VBE: Schulleitungsstellen immer weniger attraktiv

Bei nur einer Bewerbung keine Bestenauswahl mehr möglich

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sorgt sich um die Neubesetzung von Schulleitungsstellen. „Wenn für das Amt des Schulleiters oder Konrektors – wenn überhaupt – nur ein Bewerber, geschweige denn eine Be­werberin den Hut in den Ring wirft, kann man beim Besetzungsverfahren doch nicht mehr von einer Bestenauswahl reden“, sorgt sich VBE-Chef Gerhard Brand um die Qualitätsentwicklung der Schulen und prangert die mangelnde Attrakti­vität von Funktionsstellen an.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Immer weniger Pädagogen wollen heute Rektor einer Schule werden. Bei den meisten Besetzungsverfahren gibt es nur einen Bewerber für das anspruchsvolle Amt, manche Stellen müssen wiederholt ausgeschrieben werden. Häufig hält die Schulaufsicht ver­geblich Ausschau nach geeignetem Personal, was nicht für die Attraktivität des Lei­tungsamtes spricht. Lehrer fürchten mehr Frust als Freude bei der Herausforderung Schulleitung. „Wenn es keine Bestenauswahl mehr gibt, wird aber auf Dauer die Qualität der Schulen leiden“, warnt VBE-Chef Brand.

Die Ursachen für die deprimierende Bewerberlage sind vielfältig. Zum einen gelten viele der Leitungsstellen finanziell als wenig attraktiv. Das Besoldungsgefüge insge­samt ist in Schieflage. Der Rektor einer kleineren Grundschule und der Leiter eines Gymnasiums werden aus laufbahnrechtlichen Gründen mit bis zu 2000 Euro monatlich unterschiedlich hoch besoldet. Konrektoren an Haupt- und Werkrealschulen verdienen nach dem angekündigten Wegfall der Zulage genauso viel wie die nach A 13 beförder­te Hauptschulkollegen, denen sie dienstliche Weisungen erteilen können. Die Schüler­zahl gilt bei Funktionsstellen als Maßstab für die Besoldungsstufe. Wenn man die deut­liche Zunahme der Aufgaben neben der regulären Unterrichtstätigkeit und den damit verbundenen Mehraufwand an Zeit mit einrechnet, sinkt bei einer Beförderung oft so­gar der reale „Stundenlohn“. Rektoren und Konrektoren werden mit der offiziellen Übertragung der neuen Aufgaben nicht sofort befördert, sondern erst Monate später. Durch drohende Schließungen oder Umwandlung von Schulen kommt ein weiterer Unsicherheitsfaktor für mögliche Bewerber hinzu. Obendrein hat die grün-rote Lan­desregierung die Appetit machenden Führungsseminare für interessierte Lehrkräfte aus finanziellen Gründen ersatzlos gestrichen. „So kann man keine an der Zukunft orien­tierte Personalentwicklung betreiben“, kritisiert Brand.

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