterführende Schulen

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg kann die Euphorie des Kultusministers ob der aktuellen Übergangszahlen auf die weiter­führenden Schulen nicht so ohne weiteres teilen. Der erhöhte Zulauf auf Real­schulen und Gymnasien zeigt zwar das Interesse der Eltern auf höherwertige Ab­schlüsse für ihre Kinder. Diese Zertifikate müssen aber alle erst noch nach sechs oder acht Jahren erworben werden. Ob die soziale Herkunft der Schüler damit wirklich schon an Bedeutung verloren hat, zweifelt der VBE stark an.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Dass der Anteil der Kinder mit ausländischer Staatsangehörigkeit an Realschulen und Gymnasien nach Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung höher ge­worden ist, erstaunt nicht. Strebten doch immer wieder Eltern mit ausländischer Staats­angehörigkeit für ihre Kinder die Mittlere Reife oder das Abitur an, selbst wenn die Noten in Mathematik und Deutsch dies eigentlich nicht zuließen. Insofern ist es ver­ständlich, dass jetzt die Übergänge an Realschulen von 27 auf 38 Prozent und an Gym­nasien von 23 auf 30 Prozent anstiegen. „Auf dieser Schulart zu sein, heißt noch nicht, den Abschluss in der Tasche zu haben“, warnt der VBE-Sprecher, und das Sitzenblei­ben sei bisher nur an der Gemeinschaftsschule abgeschafft worden. Wenn die grün-rote Landesregierung weiterhin so restriktiv mit der Zuweisung von Stütz- und Förderstun­den verfahre, habe der VBE erhebliche Zweifel, ob diese Schulen wirklich alle Kinder optimal fördern und bis zum Abschluss führen können. Jetzt die Grundschule dafür in noch mehr die Pflicht zu nehmen, sei eine Ohrfeige für alle Lehrkräfte an dieser Schul­art, die schon bisher optimal und mit modernen Unterrichtsmethoden gearbeitet haben, moniert der VBE-Sprecher.

Die Übergangszahlen auf die Gemeinschaftsschulen dürften für die Kultus-Euphoriker einen gewissen Dämpfer gebracht haben, selbst wenn es aus der Pressemitteilung des Ministeriums nicht herauszulesen ist. Bisher sprach man immer davon, dass jeweils ein Drittel der Schüler mit Empfehlungen für die Hauptschule, die Realschule und das Gymnasium die neue Gemeinschaftsschule besuchen. Jetzt stellt sich heraus, dass nur 12 Prozent mit einer Gymnasialempfehlung dort lernen, aber fast 60 Prozent mit einer Hauptschulempfehlung. Zu Sonderschülern gibt es noch gar keine Aussage.

29.1.13

VBE: Im Interesse der Gesellschaft nur das Beste für die Lehrerbildung – Keine „Masterle“ an die Schulen schicken

Zumeldung zur LPK der CDU zur „Lehrerbildung“

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg erwartet, dass Lehrerbildung grundsätzlich umfassend und professionell erfolgt. Ein Zurück­drehen der Entwicklung, ein „Master light“ oder eine Verkürzung von Studien­zeit und Studieninhalten könnten nicht im Interesse der Gesellschaft liegen, un­terstreicht die stellvertretende VBE-Landesvorsitzende Edda Langecker.

Edda Langecker, stellv. VBE-Landesvorsitzende

Die Gleichwertigkeit der Lehramtsstudiengänge bedingt eine gleich lange Studiendau­er. Daraus resultiert eine Angleichung der Besoldung, der Deputate und der Beförde­rungsmöglichkeiten. Der VBE geht davon aus, dass die Ausbildung universitär erfolgt oder dass zumindest die Fachwissenschaften an der Universität mit den Bildungswis­senschaften an den Pädagogischen Hochschulen intensiver verzahnt werden.

Die bewährte Struktur der drei Phasen Studium, Referendariat und Lehrerfortbildung muss beibehalten respektive intensiviert werden, wobei das Referendariat 24 Monate dauern soll. Dies wird vom VBE mit den Veränderungen in der Schullandschaft begründet, mit neuen Lernformen und Aufgabenfeldern wie Medienerziehung, Gewalt- und Suchtprävention sowie mit der stark zugenommenen Heterogenität (Vielfalt) in der Schülerschaft.

Die Staatsexamen sollten in der bewährten Weise beibehalten werden. Müsste den­noch eine Umstellung auf Bachelor und Master erfolgen, besteht der VBE auf einem vollwertigen Master mit 300 Leistungspunkten (ECTS = European Credit Transfer and Accumulation System) für ALLE Lehrämter. Ein „Master light“ oder ein „kleines Masterle“ sei für den VBE nicht hinnehmbar, so Edda Langecker, da die Qualität von Schule und Unterricht Einbußen erfahren würde.

Ziel einer verbesserten Lehrerbildung müsse sein, die Abbrecherquote bei den Stu­dierenden deutlich zu verringern und ein frühes Burn-out bei den Lehrkräften zu ver­hindern. Dazu sollte ein Kriterienkatalog aufgestellt werden, was ein guter Lehrer von Haus aus mitzubringen habe.

25. Januar 2013

VBE: Schulleitungsstellen immer weniger attraktiv

Bei nur einer Bewerbung keine Bestenauswahl mehr möglich

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sorgt sich um die Neubesetzung von Schulleitungsstellen. „Wenn für das Amt des Schulleiters oder Konrektors – wenn überhaupt – nur ein Bewerber, geschweige denn eine Be­werberin den Hut in den Ring wirft, kann man beim Besetzungsverfahren doch nicht mehr von einer Bestenauswahl reden“, sorgt sich VBE-Chef Gerhard Brand um die Qualitätsentwicklung der Schulen und prangert die mangelnde Attrakti­vität von Funktionsstellen an.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Immer weniger Pädagogen wollen heute Rektor einer Schule werden. Bei den meisten Besetzungsverfahren gibt es nur einen Bewerber für das anspruchsvolle Amt, manche Stellen müssen wiederholt ausgeschrieben werden. Häufig hält die Schulaufsicht ver­geblich Ausschau nach geeignetem Personal, was nicht für die Attraktivität des Lei­tungsamtes spricht. Lehrer fürchten mehr Frust als Freude bei der Herausforderung Schulleitung. „Wenn es keine Bestenauswahl mehr gibt, wird aber auf Dauer die Qualität der Schulen leiden“, warnt VBE-Chef Brand.

Die Ursachen für die deprimierende Bewerberlage sind vielfältig. Zum einen gelten viele der Leitungsstellen finanziell als wenig attraktiv. Das Besoldungsgefüge insge­samt ist in Schieflage. Der Rektor einer kleineren Grundschule und der Leiter eines Gymnasiums werden aus laufbahnrechtlichen Gründen mit bis zu 2000 Euro monatlich unterschiedlich hoch besoldet. Konrektoren an Haupt- und Werkrealschulen verdienen nach dem angekündigten Wegfall der Zulage genauso viel wie die nach A 13 beförder­te Hauptschulkollegen, denen sie dienstliche Weisungen erteilen können. Die Schüler­zahl gilt bei Funktionsstellen als Maßstab für die Besoldungsstufe. Wenn man die deut­liche Zunahme der Aufgaben neben der regulären Unterrichtstätigkeit und den damit verbundenen Mehraufwand an Zeit mit einrechnet, sinkt bei einer Beförderung oft so­gar der reale „Stundenlohn“. Rektoren und Konrektoren werden mit der offiziellen Übertragung der neuen Aufgaben nicht sofort befördert, sondern erst Monate später. Durch drohende Schließungen oder Umwandlung von Schulen kommt ein weiterer Unsicherheitsfaktor für mögliche Bewerber hinzu. Obendrein hat die grün-rote Lan­desregierung die Appetit machenden Führungsseminare für interessierte Lehrkräfte aus finanziellen Gründen ersatzlos gestrichen. „So kann man keine an der Zukunft orien­tierte Personalentwicklung betreiben“, kritisiert Brand.

VBE wünscht dem neuen Kultusmister Andreas Stoch Kontinuität im Amt und Rückhalt in den eigenen Reihen

Stuttgart. Wenn man die Dienstzeit der letzten Kultusminister (m/w) Baden-Württembergs anschaut, fällt auf, dass deren Verbleiben im Amt kürzer wird. Kam Annette Schavan noch auf elf Jahre, war Helmut Rau lediglich fünf Jahre Kultusminister. Marion Schick musste bedingt durch den Regierungswechsel bereits nach einem Jahr gehen. Gabriele Warminski-Leitheußer warf nach nicht einmal zwei Jahren das Handtuch. Jetzt soll Andreas Stoch (SPD) die Erwartungen erfüllen, die seine Vorgängerin noch nicht hatte realisieren können, weil ihr neben der nötigen Zeit auch der Rückhalt in den eigenen Reihen fehlte.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Warminski-Leitheußer hatte versucht, innerhalb von nur 20 Monaten ein zementiertes Schulsystem umzukrempeln: die Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung wurde abgeschafft, die Gemeinschaftsschule eingeführt, die Haupt-/Werkrealschule abgewi­ckelt, das neunjährige Gymnasium zurückgeholt und parallel zum achtjährigen aufge­stellt, der Ausbau von Ganztagsschulen vorangetrieben.

Noch nie sind Lehrkräfte an den Schulen so verunsichert gewesen wie jetzt. Wie lan­ge gilt das Versprechen, dass kleine Grundschulen nicht geschlossen werden? Wo wer­den Haupt- und Werkrealschullehrer in Zukunft ihren Arbeitsplatz finden? Welchen Druck müssen Realschullehrer noch aushalten? Mit welcher Unterstützung dürfen die Kolleginnen und Kollegen bei ihrer Pionierarbeit an den Gemeinschaftsschulen rech­nen? Welche Auswirkungen wird die Inklusion auf Schulen und die Sonderschullehr­kräfte haben? Und wie denkt man, all das, was man in die Wege geleitet hat, wieder zu einem gedeihlichen Ganzen zusammenzuführen, ohne noch mehr Porzellan zu zer­schlagen?

Auf den neuen Kultusminister Andreas Stoch wartet eine Herkulesaufgabe. Der Ver­band Bildung und Erziehung (VBE) wünscht dem neuen Kultusminister den nötigen Rückhalt in den eigenen Reihen sowie den Schulen wieder mehr Kontinuität und Stabi­lität. „Wenn das Kultusministerium beim Umbau der Bildungslandschaft Gas geben will, der Finanzminister aber ständig auf der Bremse steht, führt das zwangsläufig zu Unmut bei allen Beteiligten“, so VBE-Chef Gerhard Brand. Ohne das nötige Personal und die entsprechenden Mittel lasse sich eine solch große Firma wie das Kultusmi­nisterium mit seinen rund 5000 „Filialen“ im Land nicht erfolgreich weiterentwickeln.23. Januar 2013

VBE: Zweisäulen-Modell oder doch nur eine Schule für alle mit einem derzeit noch geduldeten Gymnasialableger?

Stuttgart. In Bad Saulgau ist die Entscheidung über die Einrichtung einer Gemeinschafts­schule in die Hände der Bürger gelegt worden. Die grün-rote Landesregierung fa­vorisiert eindeutig die Gemeinschaftsschule als Einrichtung für alle und prokla­miert das „Zweisäulen-Modell“: Gemeinschaftsschule und Gymnasium. Dass das Gymnasium als eigenständige Schulart bestehen bleiben soll, die Realschule je­doch nicht, obwohl doch die Gemeinschaftsschule eigentlich beide Bildungsgänge abdeckt, scheint einem taktischen Kalkül geschuldet zu sein, so der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg.

Von einem Zweisäulen-Modell zu sprechen, sei nicht ganz richtig, behauptet der VBE-Sprecher. Im Prinzip handle es sich bei der Gemeinschaftsschule – in Reinform mit Oberstufe – um eine Schule für alle (Kampfbegriff „Einheitsschule“), da sie bereits ab Klasse 5 auch den gymnasialen Bildungsgang anbietet. Die Realschulen führen im Ge­gensatz zur Gemeinschaftsschule die Schüler nicht schon ab Klasse 5 direkt zum Abi­tur, sondern erst einmal zur Mittleren Reife; das Abitur kann daran anschließend über die beruflichen Gymnasien erworben werden. Insofern handelt es sich bei der von Grün-Rot angestrebten Schullandschaft mehr um ein „Ein-Säulen-Modell“ mit einem noch geduldeten gymnasialen Sonderweg, den man, da der gymnasiale Bildungsgang von Anfang an in der Gemeinschaftsschule integriert ist, abschaffen könnte, sobald in der Bevölkerung kein hartnäckiger Widerstand mehr zu spüren sein sollte.

Wie man unter den augenblicklichen Rahmenbedingungen auf die erforderlichen 60 Schüler pro Jahrgang für eine gemeinschaftsschulische Oberstufe kommen will, wenn man an den meisten Gemeinschaftsschulen die stabile Zweizügigkeit in Klasse 5 der­zeit – wenn überhaupt – gerade noch erreicht, wird wohl ein großes Geheimnis bleiben. Deshalb wird man wohl auch weiterhin auf die Gymnasien angewiesen sein, ob sie nun beruflich oder allgemeinbildend sind. Die Realschulen dagegen werden alle zur Ein­richtung der Gemeinschaftsschulen zwingend benötigt, weshalb an dieser Schulart der Widerstand gegen eine Auflösung am deutlichsten zu spüren ist.

20.01.2013

VBE wartet nach wie vor auf die Auswertung der Übergangszahlen auf Gemeinschaftsschulen

Stuttgart. Mitte Oktober wurden im Rahmen der Herbststatistik an den Grundschu­len die Übergangszahlen der Viertklässler auf die weiterführenden Schulen erhoben. Dabei wurde abgefragt, wie viele Kinder mit welcher Grundschul­empfehlung auf Gemeinschaftsschulen wechselten. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hatte damals das Kultusministerium aufgefordert, aus Gründen der Transparenz die Zahlen des Übergangsverhaltens offen­zulegen. Auch ein Vierteljahr nach dieser Erhebung werden die Zahlen weiter unter Verschluss gehalten, kritisiert der VBE.

Es verging bisher kaum ein Monat, ohne dass das Kultusministerium oder die Stabsstelle darauf hingewiesen haben, zu welchem Erfolgsmodell sich die neue Gemeinschaftsschule im Land entwickle. Selbst CDU-Bürgermeister und nicht grün-rote Gemeinderäte würden mit Feuereifer Anträge auf die Einrichtung der von Grün-Rot favorisierten Schulart stellen, jubelte das Ministerium. Kritikern, die als Grund für manche Antragstellung die Möglichkeit zur Standortsicherung bei zurückgehenden Schülerzahlen sahen, entgegnete man, dass die neue Schul­art eine Schule für alle sei, ohne den Beweis anzutreten, ob dem wirklich so ist. Da bei der Anmeldung keine Grundschulempfehlungen mehr vorgelegt werden müssen, wisse man folglich auch nicht, welche Schüler Gemeinschaftsschulen besuchten, argumentierte die Kultusbehörde.

Nach der amtlichen Herbststatistik kann das Kultusministerium nun anhand des von den Schulleitern ausgefüllten Statistikbogens 6 genau erkennen, welche Schüler mit welcher Grundschulempfehlung auf die Gemeinschaftsschulen ge­wechselt haben. Beim VBE hat man weiterhin den Eindruck, dass das Ministe­rium an der Veröffentlichung dieser Zahlen nicht sonderlich interessiert ist, denn dann könnte möglicherweise deutlich werden, dass die Gemeinschaftsschule vielleicht doch eher von Schülern mit einer Empfehlung für die Hauptschule als von solchen mit einer Gymnasialempfehlung besucht wird. Der VBE fordert das Kultusministerium jetzt noch einmal unmissverständlich auf, Farbe zu bekennen und die offiziellen Übergangszahlen endlich offenzulegen.

VBE: Realschulen bangen um ihren Weiterbestand

Nicht die Schülerzahl macht Sorge, sondern die Begehrlichkeiten anderer

Stuttgart. 429 öffentliche und 65 private Realschulen gibt es in Baden-Württemberg. Seit­dem die grün-rote Landesregierung auf die Gemeinschaftsschule setzt, fürchten bestehende Realschulen eine „feindliche Übernahme“ durch die neue Schulart, weiß der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Unter den landesweit 120 Anträgen auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule im neuen Schuljahr sind nach Angaben des Kultusministeriums lediglich vier Realschulen. Das Verlangen nach der neuen Schulart scheint bei den Realschulen nicht sonder­lich ausgeprägt zu sein.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Obwohl die Realschulen eher zu viel als zu wenig Schüler haben, geht doch die Angst in den Kollegien um, dass der Bestand der Schule gefährdet sein könnte. Grund dafür ist die Hartnäckigkeit, mit der das Kultusministerium versucht, den Realschulen ein Aufgehen in der „Gemeinschaftsschule“ schmackhaft zu machen. „Wenn man jetzt von Seiten der Landesregierung die Realschulen zu der neuen Schulart zu sehr drängt, tut das der Realschule, den Lehrern, Schülern und Eltern nicht gut”, sagt der VBE-Sprecher und verweist auf die alte Wikingerweisheit: „Wirf deinen alten Eimer niemals weg, be­vor du nicht weißt, ob der neue wirklich dicht ist.“

„Wir fühlen uns in unserer Arbeit nicht mehr wertgeschätzt“, so eine Realschullehre­rin aus Mannheim. Es sei frustrierend, „wenn der oberste Dienstherr eine Schulart mit rund 500 Standorten, 14.000 Lehrkräften und 240.000 Schülern zum Auslaufmodell erklärt, obwohl diese Schulen hervorragend arbeiten und dem Land verlässlich leis­tungsstarke und leistungsbereite Absolventen bescheren.“

Durch den Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung hat die Realschu­le Schüler hinzugewonnen, ist die Vielfalt an Schülerpersönlichkeiten größer gewor­den. „Dieser Herausforderung haben sich die Realschulen gestellt“, versichert der VBE-Sprecher.

Der VBE will nicht die Abwicklung der Realschule, sondern deren Stärkung durch den Ausbau des Wahlpflichtbereiches, eine Überarbeitung der Konzeption der Fächer, die Hervorhebung des typischen Profils dieser Schulart, eine zeitliche Entlastung der Kollegien und Schulleitungen, zusätzliche Lehrerstunden und Pädagogische Assisten­ten, die es bisher nur an Grund- und an Werkrealschulen gibt, sowie die Erweiterung der Realschule um zwei Jahrgangsstufen mit der Möglichkeit, dort die Fachhochschul­reife zu erwerben (R8) und eine verstärkte Vernetzung mit den beruflichen Gymnasien.

VBE: Wird das Amt des Kultusministers zum Schleudersitz?

Köpfe werden ausgetauscht, an der Politik ändert sich wohl nichts

Stuttgart. Den Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg überrascht der Rücktritt der Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) zu diesem Zeitpunkt, wo sie doch gerade erst den Misstrauensantrag der Opposition über­standen hat. Wenn Bildungspolitik bei den Menschen vor Ort nicht richtig an­kommt, muss man sich fragen, ob es etwas nützt, wenn man den Kopf an der Spitze eines Ressorts austauscht, die Politik aber nicht verändert.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Schulen wurden in letzter Zeit immer wieder von Reformen überrollt und sehnten sich nach Stabilität und Ruhe zum Arbeiten. „Mal keine Reform, das wäre eine Reform“ hieß es in Lehrerkreisen. Jetzt mangelt es auch dem Kultusministerium an Stabilität. Vor der Weihnachtspause wurde der Pressesprecher geschasst, jetzt nimmt die Kultus­ministerin auf internen Druck ihren Hut, demnächst wechselt der Staatssekretär auf den OB-Sessel in Karlsruhe. „Kontinuität, Stabilität und Verlässlichkeit sehen anders aus“, stellt VBE-Chef Gerhard Brand mit Bedauern fest.

Wenn bei einem Fußballverein die Spieler keine Tore schießen, werde der Trainer ausgewechselt. Wenn die Bildungspolitik der grün-roten Landesregierung bei der Bevölkerung nicht anzukommen scheine, werde die Kultusministerin in die Wüste ge­schickt. Während die Kultusministerin noch für Lehrerstellen kämpfte, sprach sich Mi­nisterpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) für einen massiven Abbau von Lehrer­stellen aus. Wenn das Kultusministerium beim Umbau der Bildungslandschaft Gas ge­ben wollte, zog der Finanzminister die Notbremse, was zwangsläufig zu Unmut bei allen Beteiligten führte. „Inklusion, mehr Ganztagesangebote und Gemeinschaftsschu­len, einen richtigen Ergänzungsbereich für Stütz- und Förderkurse sowie AG-Stunden kann es nicht unter dem Diktat des Rotstiftes geben“, sagt VBE-Chef Brand. Auch ein neuer Kultusminister benötigt für neue Aufgaben zusätzliches Personal.

Der VBE bedauert, dass der seitherigen Kultusministerin Dinge vorgeworfen wurden, die weniger in der Sache begründet sind, sondern eher aus der Mottenkiste des Spieß­bürgertums stammen: Warminski-Leitheußer ist nicht die einzige Führungskraft, deren enger Zeitplan immer wieder Verspätungen bei wahrzunehmenden Terminen bedingt.

 

8. Januar 2013