VBE: Lehrerstellen noch einmal nachrechnen – ge­fühlter Unterrichtsausfall ist größer als der offizielle

Stuttgart. Beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg fragt man sich angesichts der auf Grund eines Rechenfehlers plötzlich bei einer Bad Bank aufgetauchten 55,5 Milliarden Euro, ob es nicht sinnvoll wäre, auch die Lehrerstellen im Land noch einmal gründlich nachzurechnen, denn die Diskrepanz zwischen dem gefühlten Unterrichtsausfall an den Schulen und den offiziell genannten Zahlen sei doch zu gravierend.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Wer solide Bildung für alle und nicht nur für Privilegierte will, muss Geld in die Hand nehmen“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand. Wie noch unter der CDU-FDP-Regierung im letzten Schuljahr ist auch unter der neuen grün-roten Regie­rungskoalition die 100-Prozent-Versorgung der Schulen so definiert, dass abso­lut nichts passieren darf, damit der Pflichtunterricht gerade stattfinden kann.

Allein eine Grippewelle unter Lehrern würde unweigerlich zu massivem Un­terrichtsausfall führen, weil es so gut wie keine internen Krankheitsvertreter an den Schulen gibt und Lehrer von außen erst bei längerem Ausfall vertraglich verpflichtet werden dürfen, sofern geeignete Personen überhaupt zur Ver­fügung stehen. Oft “unterrichten” Lehrer dann zwei Klassen gleichzeitig.

Der Ergänzungsbereich – dazu gehören insbesondere Stütz- und Förderkurse für Schüler sowie pädagogisch wertvolle AG-Stunden – ist auch im neuen Schul­jahr lediglich mit der Lupe erkennbar.

Gleichzeitig stehen wieder viele gründlich ausgebildete Junglehrer mit guten Abschlussnoten auf der Straße, weil sie keine Einstellung in den Schuldienst be­kommen haben. Allein im Grund- und Hauptschulbereich standen 3450 Bewer­bern (1850 Neu- und 1600 Altbewerber) lediglich 1200 Einstellungen gegen­über. Dies entspricht einer Abweisungsquote von über 65 Prozent.

Der VBE wird, solange Unterricht an den Schulen ausfällt und die individuelle Förderung der Schüler nicht nachhaltig ausgebaut wird, nicht nachlassen, die ver­antwortlichen Politiker mit dem Tatbestand einer Bildungsvernachlässigung zu konfrontieren. Auch die neue Landesregierung muss lernen, dass Bildung eine der ganz wenigen zukunftsweisenden Ressourcen Baden-Württembergs ist und dass es nicht genügt, Verbesserungen im Wahlkampf vollmundig zu versprechen und per Pressemitteilungen anzukündigen, sondern dass die Aussagen an der Re­alität gemessen werden. „Ein gerade noch ausreichend ist erst recht bei grün-roter Bildungspolitik keinesfalls genug“, mahnt VBE-Chef Brand.

30. Oktober 2011

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