Lehrer wollen immer seltener Chef einer Schule werden
Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg bezweifelt, ob die grün-rote Landesregierung erkannt hat, wie dramatisch die Situation bei der Neubesetzung von Schulleitungsstellen ist. „Wenn für das Amt des Schulleiters oder Konrektors – wenn überhaupt – nur ein Bewerber, geschweige denn eine Bewerberin den Hut in den Ring wirft, kann man beim Besetzungsverfahren doch nicht mehr von einer Bestenauswahl reden“, moniert der VBE-Sprecher und prangert die mangelnde Attraktivität von schulischen Funktionsstellen an.
Immer weniger Pädagogen wollen heute Rektor einer Schule werden. Bei den meisten Besetzungsverfahren gibt es nur einen Bewerber für das anspruchsvolle Amt, manche Stellen müssen wiederholt ausgeschrieben werden. Häufig hält die Schulaufsicht vergeblich Ausschau nach geeignetem Personal, was nicht gerade für die Attraktivität des Leitungsamtes spricht. Die Ursachen für die deprimierende Bewerberlage sind vielfältig. Lehrer fürchten mehr Ärger als Freude bei der Herausforderung „Schulleitung“. Rektoren und Konrektoren sollen alles managen, aber möglichst nicht viel mehr kosten. Wenn man die deutliche Zunahme der Aufgaben neben der regulären Unterrichtstätigkeit und den damit verbundenen Mehraufwand an Zeit mit einrechnet, sinkt bei einer Beförderung der reale „Stundenlohn“. Obendrein werden Rektoren und Konrektoren mit der offiziellen Übertragung der neuen Aufgaben nicht sofort befördert und höher besoldet, sondern erst etliche Monate später.
Vor allem im Grundschulbereich gelten Leitungsstellen als finanziell völlig unattraktiv. Bei höchster Unterrichtsverpflichtung, voller Klassenlehrertätigkeit und Schulleitungsverantwortung erhalten Grundschulrektoren die geringste Bezahlung. Der Rektor einer kleineren Grundschule und der Leiter eines Gymnasiums werden aus laufbahnrechtlichen Gründen mit bis zu 2000 Euro monatlich unterschiedlich hoch besoldet. „Das ganze Besoldungsgefüge ist in Schieflage“, so der VBE-Sprecher.Konrektoren an Haupt- und Werkrealschulen verdienen nach dem Wegfall der Zulage genauso viel wie ihre vormals nach A 13 beförderten Hauptschulkollegen, deren Vorgesetzte sie ), nun sind. Bei Funktionsstellen gilt neben der Schulart die Schülerzahl als Maßstab für die Besoldung der Rektoren und Konrektoren.
„Wenn es bei lediglich einer Bewerbung keine Bestenauswahl mehr geben kann, wird auf Dauer die Qualität der Schulen leiden“, warnt der VBE-Sprecher.
26. März 2013