Ganztagesgrundschulen neuen Zuschnitts – jetzt möglicher Bestandteil des Schulalltags

Lukas Beck, Referat Grundschulen VBE Landesbezirk Südbaden
Lukas Beck, Referat Grundschulen VBE Landesbezirk Südbaden

Unter Verweis auf die VBE-Stellungnahme im VBE-Magazin 4-14 zu den Ganztagesgrundschulen gehe ich hier auf die Eckdaten ein, die inzwischen ihren Weg durch den Landtag hinter sich haben. Der Veröffentlichungszeitpunkt fällt nicht zufällig mit dem Start der Ganztagesschulen neueren Modells, sowie mit dem Start des Antragszeitraums für die Beantragung neuer Ganztagesgrundschulen für das kommende Schuljahr zusammen. Das gleiche Prozedere gilt auch für die Grundstufe an Förderschulen. Der besseren Lesbarkeit ist es geschuldet, dass dies in diesem Text unter dem Begriff Ganztagesgrundschulen subsumiert ist.

BW goes GTS

Ganztagesschulen sind auf Grund des gesellschaftlichen Wandels zu einem notwendigen Bestandteil unserer Schullandschaft geworden.

Deshalb hat die Landesregierung mit den Kommunalen Landesverbänden gemeinsam Eckpunkte für das Ganztagsschulkonzept vereinbart. In Folge dessen wurde Mitte Juli 2014 eine neue, flexiblere Ganztagschule an Grundschulen und den Grundstufen der Förderschulen im Schulgesetz verankert. Daneben können die bisherigen Ganztagsgrundschulen weiterbestehen oder sich am neuen Konzept orientieren. Die Beantragung einer Ganztagesschule nach neuem Konzept erfordert die Beantragung des Schulträgers mit Zustimmung der Schulkonferenz. Dazu bedarf es der Erarbeitung eines pädagogischen Konzepts, das einen rhythmisierten Ganztagesbetrieb vorsieht. Schülerinnen und Schüler können nach der/den jeweils angebotenen Form/en zwischen der verbindlichen und der Wahlform wählen. Die getroffene Entscheidung ist ein Jahr bindend.

Reden wir über die Zeit und Geld

Für die Einrichtung einer Ganztagesgrundschule sind 25 Schülerinnen und Schüler (SuS) notwendig. Bei jeweils 4 weiteren wird eine neue Gruppe eingerichtet. Die „Zauberzahlen“ heißen also

29 SuS für 2 Gruppen
54 für 3 Gruppen
79 für 4 Gruppen       usw.

Die Schule wählt eines der folgenden Modelle aus

Die Höhe der Zuweisung pro
Gruppe beträgt:
Ganztagsangebot an
der Schule
 Lehrerwochenstunden-Zuweisung
pro Gruppe
3 Tage à 7 Zeitstunden          6
3 Tage à 8 Zeitstunden          9
4 Tage à 7 Zeitstunden          8
4 Tage à 8 Zeitstunden          12

 

Für SuS ist das Ganztagesangebot kostenlos. Eine Ausnahme bildet das (verpflichtend angebotene) Mittagessen, für das der Schulträger einen Beitrag verlangen darf. Die Organisation aller Angebote erfolgt durch oder in enger Kooperation mit der Schule.

Grundsätzlich liegt die Gesamtverantwortung für die Ganztagesschule, also auch für das Mittagessen, beim Land. Die Aufsicht beim Mittagessen wird vom Schulträger übernommen. Außerhalb des Speiseraums ist hingegen wieder die Schule verantwortlich. Diese erhält vom Land einen Geldbetrag nach einem festen Schlüssel, so dass neu einzustellende Betreuungspersonen derzeit 15 EUR Stundenlohn in Empfang nehmen dürfen. Die Anzahl der Aufsichtspersonen richtet sich ebenfalls nach einem Schlüssel, der sich an der Gesamtschülerzahl berechnet: grundsätzlich sind zwei Aufsichtspersonen anwesend, ab 161 Schüler 3, ab 241 Schülerinnen und Schüler vier, usw….

Ein neues Zauberwort heißt „Monetarisierung“. Das bedeutet, dass die Schule bis zu 50 Prozent der Lehrerwochenstunden (für den Ganztagesschulbetrieb) in Geld umwandeln kann, um außerschulische Partner zu bezahlen oder die Schulleitung zu entlasten. Letztere bekommt für den gesamten Organisationsaufwand im GTS-Betrieb nur 1 (eine!!!) Anrechnungsstunde und kann sich durch Monetarisierung eine zweite „erkaufen“. Eine Lehrerwochenstunde wird dabei mit 1860.- EUR berechnet. Der VBE ist der Ansicht, dass weder eine noch zwei Stunden Anrechnung dem tatsächlichen Arbeitsaufwand zur Organisation einer Ganztagesschule gerecht werden und fordert hier deutliche Nachbesserungen.

Die Ganztagesgrundschule muss unter den bestehenden Rahmenbedingungen unentgeltlich angeboten werden. Mit den Kooperationspartnern und den eingesetzten Personen müssen verlässliche schriftliche Absprachen getroffen werden. Die Formulare werden vom Kultusministerium zur Verfügung gestellt.

Alle bestehenden sonstigen Betreuungsprogramme des Landes laufen zum Ende des Schuljahres 2014/15 aus (Horte, verlässliche Grundschule, Nachmittagsbetreuung usw.). Ab 2016/17 gibt es zusätzlich nur noch das Jugendbegleiter-Programm.

Was derzeit möglich ist

Auch im Herbst 2014 können Anträge für das Schuljahr 2015/16 gestellt werden. Dies können sowohl Schulen tun, die den Ganztagesbetrieb über das neue Modell aufnehmen wollen, oder Schulen, die bereits Ganztagesschule sind und auf das neue Konzept umsteigen wollen. Schulen, an denen bereits ein Ganztageskonzept (nach bisherigem Modell) umgesetzt ist, können dieses auch künftig weiterführen. Sie können ihre „Umwandlung“ auch zu einem späteren Zeitpunkt beantragen.

Eltern deren Grundschule Ganztagesschule wird, die ihr Kind aber nicht dorthin geben wollen, stellen einen Antrag auf Einschulung in eine Nachbarschule ohne GTS-Betrieb. Dies gilt auch umgekehrt, wenn Eltern ihr Kind in eine GT-Schule geben wollen, aber am Ort keine angeboten wird.

Weiterführende Links:

http://www.kultusportal-bw.de/,Lde/Startseite/schulebw/Neues+GTS_Programm
Für Beratung steht außerdem die Serviceagentur „Ganztägig lernen“ zur Verfügung http://www.bw.ganztaegig-lernen.de

 

VBE mahnt erneut Ethikunterricht für Grundschüler an

Aus finanziellen Gründen darf Werteerziehung nicht verhindert werden

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Stuttgart. „Bildungsgerechtigkeit muss in der Grundschule anfangen“, sagt der Vorsit­zende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand. Dazu gehöre auch ein Ethikunterricht für alle Schüler, die nicht am Religionsunter­richt teilnehmen. Alle Kinder sollten möglichst früh eine optimale Bildung und Erziehung genießen dürfen. Bis heute warten die Grundschulen vergeb­lich auf den in der Koalitionsvereinbarung festgeschriebenen Ethikunterricht.

Grundschüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, bleiben nicht nur ohne alternative Bildungsangebote, sie sind für die Schulen auch eine echte Herausfor­derung, was die Beaufsichtigung betrifft. Denn auf der einen Seite hat man die ver­lässliche Grundschule, die verhindert, dass man Schüler in Randstunden vorzeitig nach Hause schicken darf, andererseits stehen den Schulen für „Nicht-Unterricht“ auch keine Lehrerstunden zur Verfügung.

Nicht einmal sinnvolle Stütz- und Förderkursstunden können alternativ für Grund­schüler angeboten werden, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen. „Der von Grün-Rot vorgesehene Ethikunterricht ab der ersten Klasse für Kinder, die keinen Religionsunterricht besuchen, ist schlichtweg aus finanziellen Gründen noch nicht umgesetzt worden“, kritisiert VBE-Chef Brand.

VBE begrüßt, dass die „Zwangsehe“ von Musik, Handarbeit und Kunst im Fächerverbund MeNuK wieder aufgelöst wird

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßt es, dass Musik, Handarbeit und Bildende Kunst aus dem Fächerverbund „MeNuK“ (Mensch, Natur und Kultur) herausgelöst wird und wieder zu eigen­ständigen Unterrichtsfächern der Grundschule werden, wie es Kultusminister Andreas Stoch (SPD) auf der Jahrestagung des Landesverbands der Musikschulen auf Schloss Kapfen­burg (Ostalbkreis) bekannt gegeben hat.

Seit der Bildungsplanreform 2004 sind in der Grundschule Musik, Kunst und Hand­arbeit im Fach „MeNuK“ (Mensch, Natur und Kultur) enthalten. In der Hauptschule wurden damals Musik, Sport und Kunst zum Fächerverbund „MSG“ zusammengefasst. Somit gab es nach der Einführung der neuen Bildungspläne die Fächer Musik und Bil­dende Kunst an den Grund- und Hauptschulen überhaupt nicht mehr. Da die Musik in den Fächerverbünden aufgegangen oder – je nach Standpunkt – untergegangen sei, konn­te auch der Bedarf an Musikpädagogen besser kaschiert werden, moniert der VBE-Spre­cher.

Die für Schüler meist hoch motivierenden Noten der sogenannten „Nebenfächer“ Handarbeit, Musik und Zeichnen verschwanden völlig zu Gunsten des Fächerverbunds MeNuK, wo es eine Gesamtnote gab. Durch die zusammengerechneten Zensuren wur­den unterschiedliche Schülerleistungen nivelliert. In Handarbeit mangelhaft, in Musik sehr gut gab die MeNuK-Note befriedigend, eine wenig aussagekräftige Durchschnitts­note.

Aus gutem Grund werden Musik und Kunst an der Realschule und am Gymnasium weiterhin als Einzelfächer erteilt, da grundsätzlich ein solides Fachwissen notwendig ist, bevor man interdisziplinär arbeiten kann.

Schon seither galten Musik, Handarbeit und Bildende Kunst aus Sicht vieler lediglich als schmückendes Beiwerk in der Schule, als Erholung für die vom „richtigen“ Lernen in den Hauptfächern Deutsch und Mathematik gestressten Schüler. Das Bündeln zu einem Fächerverbund habe diesen Trend verstärkt, selbst wenn in der Summe keine ein­zige Stunde gegenüber der alten Stundentafel verloren gegangen sei, beklagt der VBE-Sprecher. Der musisch-künstlerische Bereich habe durch den Fächerverbund klar an Bedeutung verloren. Diesen Fehler jetzt rückgängig zu machen, zeuge von Einsicht und Größe.

VBE rät Landesregierung, den Fokus weg von der Gemeinschafts­schule und mehr auf die vernachlässigten Grundschulen zu richten

Stuttgart. „Bildungsgerechtigkeit muss bereits in Kindertagesstätten und in der Grund­schule anfangen und nicht erst in den Gemeinschaftsschulen“, sagt der Vorsit­zende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand. Die Ab­hängigkeit des Schulerfolges von der sozialen Herkunft zeige sich schon vor und in der Grundschule. Alle Kinder sollten möglichst früh eine optimale Bil­dung und Erziehung genießen dürfen. Trotzdem warteten die Grundschulen immer noch vergebens auf die Hilfe der grün-roten Koalitionäre.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Auch im laufenden Schuljahr ist wieder keine einzige Poolstunde für Klassenleh­rerstunden oder Klassenteilungen an die Grundschulen gegangen, fehlen weiterhin Vertretungslehrkräfte, um die vorgeschriebene Verlässlichkeit der Grundschule zu garantieren, gibt es kaum Arbeitsgemeinschaften wie Schulchor und Theater sowie ausreichende Stütz- und Förderstunden. Grundschüler, die nicht am Religionsun­terricht teilnehmen, bleiben ohne alternative Bildungsangebote und Beaufsichti­gung. Der von Grün-Rot vorgesehene Ethikunterricht ab der ersten Klasse für Kin­der, die keinen Religionsunterricht besuchen, wird deshalb nicht umgesetzt, weil er zu viele Lehrerstunden kostet und Grün-Rot diese lieber streicht statt investiert.

Eltern zahlen aus der eigenen Tasche private Nachhilfestunden für ihre Kinder, weil Bildungsgerechtigkeit eben auch Geld kostet. Das können sich jedoch nicht alle Eltern finanziell leisten. Hilfe wurde von der Landesregierung bisher immer nur versprochen, aber noch nicht umgesetzt. Deshalb hängt die Bildung der Grund­schüler nach wie vor nicht nur von der Herkunft, sondern auch vom Geldbeutel der Eltern ab.

„Bevor das von der SPD geführte Kultusministerium Anerkennung von Lehrern und Eltern bekommen kann, muss noch einiges getan werden. Der Kultusminister bemüht sich redlich, benötigt jedoch die Unterstützung des Finanzministers“, sagt VBE-Chef Brand. Die Grundschulen seien jetzt und nicht irgendwann auf die Hilfe durch die Politik angewiesen. „Es wäre an der Zeit, den bildungspolitischen Fokus von den ständig in den Schlagzeilen stehenden Gemeinschaftsschulen mehr auf die bisher sträflich vernachlässigten Grundschulen zu lenken“, so Brand.

VBE: Die Politik muss mehr für die Grundschulen tun

Primarstufe ist das Fundament einer soliden Bildung

Stuttgart. Durch die vielen Berichte über neue Gemeinschaftsschulen, sterbende Haupt­schulen, übervolle Realschulen sowie über G 8 und G 9 rückt die Grundschule aus dem Blickfeld. 2433 gibt es davon in Baden-Württemberg. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) macht sich für eine Aufwertung der Grund­schulen stark und nimmt dafür die Politik in die Pflicht.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse über kindliche Lernprozesse müs­sen Kompetenzen von Schülern gestärkt und Strategien zum gemeinsamen und in­dividuellen Lernen vermittelt werden. Ziel ist es, in der Grundschule die Grundlage für ein erfolgreiches „lebenslanges Lernen“ zu legen, so der VBE-Sprecher. Der Lehrerverband bejaht den Leistungsanspruch der Grundschule ausdrücklich, denn „Kinder wollen etwas leisten und freuen sich über jeden Lernfortschritt, den sie selber feststellen können oder der ihnen bestätigt wird.“ Dafür werden ausreichen­de Lehrerstellen – auch für Krankheitsvertretungen, für Arbeitsgemeinschaften so­wie für Stütz- und Förderstunden benötigt. Hier ist noch einiges im Argen.

Der VBE unterstützt ein Beurteilungssystem in der Grundschule, das auf positive Verstärkung, Ermutigung und Motivation zum selbstständigen Lernen aufbaut. Dies führt beim Schüler zur Stärkung des Selbstwertgefühls, zur Selbstsicherheit und zum Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit. Eltern müssen die Schule beim Bildungs- und Erziehungsauftrag unterstützen. „Das heißt nicht, dass Eltern ständig Nachhilfelehrer spielen müssen“, unterstreicht der VBE-Sprecher, sondern bedeutet, dass Eltern schulisches Lernen grundsätzlich wichtig nehmen und die Kinder entsprechend ermuntern – und das nicht nur vor Klassenarbeiten(!). Die Kommunikation zwischen Eltern und Pädagogen ist dabei besonders wichtig.

Der VBE setzt sich mit Vehemenz für die schon lange überfällige Aufwertung der Grundschularbeit ein, denn „das Fundament ist nicht nur beim Hausbau von Bedeutung“, so der VBE-Sprecher. Viele Eltern wünschten sich eine verlässliche Grundschulbetreuung oder mehr Ganztagesschulen. Dies unterstützt der VBE, möchte aber trotz des besseren pädagogischen Konzeptes bei der gebundenen Ganztagesschule keine „Zwangsbeglückung“, sondern weiterhin die freie Wahl­möglichkeit für Eltern, ihre Kinder nachmittags daheim zu haben oder gut in einer Schule aufgehoben zu wissen.

VBE: Grün-Rot vernachlässigt die Kleinen

Wo bleibt die Unterstützung für die Grundschulen?

Stuttgart. „Bildungsgerechtigkeit muss bereits in Kindertagesstätten und in der Grund­schule anfangen“, sagt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand. Die Abhängigkeit des Schulerfolges von der sozialen Herkunft zeigt sich schon in der Grundschule. Alle Kinder sollten möglichst früh eine optimale Bildung und Erziehung genießen dürfen. Trotzdem warten Grundschulen bis heute vergebens auf die Hilfe der grün-roten Koalitionäre.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Auch im kommenden Schuljahr geht wieder keine einzige Poolstunde für Klassen­lehrerstunden oder Klassenteilungen an die Grundschulen, fehlen weiterhin Ver­tretungslehrkräfte, Arbeitsgemeinschaften wie Schulchor und Theater sowie Stütz- und Förderstunden. Grundschüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, bleiben ohne alternative Bildungsangebote und Beaufsichtigung. Der von Grün-Rot vorgesehene Ethikunterricht ab der ersten Klasse für Kinder, die keinen Religi­onsunterricht besuchen, ist aus Ressourcengründen noch nicht umgesetzt worden.

Die von der SPD angeprangerten und angeblich durch die schwarz-gelbe Vor­gängerregierung verursachten bundesweit höchsten Kosten für private Nachhilfe­stunden fallen in einem nicht unerheblichen Maße bereits bei Grundschülern an. Hilfe wurde bisher immer nur versprochen, aber noch nicht umgesetzt. Deshalb hängt die Bildung der Grundschüler nach wie vor vom Geldbeutel der Eltern ab.

„Bevor das von der SPD geführte Kultusministerium Anerkennung von Lehrern und Eltern bekommen kann, muss noch einiges getan werden“, sagt VBE-Chef Brand. Wenn im Bildungsbereich mit der einen Hand Ressourcen kräftig abgezo­gen werden und mit der anderen als Ersatz lediglich ein kleines „Trostpflästerle“ verabreicht wird, ist das in der Summe eine erschreckende „Negativzuführung“ und keine zusätzliche Hilfe für die Schulen. „Grundschulen sind jetzt und nicht ir­gendwann auf die Unterstützung durch die Politik angewiesen“, moniert Brand.

Mehr Bildungsgerechtigkeit muss bereits in der Grundschule anfangen

Waiblingen/Backnang. „Natürlich sind die jetzt zugesagten 80 zusätzlichen Deputate (landesweit) für die Eingangsklassen an Realschulen und Gymnasien `für mehr Bil­dungsgerechtigkeit´ zu begrüßen; mehr Bildungsgerechtigkeit sollte aber eigentlich schon in der Grundschule anfangen“, heißt es in einer Presse­mitteilung des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Rems-Murr. Wenn im Gegenzug 230 Deputate für Poolstunden und 64 für die Hausauf­gabenbetreuung an Gymnasien gekürzt werden, ergebe die von der SPD angepriesene Wohltat im Ergebnis ein fettes Minus.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Die SPD sehe laut deren Pressemitteilung in den 80 Deputaten „einen weiteren wichtigen Schritt für ein Mehr an Bildungsgerechtigkeit in unserem Schulsys­tem“, lasse aber die weiterhin fehlenden Fördermöglichkeiten an Grundschulen völlig außer Acht, moniert der VBE. Bildungsgerechtigkeit müsse jedoch noch vor der Sekundarstufe anfangen. Die von der SPD angeprangerten und angeblich durch die schwarz-gelbe Vorgängerregierung verursachten bundesweit höchsten Kosten für Nachhilfeunterricht fielen nämlich in einem nicht unerheblichen Ma­ße bereits bei Grundschülern an, wo von Grün-Rot bisher Hilfe immer nur ver­sprochen, aber noch nicht umgesetzt worden sei. Deshalb hänge die Bildung der Grundschüler nach wie vor vom Geldbeutel der Eltern ab, so der VBE.

Auch im kommenden Schuljahr gehe wieder keine einzige Poolstunde für Klassenteilungen oder Klassenlehrerstunden an die Grundschulen, fehlten wei­terhin Vertretungslehrkräfte, Arbeitsgemeinschaften wie Schulchor und Theater sowie Stütz- und Förderstunden. Grundschüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, bleiben ohne alternative Bildungsangebote und Beaufsichtigung. Der für die Grundschule vorgesehene Ethikunterricht für Kinder ohne Religions­unterricht sei aus Ressourcengründen noch nicht umgesetzt worden.

„Bevor das von der SPD geführte Kultusministerium wirklich Anerkennung vom Wähler bekommen kann, muss noch einiges getan werden“, schimpft der VBE-Sprecher. Wenn aus dem Bildungsbereich mit der einen Hand Ressourcen kräftig abgezogen werden und mit der anderen ein lediglich kleines „Trostpfläs­terle“ verabreicht werde, sei das in der Summe eine erschreckende „Negativzu­führung“ und keine „Wohltat“ für die Schulen.

VBE: Den Umgang mit dem Computer auch für Grundschüler mit in die neuen Bildungspläne aufnehmen

Stuttgart. Computer sind in den weiterführenden Schulen selbstverständliche Arbeits- und Hilfsmittel für Schüler geworden. „Leider sieht es mit der Multimedia-Aus­stattung und der Anwendung von Computern im Grundschulunterricht nicht so günstig aus“, stellt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, Gerhard Brand, mit Bedauern fest.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Bereits vor knapp zwanzig Jahren – Ende 1994 – wurde ein Modellversuch „Computer an Grundschulen“ gestartet. Dabei ist es auch geblieben. „Heute stehen in etlichen Grundschulen zwar schon Rechner – vor allem, wenn engagierte Lehrer sich darum bemühen -, in den Bildungsplan des Primarbereiches hat die neue Technologie anders als in der Sekundarstufe noch immer offiziell keinen Einzug gehalten“, bemängelt der VBE-Vorsitzende.

Viele Grundschüler zeigen sich als Profis, wenn es um Computerspiele geht. Es wäre pädagogisch leichtfertig, die positiven Anwendungsbereiche der Geräte im Grund­schulbereich auszuklammern und sich die Chancen entgehen zu lassen, die die Compu­ter zur Lernmotivation der Schüler bieten. Sinnvoll wäre der Einsatz von Textverarbei­tungsmöglichkeiten in Deutsch und entsprechender Software in Mathematik im Rah­men differenzierender Stütz- und Fördermaßnahmen, die Informationsbeschaffung im Internet für das Fach MeNuK (Mensch Natur und Kultur), der Einsatz von Computern im Fremdsprachenunterricht, beim Wochenplan und in der Freiarbeit und nicht zuletzt als Trainingsmöglichkeit partnerschaftlichen Verhaltens bei Gruppenarbeit.

„Die Grundschule könnte durch die Aufnahme der Computer in den Bildungsplan noch mehr ihrem Erziehungs- und Bildungsauftrag gerecht werden, indem sie den Schülern zusätzliche Erfahrungsräume öffnet und sie zum sinnvollen Umgang mit den neuen Medien anleitet“, stellt der VBE-Chef fest, selbst wenn das dem Professor Man­fred Spitzer nicht so gefalle. Durch die offizielle Anerkennung des Computers als Arbeitsmittel auch für Grundschüler würden die nervigen Diskussionen mit dem Schulträger über die Übernahme oder Nichtübernahme der Sachkosten entfallen.

VBE lobt die Grundschule: „Ein „richtiges Erfolgsmodell“

Stuttgart. Schulen stehen zurzeit ständig im Fokus der Öffentlichkeit: Die Hauptschulen kämpfen ums Überleben, die neuen Gemeinschaftsschulen um einen vorderen Platz. Die Gymnasien wissen nicht so richtig, ob sie 9-jährig oder 8-jährig erfolgreicher sind. Die Realschulen platzen aus allen Nähten, und die Sonder­schulen rechnen ab 2013 mit einer möglichen Inklusionswelle.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg bezeichnet die Grundschulen des Landes als ein “echtes Erfolgsmodell“ unter den Schularten. Die Grundschule als Schule für alle setzt den pädagogischen Auftrag um, jedes Kind in seiner Einzigartigkeit zu fördern und zu fordern. Lediglich der Klassenteiler von 28 Kindern bereitet vielen Grundschullehrern Sorge, da er eine noch intensivere För­derung und ein noch größeres individuelles Eingehen auf den jeweiligen Schüler erschwert und die zeitliche Zuwendung des Lehrers zu stark beschränkt. 25 Schüler pro Klasse wären immer noch genug.

„Durch ideenreichen Unterricht, vielfältige Projekt- und Werkstattarbeit sowie eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern stellen sich die Grundschullehrkräfte sehr erfolgreich auf die Kinder ein“, lobt VBE-Chef Gerhard Brand die hervor­ragende Arbeit der Pädagogen. In Grundschulen gelingt es, die Freude der Schüler an der Leistung zu wecken und die Stärken des einzelnen Kindes hervorzulocken. Auf diesem soliden Fundament können die weiterführenden Schulen dann gut auf­bauen.

 Lehrer wünschen sich genauso wie die Eltern, dass die Freude, die Neugier und die Begeisterung der Kinder, die sie bei der Einschulung gezeigt haben, lange er­halten bleiben. In die Grundschule gehören deshalb nach Auffassung des VBE die besten Lehrkräfte. „Die gesellschaftliche Anerkennung der Grundschularbeit müss­te sich in einer gerechteren Besoldung ausdrücken“, moniert Brand. Als ärgerlich hatten es viele Pädagogen empfunden, dass die Grundschulzeit von der Jagd nach der „richtigen“ Bildungsempfehlung überschattet worden war. Dies hat bei vielen Schülern ein entspanntes und damit effizientes Arbeiten und Lernen verhindert. Die Freigabe der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung hat jetzt den Stress aus der Grundschule herausgenommen, die Probleme aber möglicherweise in die Se­kundarstufe verlagert.