VBE: Zweisäulen-Modell oder doch nur eine Schule für alle mit einem derzeit noch geduldeten Gymnasialableger?

Stuttgart. In Bad Saulgau ist die Entscheidung über die Einrichtung einer Gemeinschafts­schule in die Hände der Bürger gelegt worden. Die grün-rote Landesregierung fa­vorisiert eindeutig die Gemeinschaftsschule als Einrichtung für alle und prokla­miert das „Zweisäulen-Modell“: Gemeinschaftsschule und Gymnasium. Dass das Gymnasium als eigenständige Schulart bestehen bleiben soll, die Realschule je­doch nicht, obwohl doch die Gemeinschaftsschule eigentlich beide Bildungsgänge abdeckt, scheint einem taktischen Kalkül geschuldet zu sein, so der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg.

Von einem Zweisäulen-Modell zu sprechen, sei nicht ganz richtig, behauptet der VBE-Sprecher. Im Prinzip handle es sich bei der Gemeinschaftsschule – in Reinform mit Oberstufe – um eine Schule für alle (Kampfbegriff „Einheitsschule“), da sie bereits ab Klasse 5 auch den gymnasialen Bildungsgang anbietet. Die Realschulen führen im Ge­gensatz zur Gemeinschaftsschule die Schüler nicht schon ab Klasse 5 direkt zum Abi­tur, sondern erst einmal zur Mittleren Reife; das Abitur kann daran anschließend über die beruflichen Gymnasien erworben werden. Insofern handelt es sich bei der von Grün-Rot angestrebten Schullandschaft mehr um ein „Ein-Säulen-Modell“ mit einem noch geduldeten gymnasialen Sonderweg, den man, da der gymnasiale Bildungsgang von Anfang an in der Gemeinschaftsschule integriert ist, abschaffen könnte, sobald in der Bevölkerung kein hartnäckiger Widerstand mehr zu spüren sein sollte.

Wie man unter den augenblicklichen Rahmenbedingungen auf die erforderlichen 60 Schüler pro Jahrgang für eine gemeinschaftsschulische Oberstufe kommen will, wenn man an den meisten Gemeinschaftsschulen die stabile Zweizügigkeit in Klasse 5 der­zeit – wenn überhaupt – gerade noch erreicht, wird wohl ein großes Geheimnis bleiben. Deshalb wird man wohl auch weiterhin auf die Gymnasien angewiesen sein, ob sie nun beruflich oder allgemeinbildend sind. Die Realschulen dagegen werden alle zur Ein­richtung der Gemeinschaftsschulen zwingend benötigt, weshalb an dieser Schulart der Widerstand gegen eine Auflösung am deutlichsten zu spüren ist.

20.01.2013

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