Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg unterstützt die Forderungen des Städtetages, im pädagogischen Bereich bei Gemeinschaftsschulen mehr Flexibilität und damit in bestimmten Fächern alternierend homogenere Kurse zuzulassen sowie neben den gebundenen auch teilgebundene und offene Ganztagsangebote zu ermöglichen, damit Eltern die Chance haben, für ihre Kinder die Schulart Gemeinschaftsschule zu wählen, ohne den damit bisher zwingend vorgeschriebenen Ganztagesbetrieb mit in Kauf nehmen zu müssen.
Neben den verschiedenen Sonderschulen, der Real-, Werkreal- und Hauptschule sowie neben den unterschiedlich ausgerichteten Gymnasien wird es künftig auch noch die Gemeinschaftsschule geben – egal wer gerade in der Landeshauptstadt das Sagen hat. Diese neue Schulart ist in den letzten Wochen mit sehr vielen Vorschusslorbeeren bedacht worden und wird nicht mehr wegzudenken sein.
Die Aussage, dass die Gemeinschaftsschule „leistungsstark und sozial gerecht sei“, leite sich zunächst einmal nur vom Wunschdenken ab, so der VBE-Sprecher. Verärgerung habe bei vielen Lehrern die Definition der neuen Schulart hervorgerufen, dass dort „ganzheitliches Lernen“ stattfinde, dass die Kinder „individuell gefördert“ würden und Schule „Lebensraum“ sei. Damit werden all die Lehrer geohrfeigt, die sich schon bisher – egal an welcher Schulart – am Kind orientiert und es optimal gefördert haben. Selbst den so gern geschmähten Frontalunterricht gibt es schließlich weiterhin an der Gemeinschaftsschule, jetzt eben als „Input-Phase“.
Grenzenlose Heterogenität stößt in der Realität meist da an ihre Grenzen, wo zu starke Unterschiede als zu belastend empfunden werden:. Ein schneller Läufer wird nicht mit einem sehr viel langsameren für die Meisterschaft trainieren wollen, der langsamere wird die Lust am Laufen völlig verlieren. „Wenn kein Schüler auf der Strecke bleiben oder verloren gehen soll, darf das nicht dazu führen, dass sich die Lerngruppen letztlich immer am schwächsten Glied orientieren müssen“, sagt der VBE-Sprecher. Insofern könne das Konzept Gemeinschaftsschule viel mehr Charme – und damit auch Sympathisanten – bekommen, wenn das Prinzip der heterogenen Lerngruppe nicht generell und starr angewendet werden müsse, sondern wenn im Rahmen des gemeinsamen Lernens auch flexible „Lerninseln“ für homogenere Gruppen zugelassen werden würden.
23. März 2013