VBE: Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren stärken

Die Referatsleiterin Sonderschulenim Verband Bildung und Erzie­hung (VBE), Uschi Mittag, wirbt dafür, die sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszent­ren (SBBZ) zu stärken und nicht durch Abzug von Lehrkräften zu schwächen.

Uschi Mittag, VBE-Referat Sonderschulen
Uschi Mittag, VBE-Referat Sonderschulen

„Es soll den Sonderpädagogen nicht langweilig werden“, sagt die VBE-Referatsleiterin, Uschi Mittag. So sollen Änderungen durchgesetzt werden, über die sonderpädagogische Fachleute nur den Kopf schütteln. „Aktuell wird diskutiert, Sonderpädagogen, die mehr als einen halben Lehrauftrag im Rahmen inklusiver Maßnahmen an Regelschulen ver­bringen, an diese zu versetzen“, entsetzt sich Uschi Mittag. Wichtiger sei, die sonder­pädagogischen Kompetenzen der Lehrer zu stärken, das Fachwissen auszubauen und nicht, sie zu vereinzeln, indem man sie wegversetzt. Sonderpädagogik im Gießkannen­prinzip sei keinesfalls sinnvoll, so Mittag. Sonderpädagogische Kompetenz zeichne sich durch hohe Systemkenntnis, durch Netzwerkkompetenz und flexible, subsidiäre und häufig zeitlich befristete Intervention, Beratung und Begleitung aus. Dies sei bei einer Versetzung an Regelschulen nicht mehr möglich, so die VBE-Referatsleiterin.

Die sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) müssen als quali­fizierte Einrichtungen allen zur Verfügung stehen. Sonderschullehrer sind auf den fach­lichen Austausch untereinander angewiesen. In der Regel arbeiten an den SBBZ Son­derpädagogen mit unterschiedlichen Fächerkombinationen zusammen und können sich gegenseitig fachlich unterstützen und beraten.

„Die Zahl der Eltern, die ihr Kind bewusst an Sonderschulen anmelden, nimmt eher zu als ab“, versichert Mittag. Es habe sich herumgesprochen, dass intensive sonderpäda­gogische Förderung den Kindern meist die notwendige Stabilität verleihen könne, die sie für ihr berufliches Weiterkommen benötigten. Trotzdem sollten auch diese Kinder vermehrt an inklusiven Maßnahmen teilhaben – außerhalb des Unterrichts.

Grundvoraussetzung sei, so Mittag, dass sich das Kind wohl fühle und Erfolgserleb­nisse habe. Schüler mit kognitiven Defiziten benötigten mehr Unterstützung und Anlei­tung durch die Lehrkraft als leistungsstärkere Kinder. Sonderpädagogen, die die Fähig­keiten eines Supermanns besitzen, gebe es leider nicht. Deren Ressourcen und Kräfte haben eindeutig Grenzen.

Der Erhalt der hohen Qualität der SBBZ und damit der sonderpädagogischen Förde­rung ist notwendig, um mit den vorhandenen Ressourcen effektiv arbeiten zu können. „Wenn man den SBBZ Ressourcen entzieht, würde es zu nicht absehbaren Qualitäts­verlusten kommen“, mahnt die VBE Referatsleiterin.

Sonderschulen leisten hervorragende Arbeit zur Integration

VBE hat kein Verständnis für eine Demontage dieser Schulart

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat kein Verständnis für die ständi­gen Angriffe auf die Sonderschule als eine Art „Aussonderungseinrichtung“. Die unterschiedlichen Sonderschulen sind nach Auffassung des VBE sehr gut aufge­stellt. Ein Überwechseln der Kinder auf eine Sonderschule ist kein Aussortieren oder Abschieben, wie es von Gegnern dieser Schulart gerne behauptet wird.

Der VBE hält eigenständige Sonderschulen auch nach der UN-Konvention weiterhin für erforderlich, solange schon allein aufgrund der schlechteren räumlichen, sächli­chen und personellen Ausstattung der Regelschulen nicht alle Kinder dort optimal ge­fördert werden können und in viel zu großen Klassen „untergehen“ würden.

Die Sonderschulen in Baden-Württemberg sind nach Ansicht des VBE hervorragend aufgestellt, die Pädagogen fachlich bestens ausgebildet. An den neun verschiedenen Sonderschultypen gibt es äußerst professionelle Rahmenbedingungen für eine indivi­duelle, kindgerechte Bildung und Erziehung Benachteiligter.

Immer wieder wird von Eltern versucht – zuweilen auch „mit der Brechstange“, zum Teil schwerstbehinderte Kinder in Regelschulen unterzubringen, selbst wenn dort kei­ne entsprechenden Fördermöglichkeiten vorhanden sind. „Dadurch würden benachtei­ligte Kinder noch einmal benachteiligt“, sagt der VBE-Sprecher.

Für den VBE ist es unbestritten, dass alle behinderten Kinder einer optimalen För­derung bedürfen, um ihnen den bestmöglichen Einstieg in eine eigenverantwortliche Lebensbewältigung zu geben. Der Besuch einer allgemeinen Schule kann für Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf sinnvoll sein, wenn an dem von Eltern ge­wünschten Schulort die Voraussetzungen stimmen. Dies ist in Ermangelung der nöti­gen Finanzmittel an den wenigsten Schulen zurzeit der Fall. „Wegen der umfassenden gezielten effektiven Förderung der Kinder sind Sonderschulen daher ein Baustein zur Integration und kein Ort der Ausgrenzung“, versichert der VBE-Sprecher.

Leider ist die Versorgung dieser Schulart mit Lehrerstunden keinesfalls ausreichend. Und trotzdem geht kein Aufschrei durch das Land, dem Kultusminister werden keine Unterschriftenlisten übergeben, und kein Außenstehender macht sich für eine bessere Unterrichtsversorgung der Sonderschüler stark, denn die haben selten eine Lobby.

VBE: Sonderschulen leisten sehr gute Arbeit – benachteiligte Kinder werden optimal gefördert

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht das differenzierte Sonderschul­wesen*, so wie es in Baden-Württemberg derzeit eingerichtet ist, nicht als negativ an, und ein Überwechseln von Kindern auf diese Schulart auf keinen Fall als ein „Aussortieren“ oder „Abschieben“, wie es immer wieder heißt.

Der VBE hält eigenständige Sonderschulen auch nach der UN-Konvention weiterhin für erforderlich, solange schon allein aufgrund der schlechteren raumlichen, sächli­chen und personellen Ausstattung der Regelschulen dort nicht alle Kinder optimal ge­fördert werden können und in viel zu großen Klassen „untergehen“ würden.

Die Sonderschulen in Baden-Württemberg sind nach Ansicht des VBE hervorragend aufgestellt, die Pädagogen fachlich bestens ausgebildet. In den neun verschiedenen Sonderschultypen sind professionelle Rahmenbedingungen für eine individuelle, kind­gerechte Bildung und Erziehung gegeben.

Immer wieder wird von Eltern versucht – manchmal auch „mit der Brechstange“, zum Teil schwerstbehinderte Kinder in Regelschulen unterzubringen, selbst wenn dort nicht die entsprechenden Fördermöglichkeiten vorhanden sind. Dadurch würden so­wieso schon benachteiligte Kinder noch einmal benachteiligt.

Für den VBE ist es unbestritten, dass alle behinderten Kinder einer optimalen För­derung bedürfen, um ihnen den bestmöglichen Einstieg in eine eigenverantwortliche Lebensbewältigung zu geben. Der Besuch einer allgemeinen Schule kann für Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf sinnvoll sein, wenn an dem gewünschten Schulort die Voraussetzungen stimmen. Dies ist in Ermangelung der nötigen Finanz­mittel an den wenigsten Schulen zurzeit der Fall. Wegen der umfassenden gezielten effektiven Förderung der Kinder sind Sonderschulen daher ein Baustein zur Integra­tion und kein Ort der Ausgrenzung.

Leider ist die Versorgung dieser Schulart mit Lehrerstunden keinesfalls ausreichend, um nicht zu sagen mangelhaft. Es geht jedoch kein Aufschrei durch das Land, der Kul­tusministerin werden keine Aktenordner mit Unterschriften übergeben und kein Außenstehender macht sich für eine bessere Unterrichtsversorgung der Sonderschüler stark, denn die haben selten eine Lobby.

19. Oktober 2012

 

* Im Paragraf 15 des Schulgesetzes heißt es:

„Die Sonderschule dient der Erziehung, Bildung und Ausbildung von behinderten Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die in den allgemeinen Schulen nicht die ihnen zukommende Erziehung, Bildung und Ausbildung erfahren können.“

Ab 2013 sollen im Rahmen der „Inklusion“ sukzessive alle Schüler an allgemeinbildenden Schulen Aufnahme finden können, wenn deren Eltern dies so wollen.

Es gibt in Baden-Württemberg neun Sonderschularten:

–    die Förderschule

–    Schule für Blinde

–    Schule für Erziehungshilfe

–    Schule für Geistigbehinderte

–    Schule für Hörgeschädigte

–    Schule für Körperbehinderte

–    Schule für Sehbehinderte

–    Schule für Sprachbehinderte und

–    Schule für Kranke in längerer Krankenhausbehandlung

Vorbereitungsdienst für Fachlehrer an Sonderschulen am Fachseminar für Sonderpädagogik Reutlingen

Ziele der Ausbildung

Die Ziele der Ausbildung sind in der Verordnung des Kultusministeriums vom 9. August 1996 in § 1 beschrieben. Zu Ihren künftigen Arbeiten in den Schulen gehören in erster Linie die Verantwortung für den Unterricht und für die individuelle Förderung der Ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schüler. In den Schulkindergärten übernehmen Sie Verantwortung für die Vorbereitung der Kinder auf das schulische Lernen. Bei der Mitarbeit in einer Frühberatungsstelle sind Sie für Förderung grundlegender Entwicklungen der Kinder sowie für die Entwicklung notwendiger Stützsysteme im Zusammenwirken mit anderen Partnern zuständig. Die jeweiligen Lernvoraussetzungen der Schüler, die Möglichkeiten und Grenzen der Familien, die Zusammensetzung der Lerngruppe, das Alter und die Bedingungen der einzelnen Einrichtungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Aus den Anforderungen, die in Ihrem Berufsleben an Sie gestellt werden, ergeben sich für Ihre Ausbildung am Fachseminar bedeutsame Ziele und Inhalte.

Im Mittelpunkt stehen Kenntnisse über

  • Zusammenhänge kindlicher Entwicklung und Entwicklungsverzögerungen
  • medizinische Grundlagen zu Behinderungsarten
  • Zusammenhänge des Bildungsplans
  • fachdidaktisch-methodische Planung und Reflektion des Unterrichts
  • besondere Erfordernisse in der Arbeit mit behinderten Menschen
  • Beratung und professionelle Begleitung von betroffenen Familien
  • Kooperationspartner außerhalb der schulischen Einrichtungen
  • Schul- und Beamtenrecht

Für ein Gelingen der Ausbildungsanforderungen sind deshalb die Auseinandersetzungen mit folgenden Themenbereichen unabdingbar:

  • Pädagogische und psychologische Fragestellungen
  • Ethische und gesellschaftspolitische Fragestellungen und Strömungen
  • Fragestellungen über die eigene Berufsrolle

Grundlegende Seminare und Profilseminare

Wir unterscheiden zwischen „Grundlegenden Seminaren“, die zum Pflichtbereich für alle gehören und den „Profilseminaren“. Hier haben Sie die Möglichkeit, Ihrer Ausbildung ein eigenes Profil zu verleihen und einzelne Ausbildungsinhalte zu vertiefen. Schulpraxisbegleitendes Seminar (SPS). 

Ein wesentlicher Teil Ihrer Ausbildung findet an einer Ausbildungsschule statt. Daher sind die Angebote der Lehrveranstaltungen in enger Beziehung zu Ihren Erfahrungen an Ihrer Ausbildungsschule zu sehen. Ihre persönlichen Erfahrungen werden nicht nur mit Ihrem Mentor, im Kollegium der Schule, sondern auch mit dem für Sie zuständigen Lehrenden des Seminars reflektiert. Die Inhalte der wöchentlich am Fachseminar stattfindenden Ausbildungsgruppen (SPS) sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Ausbildungsangebots.

Ihr persönlicher Beitrag

Sie verfügen über eine abgeschlossene Berufsausbildung und über die damit verbundene Berufserfahrung. Diese Kenntnisse sind für Ihre Ausbildung von großer Bedeutung und können in anderen Teilen der Ausbildung eine Bereicherung sein.

 

Inhalte der Ausbildung

Um Kompetenzen in den oben angeführten Bereichen zu erreichen, bieten wir Ihnen nachfolgend dargestellte Inhalte an.

Grundlegende Seminare:

Schulpraxisbegleitendes Seminar (SPS) FL G/K und TL

Unser Ziel ist es, Ihnen im SPS Schlüsselqualifikationen wie Planungsfähigkeit, Reflexionsfähigkeit, Bereitschaft zur Kooperation, Übernahme von Verantwortung, kreative Problemlösung, Toleranz und vieles mehr im fachlich-kommunikativen Austausch zu vermitteln. Einen hohen Stellenwert besitzen dabei eigenverantwortliches Arbeiten und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit im Team. Das SPS findet kontinuierlich einmal wöchentlich am Seminar statt. Inhaltlich werden wesentliche Aspekte der schriftlichen Unterrichtsplanung, der Unterrichtsdurchführung und Reflexion erarbeitet sowie Kompetenzen zum Erstellen individueller Förderpläne für die Schüler vermittelt. Dies geschieht immer in enger Verzahnung mit Ihrem Unterricht in der Schulpraxis. Durch Präsentationen des eigenen Unterrichts erhalten Sie die Gelegenheit, diesen zu reflektieren und auftauchende Fragen und Problemstellungen zu diskutieren und verschiedene Handlungsansätze zu finden. In diesem intensiven Austausch profitieren Sie gegenseitig voneinander. Ausschlaggebend ist hierbei ein Klima des gegenseitigen Vertrauens und der Offenheit in der Seminargruppe.

Sonderpädagogik FL G/K und TL

In der Bundesrepublik Deutschland hat jedes Kind das Recht auf schulische Bildung. Dieses Recht wurde Kindern mit geistiger Behinderung erst Mitte des 20. Jahrhundert eingeräumt. Aber bereits schon Mitte des 18. Jahrhunderts gab es erste Bemühungen für die Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung. Sonderpädagogische Förderung hat also eine über 200-jährige Tradition und die Diskussionen der Vergangenheit haben teilweise noch heute Relevanz. Das Seminar soll dazu beitragen, historische Entwicklungen kennen zu lernen und die Begegnung mit der Vergangenheit soll helfen, gegenwärtige Strukturen und Phänomene besser zu verstehen. Je nach Bundesland gibt es in den gesetzlichen Regelungen zur sonderpädagogischen Förderung und deren Durchführung unterschiedliche Festlegungen. Diese Regelungen werden im Hinblick auf Baden-Württemberg näher betrachtet und nicht zuletzt auch mit den Systemen anderer Bundesländer verglichen.

Einführung in den Bildungsplan FL G/K und TL

Jedes Kind und jeder Jugendliche hat ein Recht auf schulische Bildung und ein Recht auf Aktivität und Teilhabe an der Gesellschaft. Jeder Mensch kann sich bilden, weil jeder Mensch allein durch sein Menschsein Kenntnisse, Fertigkeiten und Einstellungen mitbringt. Ein Bildungsplan regelt die Geschäftsgrundlagen für pädagogische Entscheidungen jeder Schule und ist verbindliche Arbeitsgrundlage für jede Lehrkraft. Er ist neben den Schülervoraussetzungen Grundlage unterrichtlichen Planens und Handelns. Flankierend zum Bildungsplan der Schule für Geistigbehinderte werden die Bildungspläne der Grundschule und der Förderschule thematisiert. Für die Planung und Durchführung von Unterricht und die Gestaltung individualisierter Bildungs- und Erziehungsangebote ist das Einschätzen von Leistungen, Fertigkeiten, Verhaltensweisen, Interessen etc. der einzelnen Schülerin/des einzelnen Schülers unabdingbar. Diagnostizieren gehört zu den Tätigkeitsmerkmalen jeder Lehrperson und ist über den Unterricht hinaus für den gesamten schulischen und außerschulischen Bereich relevant.

Wesentliche Inhalte dieses Seminars sind:

  • Ziele und Aufgaben der Schule
  • Blick auf die Schüler, ihre Kompetenzen, ihr Lebensumfeld, ihre Aktivitäts- und Teilhabemöglichkeiten
  • Struktureller Aufbau des Bildungsplans der Schule für Geistigbehinderte
  • Verhaltensbeobachtung und Analyse von Lernwegen
  • teilstandardisierte Beobachtungs- und Einschätzungsverfahren
  • Schüler-Umfeld-Analyse
  • Individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung (ILEB)

Aspekte der Kommunikation FL G/K und TL

Kommunikation ist ein wichtiger Bereich in vielen Bereichen des Schulalltags. Viele Schüler an Schulen für Geistigbehinderte (SfG) und Schulen für Körperbehinderte (SfK) verfügen kaum oder gar nicht über sprachliche Kommunikationsmöglichkeiten. Diese Problematik verlangt nach einer gezielten Auseinandersetzung mit alternativen Kommunikationsmöglichkeiten. Die Grundlagen der Entwicklung der Sprache sowie der Kommunikation und der Einsatz der Unterstützten Kommunikation bilden einen Schwerpunkt dieser Veranstaltung. Zudem werden verschiedene Kommunikationsmodelle (Schulz von Thun, Watzlawick u. a.) vorgestellt. Desweiteren werden praktische Überlegungen zur „Ganzheitlichen Sprachförderung“ erarbeitet, die an den Sonderschulen für Geistig- und Körperbehinderte einen hohen Stellenwert einnimmt.

Aspekte der Entwicklungspsychologie  FL G/K und TL

Die Entwicklungspsychologie zeigt die Entwicklung des Menschen von der Geburt bis ins Alter auf. In der Fachliteratur findet man häufig die Unterteilung in motorische, kognitive, sprachliche, emotionale und soziale Entwicklung. Der Entwicklungsstand eines Menschen wird dabei von drei wesentlichen Faktoren beeinflusst – den genetischen Dispositionen, dem Lebensalter und dem Sozialisationseinfluss. Es sollte allerdings nicht vergessen werden, dass diese Aussagen nur grobe Anhaltspunkte liefern und es interindividuelle und intraindividuelle Vielfalt in der Entwicklung gibt. Wenn die Vielfalt des Menschen und die subjektiven Neigungen, Kompetenzen und Wünsche der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt werden, können Kenntnisse über normative Entwicklungsverläufe als Orientierung hilfreich für die schulische Bildung und Erziehung sein. Da Lernprozesse in enger Verbindung zu Motivation, Emotionen und Sozialisation stehen, werden in diesem Seminar Theorien der kognitiven und emotionalen/sozialen Entwicklung, sowie Erkenntnisse der Neurodidaktik erarbeitet. Dabei wird die Relevanz für die schulische Arbeit ebenso aufgezeigt wie auch die Umsetzung in den Schulalltag.

Medizinische Grundlagen FL G/K und TL

In diesem Seminar werden Sie sich Wissen und Verständnis für v.a. medizinische Gegebenheiten, die bei Schülern in der SfG und SfK im Zusammenhang mit den verschiedenen zu Behinderung führenden „Störungen“ auftreten können aneignen. Sie können Kenntnisse erwerben, wie damit einhergehende medizinische Probleme erkannt werden und wie Sie als Lehrer mit diesen umgehen können, um Gefährdungen und Folgeschäden möglichst zu vermeiden bzw. möglichst gering zu halten.

Neuropädiatrische Grundlagen FL K

In diesem Seminar sollen Sie Grundkenntnisse in Neuroanatomie und Neurophysiologie erwerben und vertiefen, soweit dies für das Verständnis für die in der SfK relevanten Beeinträchtigungen und das Aufgabenfeld des Fachlehrers K notwendig erscheint. Ebenso eignen Sie sich Kenntnisseder wichtigsten neuropädiatrischen Erkrankungen an, die zu Körper- oder Mehrfachbehinderungen führen können. Thematisiert wird überdies die Symptomatik von bestimmten Bewegungsstörungen. Es soll erarbeitet werden, wie bestimmte motorische Störungen und sonstige medizinische Probleme bei Schülern in der SfK medizinisch sowie mittels therapeutischer Fördermaßnahmen und Hilfsmittel positiv beeinflusst und Folgeschäden möglichst vermieden bzw. gering gehalten werden können.

Aspekte therapeutischer Förderung FL K

In dieser Lehrveranstaltung werden die vielfältigen Realisierungsmöglichkeiten der therapeutischen Bewegungsförderung im Schulalltag erarbeitet. Hierbei werden vorhandene berufliche Kompetenzen der Ergo- und Physiotherapeuten durch pädagogische Grundkenntnisse und Handlungskompetenzen ergänzt und somit das berufliche Selbstverständnis der Fachlehrer K an der SfK / SfG erweitert.

Deutsch FL G und TL

Der Schüler ist sowohl in der Schule als auch im Elternhaus eingebettet in eine Bilder- und Schriftwelt. Sobald er über die Fähigkeiten und die Lesefertigkeiten verfügt, kann er dieser Bild- und Schrift-Umwelt zum eigenen Nutzen Informationen entnehmen und vor allem – ergänzend zu den verbalen/nonverbalen Möglichkeiten – mit der Umwelt auf einer weiteren Ebene kommunizieren. Lese- und Schreibunterricht an der Schule für Geistigbehinderte/Körperbehinderte berücksichtigt im besonderen Maße die individuellen Zugänge des Schülers zur Schriftsprache. Um den spezifischen Lernbedürfnissen der Schüler zu entsprechen und ihm ein strukturiertes Lernangebot anbieten zu können, benötigt die Lehrperson fundierte fachdidaktische Kenntnisse über die Lese- und Schreibentwicklung.

Die Lehreranwärter eignen sich in diesem Seminar Kenntnisse an

  • zum erweiterten Lesebegriff, z.B. Bilder lesen, Piktogramm lesen, Signalwort lesen sowie Analyse, Synthese und Sinnentnahme.
  • zum erweiterten Schreibbegriff, z.B. Kritzeln, Schemazeichnen, erste Schreibversuche, Lautschrift.
  • zur Verwendung geeigneter Diagnosemittel im Rahmen der Lese- und Schreibentwicklung.
  • zum Einsatz handelsüblicher didaktischer bzw. selbst erstellter Lese- und Schreibmaterialien.
  • zur Bedeutung der Literalität (Umgeben sein von Schriftsprache, Bilderbücher anschauen, Gedichte und Geschichten vorlesen, Zeitung lesen, …)  bei Schülern mit geistiger Behinderung und den Konsequenzen für den Unterricht.

Mathematik  FL G und TL

Vielleicht fragen Sie sich, warum man für das bisschen Rechnen ein ganzes Seminar veranstalten muss, denn der „Stoff“ ist ja so einfach. Für gute mathematische Lernangebote (und nicht nur da) ist es notwendig, über ein fundiertes Fachwissen zu verfügen. Die sachgerechte Einschätzung der Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler und ein Verständnis für ihre Denk- und Handlungsweisen ermöglichen die Anregung und Bildung der individuellen mathematischen Kompetenzen und sind daher auch Thema in der Seminarveranstaltung. Die fachdidaktischen Grundlagen zu Vorläuferfertigkeiten, Zahlbegriffsentwicklung, mathematischen Operationserwerb und Geometrie werden in enger Verzahnung von Theorie und Praxis erarbeitet. Gemeinsamkeiten und Unterschiede aus den Bildungsplänen der Schule für Geistigbehinderte, der Förderschule und der Grundschule zum Bereich Mathematik bilden den Einstieg in das Seminar.

Handling/Impulse zur Förderung der Eigenaktivität FL G und TL

Schülerinnen und Schüler mit einer Körperbehinderung benötigen Unterstützung beim Einnehmen und Halten von Körperpositionen (Lagerungen), sowie bei der Förderung ihrer Mobilität. Möglichkeiten für diese Hilfestellungen werden in diesem Seminar erarbeitet und miteinander geübt, dazu zählt auch das Kennenlernen von großen und kleinen Hilfsmitteln, welche zur Erleichterung des schulischen Alltags eingesetzt werden können. Die physiologische motorische Entwicklung, sowie deren mögliche Abweichungen, die Klärung der motorischen Kompetenzen, das Finden einer motorischen Zielsetzung und die Umsetzung in den Schulalltag, ist ebenfalls Gegenstand der Lehrveranstaltung.

Schulrecht, Beamtenrecht, schulbezogenes Jugend- und Elternrecht FL G/K und TL

Die Teilnehmer sollen mit den Grundzügen des Schul- und Beamtenrechts unter Berücksichtigung des schulbezogenen Jugend- und Elternrechts vertraut gemacht werden. Ausgehend von den Bestimmungen des Schulgesetzes (SchG) wollen wir uns mit der Schule, ihrer institutionellen Arbeit, den Verwaltungsaufgaben des Lehrers und seiner Stellung als Beamter auseinandersetzen. Ziel ist es, Ihnen die rechtlichen Rahmenbedingungen zu vermitteln, die Sie im schulischen Alltag benötigen.

 

Profilseminare – Auswahl

Besondere Lebenslagen

Aufgaben der Berufsschulstufe TL

Welche Auswirkungen hat das Wissen um die besondere nachschulische Situation, von jungen Menschen mit einer geistigen und/oder körperlichen Behinderung, auf eine systematische schulische Förderung im Rahmen der Berufsschulstufe? Worauf sollen wir die Schüler eigentlich vorbereiten? Wie können gesellschaftliche Teilhabe und ein möglichst selbstbestimmtes Leben im Rahmen unterrichtlicher Bemühungen gefördert werden? Diese und weitere Fragenkomplexe werden in diesem Seminar thematisiert.

Erziehung und Bildung von Schülern mit schwerer Mehrfachbehinderung

Die Beachtung der Individualität von Schülern mit einer schweren Mehrfachbehinderung versteht sich in der Pädagogik fast von selbst. Erziehung und Bildung dieses Personenkreises verlangen eine kritische Auseinandersetzung mit Unterrichtsinhalten und -zielen. Die Teilnehmer dieses Seminars sollen sich mit einem erweiterten Unterrichtsbegriff vertraut machen. Einen weiteren Schwerpunkt dieses Seminars stellt die Konfrontation mit verschiedenen Konzepten dieses Bereiches der Pädagogik dar.

Schüler mit herausforderndem Verhalten

„Er stört“-„Sie lässt mich nicht in Ruhe“. So oder ähnlich werden Schüler mit herausforderndem Verhalten erlebt. Fragestellungen zur Klärung des Personenkreises, Erklärungen für mögliche Ursachen, Grenzen zwischen Verhaltensauffälligkeiten und psychischer Erkrankung stehen im Mittelpunkt dieses Seminars und sollen u.a. anhand von konkreten Fallbeispielen bearbeitet werden.

Ethik und Behinderung

Ethik bezieht sich auf das sittliche Handeln des Menschen. Handlungsleitende Fragen können u.a. sein „Wie handeln wir richtig“ „Worin besteht das Gute? „Wozu bin ich als Mensch verpflichtet?“ „Welche Verantwortung habe ich als Lehrperson gegenüber Schülern mit Behinderung?“ Um diese und viele weitere ethische Fragen zu diskutieren und beantworten zu können, thematisieren wir u.a. folgende Themenschwerpunkte:

  • Bedürfnisse eines Menschen und Konsequenzen für das Lehrerhandeln (Biologische Bedürfnisse, Bindung, Sicherheit, kognitive Bedürfnisse, Selbstverwirklichung, Transzendenz)
  • Menschenbild und das Bildungsrecht für alle
  • Ethische Grundsätze im unterrichtlichen, pflegerischen und therapeutischen Handeln
  • „Sokratischer Eid“ nach Hartmut von Hentig, als Selbstverpflichtung für alle Menschen, die mit Kindern zu tun haben
  • Argumentation für das Recht auf Leben
  • Pränataldiagnostik, und dann? Wer hat ein Recht auf Leben? Haben wir ein Recht zu sterben, dann, wenn wir es wollen?
  • Besuch der Gedenkstätte Grafeneck, wo während der Nazizeit über 10 000 Menschen mit Behinderung ermordet wurden

 

Didaktische Grundlagen zu Bereichen des Bildungsplanes

Natur, Umwelt, Technik

Im NUT-Unterricht liegt der Schwerpunkt darin, den Schülern und Schülerinnen die Welt im Sinne von Natur, Umwelt und Technik erklärbar zu machen. Dabei steht dieser Bildungsbereich in engem Zusammenhang mit den Bildungsbereichen „Mensch in der Gesellschaft“ und „Selbstständige Lebensführung“. Es geht unter anderem darum, sich mit Menschen, Tiere, Pflanzen, unterschiedlichen Lebensräumen und Werkstoffen und deren Bearbeitungsverfahren auseinanderzusetzen, naturwissenschaftlich zu forschen oder sich mit der Geographie meiner Umwelt zu beschäftigen. Durch handlungsorientierte Angebote erhalten die Schüler und Schülerinnen hierzu individuelle Möglichkeiten, eigene Einsichten zu gewinnen. Die Aufgabe des Fachlehrers besteht darin Lerninhalte zu sichten, zu strukturieren, aufzubereiten und anzubieten, damit die Themen inhaltlich erarbeitet werden können und die Erkenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten welche die Schülerinnen und Schüler erwerben im alltäglichen Leben anwendbar werden. Inhalt des Seminars sind sowohl theoretische Inhalte und auch die praktische Auseinandersetzung, Planung und Präsentation eines Sachthemas.

Unterstützte Kommunikation

Nach der Einführung in die Unterstützte Kommunikation, die Sie bereits im grundlegenden Seminar „Aspekte der Kommunikation“ erhalten, werden in diesem Seminar Verknüpfungen zur Praxis im Mittelpunkt stehen. Das Erstellen von Kommunikationsbüchern und einfachen Kommunikationshilfen, der Einsatz von Gebärden sowie der Umgang mit Sprachausgabegeräten im Unterricht, bilden den zentralen Teil dieses Seminars. Hierbei machen Sie sich mit Medien und Techniken für Ihre unterrichtliche Tätigkeit mit kaum- oder nichtsprechenden Schülern vertraut. Einen weiteren Schwerpunkt stellen eigene Fallbeispiele dar, bei denen Sie Ihre Kenntnisse direkt in die Praxis übertragen können. 

Computereinsatz in der Sonderschule

Der Computer ist heute fester Bestandteil vieler Lebensbereiche. Aufgabe des Lehrers ist es, Möglichkeiten des Computereinsatzes unter Berücksichtigung der individuellen Schülervoraussetzungen aktiv zu filtern und zu beeinflussen. Bedingung hierfür ist neben dem Erwerb fachlicher und didaktischer Grundkenntnisse die Bereitschaft, sich auf das neue Medium einzulassen. In der Veranstaltung sollen den Teilnehmern praxisnahe Möglichkeiten und adäquate Nutzungsweisen für den sinnvollen Einsatz von Computern im Unterricht an SfG / SfK vermittelt werden.

Bewegter Unterricht

Bewegung und Lernen sind keine Gegensätze – ganz im Gegenteil – Bewegung ist ein hilfreiches Element für jeden Lernprozess. Gerade die neueren Erkenntnisse auf dem Gebiet der Hirnforschung weisen auf die lernförderlichen Aspekte von Bewegung hin. Untersuchungen haben allerdings ergeben, dass ein Kind/Jugendlicher am Ende der Klasse 9 ca. 1200 Stunden sitzend in der Schule und ca. 1600 Stunden vor dem Bildschirm verbracht hat. Um dem entgegenzuwirken, sind Bewegungselemente im Unterricht eine gute Möglichkeit. Im Unterricht geht es darum,

  • Bewegung zuzulassen und herauszufordern,
  • Bewegung in den Unterricht zu integrieren durch Entlastungs- und Bewegungspausen, Unterrichtsmethoden und Sozialformen, 
  • Möglichkeiten der Sitz- und Arbeitshaltungen zu bedenken.

In diesem Seminar werden im theoretischen Teil aktuelle Erkenntnisse zum Thema „Bewegung und Lernen“ erarbeitet und daran im Anschluss konkrete Unterrichtsmaterialien und Medien auf deren Einsatzmöglichkeiten hin ausprobiert und analysiert.

Theater

Theater und Spiel als Formen kommunikativen Lernens in Gruppen und als künstlerisch kreativer Prozess erlangen immer mehr Bedeutung in der Pädagogik. Mit der Teilnahme an diesem Seminar erhalten Sie erste Grundlagen und Einblicke in das handwerklich-künstlerische Wesen der Theaterarbeit. Angesprochen sind alle, die Theater als wirksames Instrumentarium Handlungsfähigkeit einsetzen wollen.

Bildende Kunst

„Die Schule schafft Voraussetzungen, damit Schülerinnen und Schüler in der Bildenden Kunst […] Vielfalt erleben und dabei eigene Werturteile entwickeln können.“ (Bildungsplan SfG 2009, Seite 224) Bildende Kunst erleben und genießen, selbst künstlerisch tätig sein und Kunst zu präsentieren sind eigenständige Schwerpunkte aber auch sich gegenseitig ergänzende Bestandteile von Kunstunterricht. In diesem Seminar werden praktische Erfahrungen und der sachgerechte Einsatz von verschiedenen Materialien und Techniken in Bezug auf die Schülerschaft an SfG und SfK im Vordergrund stehen. Des Weiteren kann erprobt werden, wie die Begegnung und Auseinandersetzung mit verschiedenen Künstlern und Kunstwerken in der Schule thematisiert werden kann. 

 

Lehrerrolle, Zusammenarbeit mit Partnern, Tätigkeitsfelder

Lehrerprofessionalität

Außerhalb der Unterrichtssituation wird es in Ihrer Ausbildung, sowie auch bei Ihrer späteren beruflichen Tätigkeit immer wieder Anlässe und Situationen geben, in denen Sie nicht nur vor Schülern, sondern auch vor Kollegen und Eltern freie Reden, Seminare und Elternabende halten müssen. Solche Situationen bereiten vielen Menschen „Bauchschmerzen“ oder zumindest Unbehagen, weil sie darin ungeübt sind. Um ein sicheres Auftreten einzuüben, gibt es einige hilfreiche Übungen und Wissenswertes, was in diesem Seminar thematisiert werden soll.

Auf den Lehrer kommt später im Schulalltag eine Vielzahl von verschiedenen Belastungen zu. Wie kann man sich rechtzeitig vor Überforderung und Stresssituationen schützen? Wie erkenne ich als Lehrer rechtzeitig Konflikte und gehe dann mit diesen um? Wo sind meine eigenen Stärken und wo kann ich noch dazu beitragen, dass Konflikte lösbar sind und ein gutes Arbeitsklima entsteht?

Integration – Formen des gemeinsamen Lernens

In Baden Württemberg gibt es immer mehr Außenklassen. Damit wird der Wunsch vieler Eltern, ihr behindertes Kind mit nichtbehinderten Kindern lernen zu lassen, ernst genommen und ein stückweit umgesetzt. Die Erfolge der Außenklassen sprechen für diese Form des gemeinsamen Lernens. Durch die Unterzeichnung der UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen haben diese nun ein Recht auf Aufnahme in die allgemein- bildenden Schulen. Dies wird unser Aufgabenfeld in den nächsten Jahren verändern. Das Seminar hat das Anliegen, Sie darauf vorzubereiten. Deshalb werden wir uns in Theorie und Praxis mit den Möglichkeiten gemeinsamen Lernens beschäftigen – unter dem Motto „Gemeinsam sind wir Klasse!“

Schüler mit herausforderndem Verhalten – Fallbesprechungen

„Besonderes Verhalten verlangt besondere Reaktionen.“ Es kommt in der beruflichen Tätigkeit in der Schule teilweise zu Situationen, in denen wir als Lehrperson „rasch“, aber vor allem besonnen reagieren müssen. Um diesen Herausforderungen einigermaßen gerecht werden zu können, führen wir in diesem Seminar anhand konkreter Fallbeispiele aus Ihren derzeitigen Tätigkeitsfeldern Fallbesprechungen durch. Diese erfolgen verknüpft mit der theoretischen Auseinandersetzung über Verhaltensbesonderheiten, die zum Beispiel bei Autismus, selbstverletzendes Verhalten, Aggression etc. zu beobachten sind. Die Besprechungen basieren unter anderem auf der Methode der systemischen Beratung mit aktiver Beteiligung der Seminarteilnehmer.

Offener Unterricht  

Offener Unterricht ist ein Sammelbegriff für verschiedene Ansätze, deren Wurzeln in der Reformpädagogik zu finden sind. Offene Unterrichtsformen zielen darauf ab, Schüler zum eigenverantwortlichen Handeln und selbstgesteuerten Lern- und Arbeitsverhalten anzuregen. Der selbstgesteuerte Zuwachs an Kompetenzen kann das Selbstvertrauen und die Persönlichkeit der Schüler stärken. Offener Unterricht beginnt im Kopf der Lehrer. Sie müssen Raum, Zeit und Material für eine aktiv handelnde Auseinandersetzung mit der natürlichen, technischen und gesellschaftlichen Umwelt zur Verfügung stellen und sich selbst als Berater, Begleiter, Initiator der Lernprozesse der   Schüler erkennen. In der Seminarveranstaltung werden Lernen an Stationen, Tages- und Wochenplanarbeit, Freiarbeit, Projektarbeit und Werkstattarbeit thematisiert. Wesentliche Bestandteile des Seminars sind es, eigene Erfahrungen mit den verschiedenen Formen des offenen Unterrichts zu machen, Ideen und Material zu erkunden und wenn möglich selbst herzustellen.

 

Evangelische und katholische Religionslehre

Religionspädagogik – Zusatzqualifikation  

Die religionspädagogische Ausbildung am Fachseminar hat verschiedene Schwerpunkte:

  • Erwerb von biblischem und theologischem Grundwissen
  • Persönliche Auseinandersetzung mit theologischen Inhalten
  • Reflexion über die Erfordernisse und Chancen eines Religionsunterrichts mit geistig behinderten Schülerinnen und Schülern
  • Kennen lernen vielfältiger Umsetzungsmöglichkeiten, um Schülern theologische Inhalte ganzheitlich verständlich machen zu können

Diesem Kursangebot liegt eine Vereinbarung zwischen den evangelischen und katholischen Kirchen zugrunde, die eine Zusammenarbeit bei der Organisation und Durchführung des Religionsunterrichts als Teil des Gesamtunterrichts an der Schule für Geistigbehinderte/Körperbehinderte befürwortet. Um zu gewährleisten, dass die Schwerpunkte und Besonderheiten der jeweiligen anderen Konfession berücksichtigt werden, führen die Beauftragten der beiden Kirchen (Fr. Hövel, Pfarrerin und Hr. Schäfer, Gemeindereferent) die Veranstaltung zum größeren Teil gemeinsam durch. Der Kurs findet in der Zeit von März bis Oktober statt. Am Ende des Kurses (nach den Herbstferien) steht eine mündliche Prüfung (15 Minuten), die nach einem Unterrichtsbesuch im ersten Dienstjahr die Erteilung einer Missio / Vocatio durch die Kirchen ermöglicht.

 

Schulpraktische Ausbildung

Anleitung und Beratung in der schulpraktischen Ausbildung

In der schulpraktischen Ausbildung erhalten Sie Beratung und Begleitung sowohl durch Ihren Mentor an der Ausbildungsschule als auch durch einen Lehrenden des Fachseminars. Während der gesamten Ausbildungszeit sind Sie als Fachlehreranwärter G einem Mentor und einer Ausbildungsklasse zugeordnet. Bei Fachlehreranwärtern K sind die Zuordnungen vom Lehrauftrag des Mentors abhängig. In regelmäßigen Beratungen sprechen Sie mit Ihrem Mentor über die Planung Ihrer Unterrichtsvorhaben. Sie reflektieren in den Beratungsgesprächen Ihren Unterricht, erörtern Fragen zu einzelnen Schülern und thematisieren gemeinsam methodische und didaktische Gesichtspunkte der Unterrichtsplanung und Sie tauschen sich über Beobachtungen und Erfahrungen aus.

In der Anleitung und Beratung sind folgende Beratungs- und Gesprächsgrundsätze hilfreich:

  • Gemeinsames suchen nach Lösungsansätzen und Alternativen in der Unterrichtsplanung und Unterrichtsreflexion
  • Gegenseitiges Akzeptieren
  • Zuhören, Einfühlen, Verstehen
  • Gelungenes bestärken

Während der Ausbildungszeit erhalten Sie in Ihrer schulpraktischen Tätigkeit nach terminlicher Absprache mehrere beratende Unterrichtsbesuche durch Ihren Lehrenden des Fachseminars. Ein wesentlicher Bestandteil einer effektiven Zusammenarbeit dabei ist die Teilnahme Ihres Mentors am Unterricht und dem anschließenden Beratungsgespräch.

Gegenstände der Beratung sind

  • Reflexion er Unterrichtsdurchführung und Unterrichtsplanung
  • Entwicklung von Zielen, Kompetenzen und Inhalten für den Unterricht in Ihrer Klasse oder Lerngruppe bzw. für die Förderung einzelner Schüler
  • Entwicklung möglicher Alternativen zur Unterrichtsdurchführung
  • Gemeinsame Erarbeitung von Zielen für weitergehende Kompetenzen in Ihrer Unterrichtsplanung und Unterrichtsdurchführung
  • Fachlicher Austausch über anstehende aktuelle schulpraktische Erfahrungen und Fragestellungen

Merkmale und Umfang der schulpraktischen Ausbildung

Die schulpraktische Ausbildung erfolgt an einer Schule für Geistigbehinderte oder an einer Schule für Körperbehinderte bzw. an einer Schule mit entsprechender Abteilung. In der schulpraktischen Ausbildung werden Sie Ihre bisher erworbenen Fähigkeiten und Erfahrungen in der unterrichtspraktischen Tätigkeit erweitern und vertiefen. Sofern Sie noch über keine schulpraktische Erfahrung verfügen, können Sie nun unter fachlicher Anleitung und Begleitung grundlegende Kenntnisse und Erfahrungen erwerben. Durch Hospitationen im Unterricht Ihres Mentors, durch eigene angeleitete und zunehmend selbständig ausgeführte Unterrichtstätigkeit, durch regelmäßige Vor- und Nachbesprechungen sowie durch eine Zusammenarbeit mit weiteren Fachkräften an der Schule bereiten Sie sich auf Ihre Tätigkeit als eigenverantwortlicher Fachlehrer vor.

An sonstigen schulischen Veranstaltungen sollten Sie teilnehmen, um ihre beruflichen Erfahrungen zu erweitern und zu vertiefen (z. B. Gesamtlehrerkonferenzen, Stufenkonferenzen, Klassenpflegschaftsabende, Pädagogische Tage), wenn es mit den Verpflichtungen am Seminar vereinbar ist. Nutzen Sie auch Möglichkeiten, sich über weitere schulische und vorschulische Aufgabenfelder „vor Ort“ exemplarisch kundig zu machen (z. B. Frühberatungsstelle, Schulkindergarten, Außenklassen, Probewohnen, WfbM).

Gliederung der schulpraktischen Ausbildung

Die schulpraktische Ausbildung beginnt mit einer Einführungsphase im Block in Ihrer Ausbildungsklasse. Sie machen sich mit den Personen und dem Betrieb der Schule und speziell mit den Schülern Ihrer Ausbildungsklasse vertraut. Im ersten Halbjahr der Ausbildung sind Sie jeweils an einem Tag in der Woche an acht Unterrichtsstunden in Ihrer Ausbildungsschule. Durch Hospitationen im Unterricht des Mentors, Beobachtungen der Schüler, durch aktive Mitarbeit und durch eigene Unterrichtsversuche lernen Sie die Schüler kennen und gewinnen Fähigkeiten im Unterrichten und im erzieherischen Umgang mit den Schülern. Sinnvoll ist es, in Absprache mit ihrem Mentor Unterrichtsschwerpunkte zu vereinbaren, die sich aus dem Arbeitsplan der Ausbildungsklasse sowie dem Lern- und Förderbedarf der Schüler ergeben. Eine Schwerpunktsetzung ermöglicht Kontinuität im planen, durchführen und reflektieren von Unterricht. Für die Schüler entstehen dadurch Sicherheit und Verlässlichkeit. Schriftliche Unterrichtsplanungen sind ein wichtiger Bestandteil Ihrer Vorbereitung und Planung. Sie erhalten dafür Anleitung im Schulpraxis begleitenden Seminar. Gegen Ende des ersten Ausbildungshalbjahres stellt der Lehrende am Fachseminar im Einvernehmen mit dem Schulleiter fest, ob Ihnen selbständiger Unterricht ab dem zweiten Ausbildungsabschnitt übertragen werden kann.

Im zweiten Halbjahr der Ausbildung sind Sie an zwei Schultagen pro Woche mit insgesamt 12 Unterrichtsstunden in der Klasse tätig. Davon sind vier Stunden als selbständiger Unterricht ausgewiesen, den Sie nun eigenverantwortlich und selbständig planen und durchführen. Die weiteren acht Stunden arbeiten Sie wie bisher in Zusammenarbeit und Kooperation mit Ihrem Mentor. Im dritten Halbjahr sind Sie an zwei bzw. drei Tagen in der Schulpraxis.

Hermann Schwertle, Leiter Fachseminar für Sonderpädagogik Reutlingen