Schultüte als traditionelles “Statussymbol“ des Erstklässlers

VBE-Vorschlag: Mal ohne viele Kalorien den Schulbeginn versüßen

Stuttgart. Am Montag beginnt die Schule wieder. In Baden-Württemberg kommen dann 89 500 Kinder zum ersten Mal in ein Klassenzimmer. „Schultüten ohne Süßig­keiten sind für Erstklässler undenkbar“, behauptet der Sprecher des Verban­des Bildung und Erziehung (VBE). Trotzdem rät er, diese Statussymbole der Schulanfänger nicht nur mit Kalorien zu füllen, sondern mit etwas Besonde­rem wie „Zeit“-Gutscheinen: individuell gestaltete Wertmarken für reichlich Zeit zum Spielen, zum Vorlesen, zum Zuhören, zum Toben, zum Kuscheln.

Eltern wissen in der Regel bereits vor der Einschulungsfeier, welche Unterrichts­materialien die Kinder in der ersten Klasse benötigen. So können in die Schultüte auch dicke Wachsmalkreiden, besonders leuchtende Farbstifte, ein knallbunter No­tizblock, Knete oder eine Kinderschere: Dinge, mit denen die Schüler in der Klasse arbeiten werden. Sinnvoll sind auch eine stabile Mehrweg-Vesperdose und eine auslaufsichere (!) Trinkflasche, die es in allen möglichen Farben und Formen gibt.

 Als besondere Überraschung für die Schultüte schlägt der VBE ein selbstge­machtes kleines Bonusheft vor, das die Kinder nach und nach bei ihren Eltern oder Großeltern einlösen dürfen. Dieses Heft kann hübsch gestaltete Gutscheine enthal­ten mit Zeitguthaben für zehn Minuten geduldiges Zuhören, für einen gemeinsa­men Zoobesuch, für ein tröstendes Ankuscheln, für eine spannende Gute-Nacht-Geschichte, für eine fröhliche Runde „Mau-Mau“ am Sonntagnachmittag oder für ein von Mama und Papa organisiertes Geländespiel mit den neuen Schulfreunden. „Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, um Schülern das zu schenken, was heute kaum einer noch zu besitzen glaubt: Zeit. Zeit, die man ganz entspannt mit dem Kind verbringt“, wirbt der VBE für diese kalorienarme Art der Schultütenfüllung.

Immer mehr Eltern verzichten auf den Kauf einer industriell hergestellten Schul­tüte und fertigen stattdessen – häufig unter Anleitung der Erzieherinnen im Kinder­garten – oder in Heimarbeit die traditionellen „Insignien“ der künftigen Erstkläss­ler. Dabei entstehen oft kleine Kunstwerke und fantasievolle Unikate. Bei Ein­schulungsfeiern wurden sogar schon Schultüten gesichtet, auf denen Ufos mit blin­kenden LEDs zu sehen waren. „Dafür darf dann getrost auf das Handy als Beigabe zum ersten Schultag verzichtet werden“, ergänzt der VBE-Sprecher.

Sonderschulen leisten hervorragende Arbeit zur Integration

VBE begrüßt klare Aussage der Wissenschaftsministerin

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) begrüßt ausdrücklich die Aussage von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer gegenüber dpa, dass das Sonder­schulwesen nicht zerschlagen werden dürfe. Die unterschiedlichen Sonderschulen sind nach Auffassung des VBE sehr gut aufgestellt. Ein Überwechseln der Kinder auf eine Sonderschule ist kein Aussortieren oder Abschieben, wie es von Gegnern dieser Schulart gerne behauptet wird.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der VBE hält eigenständige Sonderschulen auch nach der UN-Konvention weiterhin für erforderlich, solange schon allein aufgrund der schlechteren räumlichen, sächli­chen und personellen Ausstattung der Regelschulen nicht alle Kinder dort optimal ge­fördert werden können und in viel zu großen Klassen „untergehen“ würden. Die Sonderschulen in Baden-Württemberg sind nach Ansicht des VBE hervorragend aufgestellt, die Pädagogen fachlich bestens ausgebildet. An den neun verschiedenen Sonderschultypen gibt es äußerst professionelle Rahmenbedingungen für eine indivi­duelle, kindgerechte Bildung und Erziehung Benachteiligter. 

Immer wieder wird von Eltern versucht – zuweilen auch „mit der Brechstange“, zum Teil schwerstbehinderte Kinder in Regelschulen unterzubringen, selbst wenn dort kei­ne entsprechenden Fördermöglichkeiten vorhanden sind. „Dadurch würden sowieso schon benachteiligte Kinder noch einmal benachteiligt“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand.

Für den VBE ist es unbestritten, dass alle behinderten Kinder einer optimalen För­derung bedürfen, um ihnen den bestmöglichen Einstieg in eine eigenverantwortliche Lebensbewältigung zu geben. Der Besuch einer allgemeinen Schule kann für Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf sinnvoll sein, wenn an dem von Eltern ge­wünschten Schulort die Voraussetzungen stimmen. Dies ist in Ermangelung der nöti­gen Finanzmittel an den wenigsten Schulen zurzeit der Fall. „Wegen der umfassenden gezielten effektiven Förderung der Kinder sind Sonderschulen daher ein Baustein zur Integration und kein Ort der Ausgrenzung“, versichert der VBE-Vorsitzende.

Leider ist die Versorgung dieser Schulart mit Lehrerstunden keinesfalls ausreichend. Und trotzdem geht kein Aufschrei durch das Land, dem Kultusminister werden keine Unterschriftenlisten übergeben, und kein Außenstehender macht sich für eine bessere Unterrichtsversorgung der Sonderschüler stark, denn die haben selten eine Lobby.

 

VBE zur Pressekonferenz des Kultusministers: Gute Schule ist mehr als nur „der Pflichtbereich ist abgedeckt“

Leider kann auch Kultusminister Andreas Stoch nicht zaubern

Stuttgart. Beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg rufen die Aussagen des Kultusministers Enttäuschung hervor. „Gute Schule ist mehr als nur `der Pflichtbereich ist abgedeckt´“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand, zumal dafür auch der Ergänzungsbereich als „Notgroschen“ herangezogen werde. Und die zusätzliche Krankheitsreserve mussten die Lehrer durch die deutliche Kürzung der Anrechnungsstunden selber finanzieren.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Dass die Unterrichtsversorgung der Schulen „rechnerisch“ gewährleistet ist, wie es der Kultusminister heute wieder einmal der Öffentlichkeit „vorzauberte“, mag rein zahlenmäßig durchaus der Wahrheit entsprechen. Was eine 100-Prozent-Versor­gung ist, definiert immer noch die Kultusbehörde. An den Schulen kommen deutlich weniger Stunden an als dort wirklich benötigt werden, und das weiß auch der Kultusminister, er darf es nur nicht laut sagen.

Der VBE weiß von vielen Schulen, die keine Stütz- und Förderkurse mehr an­bieten können, die keine einzige AG-Stunde mehr im neuen Schuljahr haben. Wie man da noch von „Schulprofilen“ reden kann, ist dem VBE völlig unklar. Der Er­gänzungsbereich muss immer mehr als „Notgroschen herhalten, um vorab die Stunden des Pflichtbereichs alle abdecken zu können. Den Schulen werden Lehrer als Krankheitsstellvertreter abgezogen und dorthin abgeordnet, wo sonst kein Pflichtunterricht stattfinden könnte. Ganztages- und Gemeinschaftsschulen sowie die Inklusion benötigen mehr und nicht weniger Pädagogen. Wie man bei diesem Aufgabenberg überhaupt an Lehrerstellenabbau denken kann, ist wohl höhere Kul­tusmathematik, die der Finanzminister vorrechnet.

„Dass Bildungshintergrund und der finanzielle Spielraum der Eltern auch unter Grün-Rot noch immer eine viel zu große Rolle spielen, kann man nicht wegdisku­tieren“, so VBE-Chef Gerhard Brand. „Dass aber die Landesregierung weiterhin gerade bei den Schwächsten spart, ist skandalös. Kinder begüterter Eltern können sich Nachhilfe leisten. Schüler aus sozialen benachteiligten Schichten sind auf qua­litativ hochwertige und ausreichende Angebote der Schulen angewiesen, die es aber immer weniger gibt.“ Ausschließlich mit binnendifferenzierendem Unterricht lassen sich nicht alle Defizite von Schülern kompensieren. „Da braucht man schon gezielt zusätzliche Stütz- und Fördermöglichkeiten, die aber nicht ohne den Einsatz von Haushaltsmitteln zu bekommen sind“, sagt Brand.

14 Prozent weniger Anrechnungsstunden im neuen Schuljahr

Als Folge müssen Kommunen Aufgaben der Lehrer übernehmen

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) versteht den Unmut der Städte und Kommunen, wegen der Kürzungen der Anrechnungsstunden für Leh­rer nun den Lückenbüßer zu spielen. Das Geschäft muss aber erledigt wer­den, damit die Schule läuft. Wenn Lehrern kein Zeitbudget für notwendige Arbeiten außerhalb des Unterrichts vom Kultusministerium zur Verfügung gestellt wird, muss eben der Schulträger die Bestellung, Ausgabe und Ver­waltung der Schülerbücher übernehmen. Die dafür verantwortlichen Leh­rer bereiten nämlich schon in den Sommerferien das neue Schuljahr vor.

Kürzung von Lehrerstellen, Kürzungen im Ergänzungsbereich, bei Arbeitsge­meinschaften sowie bei Stütz- und Förderstunden, Kürzungen bei der Lehrer­fortbildung, Kürzungen bei der Besoldung und Beihilfe: die Streichliste unter Grün-Rot wurde immer umfangreicher.

Jetzt werden auch noch Anrechnungsstunden, die sowieso viel zu knapp be­messen waren, zurückgefahren. Im Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschul­be­reich, der bisher schon am schlechtesten versorgt war, wird im neuen Schuljahr die Anrechnung von 0,35 Wochenstunden pro Klasse auf 0,30 zurückgefahren. Das entspricht einer Kürzung von 14 Prozent. Wer so das Bildungssystem opti­mal voranbringen und die Lehrerschaft motivieren will, zeigt, dass die Zusagen vor der Landtagswahl und die Aussagen in der Koalitionsvereinbarung großen­teils leere Versprechungen waren.

 „Wenn jetzt den Lehrern die notwendige Zeit für Aufgaben, die erledigt wer­den müssen, damit Schule läuft, gekürzt wird, müssen diese Arbeiten eben vom Schulträger übernommen werden“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand. „Wenn Städte und Kommunen sich nun als `Lückenbüßer´ sehen, darf sich das Kultus­ministerium nicht darüber wundern.“

Die anfängliche Euphorie nach der Landtagswahl 2011 ist in vielen Lehrer­zimmern einer tiefen Resignation gewichen. „Die Hoffnungen auf eine bessere Bildungspolitik werden sukzessive zu Grabe getragen“, so der VBE-Chef.

 

VBE: Die Politik muss mehr für die Grundschulen tun

Primarstufe ist das Fundament einer soliden Bildung

Stuttgart. Durch die vielen Berichte über neue Gemeinschaftsschulen, sterbende Haupt­schulen, übervolle Realschulen sowie über G 8 und G 9 rückt die Grundschule aus dem Blickfeld. 2433 gibt es davon in Baden-Württemberg. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) macht sich für eine Aufwertung der Grund­schulen stark und nimmt dafür die Politik in die Pflicht.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse über kindliche Lernprozesse müs­sen Kompetenzen von Schülern gestärkt und Strategien zum gemeinsamen und in­dividuellen Lernen vermittelt werden. Ziel ist es, in der Grundschule die Grundlage für ein erfolgreiches „lebenslanges Lernen“ zu legen, so der VBE-Sprecher. Der Lehrerverband bejaht den Leistungsanspruch der Grundschule ausdrücklich, denn „Kinder wollen etwas leisten und freuen sich über jeden Lernfortschritt, den sie selber feststellen können oder der ihnen bestätigt wird.“ Dafür werden ausreichen­de Lehrerstellen – auch für Krankheitsvertretungen, für Arbeitsgemeinschaften so­wie für Stütz- und Förderstunden benötigt. Hier ist noch einiges im Argen.

Der VBE unterstützt ein Beurteilungssystem in der Grundschule, das auf positive Verstärkung, Ermutigung und Motivation zum selbstständigen Lernen aufbaut. Dies führt beim Schüler zur Stärkung des Selbstwertgefühls, zur Selbstsicherheit und zum Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit. Eltern müssen die Schule beim Bildungs- und Erziehungsauftrag unterstützen. „Das heißt nicht, dass Eltern ständig Nachhilfelehrer spielen müssen“, unterstreicht der VBE-Sprecher, sondern bedeutet, dass Eltern schulisches Lernen grundsätzlich wichtig nehmen und die Kinder entsprechend ermuntern – und das nicht nur vor Klassenarbeiten(!). Die Kommunikation zwischen Eltern und Pädagogen ist dabei besonders wichtig.

Der VBE setzt sich mit Vehemenz für die schon lange überfällige Aufwertung der Grundschularbeit ein, denn „das Fundament ist nicht nur beim Hausbau von Bedeutung“, so der VBE-Sprecher. Viele Eltern wünschten sich eine verlässliche Grundschulbetreuung oder mehr Ganztagesschulen. Dies unterstützt der VBE, möchte aber trotz des besseren pädagogischen Konzeptes bei der gebundenen Ganztagesschule keine „Zwangsbeglückung“, sondern weiterhin die freie Wahl­möglichkeit für Eltern, ihre Kinder nachmittags daheim zu haben oder gut in einer Schule aufgehoben zu wissen.

VBE moniert: „Schule ohne Leitung handelt kopflos“

Ein freier Chefsessel lockt Lehrer nur ganz selten an

Stuttgart. Ein Schiff ohne Kapitän wird sich nicht auf große Fahrt begeben. Aber so manches „Schulschiff“ in Deutschland musste bisher schon längere Zeit ohne Führungskraft auskommen, beklagt der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Das Stellenbesetzungsverfahren ziehe sich hin, und geeignete Bewerber stünden in der Regel nicht Schlange. „An kleineren Schulen gibt es nicht einmal einen Konrektor als ständigen Vertreter, so dass dort Kollegen übergangsweise Schulleitungsaufgaben wahrnehmen müssen“, moniert VBE-Chef Gerhard Brand. Erst jüngst hatte Gemeindetagspräsident Roger Kehle diese ungute Situation gleichfalls angeprangert.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Immer weniger Pädagogen wollen heute Leiter einer Schule werden. Bei den meis­ten Besetzungsverfahren gibt es nur einen Bewerber für das anspruchsvolle Amt. Manche Rektorenstellen müssen wiederholt ausgeschrieben werden. Häufig hält die Schulaufsicht vergebens Ausschau nach geeignetem Personal, was sicher nicht für die Attraktivität des Leitungsamtes spricht. Die Ursachen für die deprimierende Bewerberlage sind vielfältig. Lehrer sehen bei der Herausforderung „Schulleitung“ mehr Frust als Freude. Rektoren und Konrektoren sollen alles professionell ma­nagen, den Arbeitgeber aber möglichst nicht viel kosten. So werden Rektoren und deren Stellvertreter mit der Übertragung der neuen Aufgaben nicht gleich befördert und entsprechend höher besoldet, sondern erst nach einer monatelangen Wartezeit.

Vor allem im Grundschulbereich gelten Leitungsstellen als finanziell völlig un­attraktiv. Bei höchster Unterrichtsverpflichtung, voller Klassenlehrertätigkeit und gleichzeitiger Schulleitungsverantwortung erhalten Grundschulchefs die geringste Bezahlung. Der Rektor einer kleineren Grundschule und der Leiter eines Gymnasi­ums werden aus laufbahnrechtlichen Gründen monatlich mit bis zu 2000 Euro un­terschiedlich hoch besoldet. Bei Funktionsstellen gilt neben der Schulart die Schü­lerzahl als Maßstab für die Besoldung der Rektoren und Konrektoren.

„Das ganze Besoldungsgefüge an Schulen ist in Schieflage“, kritisiert der VBE-Chef. Und da es bei meist nur einer Bewerbung um die Stelle keine Bestenauswahl geben könne, werde auf Dauer auch die Qualität der Schulen leiden, warnt Brand.

VBE: Frauen in Kindergärten und Schulen überrepräsentiert

Männerbeauftragte oder Männerquote gibt es trotzdem nicht

Stuttgart. Während der Frauenanteil in allen Lehrerseminaren bei 75 Prozent liegt, wollen aktuell 86 Prozent Grundschullehrerin werden, teilte das Statistische Landesamt jetzt mit. Aus diesem Anlass greift der Verband Bildung und Erzie­hung (VBE) Baden-Württemberg wieder einmal die Forde­rung nach mehr Männern in der früh­kind­lichen Erzie­hung und im Schuldienst auf. „Aber auch eine Männerquote und Männer­beauftragte wür­den hierbei wohl kaum Abhilfe schaffen“, so der Sprecher. 

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Dem Männermangel in Grundschulen und Kindertagesstätten durch das Einfüh­ren einer „Quote“ ab­zuhelfen zu wollen, wäre bei allem Charme, den diese Idee ausstrahlt, völlig realitätsfern und indisku­ta­bel, da sich viel zu we­nig Männer in einer Ausbildung für den Ele­men­tar- und Primarbereich befinden und somit kurzfristig auch gar nicht zur Ver­fügung stünden. Selbst eine niedrig angesetzte Quote könnte momentan nicht er­füllt wer­den. Obendrein schaden Quoten eher der Qualität der Einrichtungen, da sie das Prinzip der Bestenauswahl unterlau­fen. „Wenn es von den Arbeitsbe­dingun­gen, der Be­zahlung und der gesell­schaftlichen Anerkennung wirklich attraktiv wäre, Pädagoge zu werden, müsste man sich über eine Männerquote keine Ge­danken mehr ma­chen“, versichert der VBE-Sprecher.

Beim Lehramt für Grundschulen geht der Frau­en­an­teil kontinuierlich auf 90 % zu. Damit sind männliche Lehrkräfte an dieser Schulart abso­lute „Man­gelware“.

Dem VBE liegt es fern, die qualifizierte Arbeit engagierter Lehrerinnen abzu­werten. Trotzdem ist es für die stabile, emotionale Entwicklung der Kinder nicht von Vorteil, wenn sie im Kindergarten und in der Grundschule beinahe aus­­schließlich weib­li­che Be­zugsperso­nen um sich haben und das männliche Ele­ment „als Gegenpart“ Selten­heits­wert besitzt.

Der gesellschaftlich wenig anerkannte Wert der Erziehungsarbeit, der vergleichs­weise geringe Verdienst und die kaum vorhandenen Karrieremög­lichkeiten sind nach Ansicht des VBE der Hauptgrund dafür, dass Erzie­her(in) und Grundschul­lehrer(in) ein klassischer Frauenberuf geblieben ist.

9.08.2013

VBE: Ganztagesschulen sind zwingend notwendig, müssen aber weiterhin Angebotsschulen bleiben

Zur Bertelsmann-Studie 

 

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßt, dass es mehr Ganztagesschulen in Land gibt, selbst wenn nur jeder sechste Schüler das Angebot nutzt, wie es aus der heute vorgestellten Studie der Ber­telsmann-Stiftung hervorgeht. Der VBE möchte Ganztagesschulen weiterhin als Angebots- und nicht generell als Pflichtschulen verstanden wissen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Der VBE geht vom Ansatz des Grundgesetzes und der Landesverfassung aus, wonach die Erziehung der Kinder „zuvörderst Recht und Pflicht der Eltern“ ist. Die Familien sollten folglich erste Erziehungs- und Sozialisationsinstanz sein, Kin­dergärten und Schulen subsidiär wirken. Das herkömmliche Familienbild „Vater, Mutter und Kind(er)“ ist schon lange nicht mehr Standard. Immer mehr Kinder von Alleinerziehenden, Scheidungs­waisen oder aus Familien, bei denen Vater und Mutter arbeiten gehen, benötigen einen professionellen pädagogischen „Rund-um-Vollservice“.

Zusätzlich ist der Trend, Erziehung an Institutionen abzuschieben, unübersehbar. „Immer mehr Eltern geben ihren Erziehungsauftrag an Kindertagesstätten ab, an die Schulen, sogar an Vereine; sei es, weil beide Elternteile arbeiten gehen (müs­sen), sei es, weil sie überfordert sind oder auch nur, um sich die pädagogische Arbeit etwas zu erleichtern, denn Erziehung bedeutet ständig Auseinandersetzung, Konfrontation und Konflikt und kostet in jedem Fall sehr viel Kraft“, versichert VBE-Landeschef Gerhard Brand.

Immer mehr Schüler wirken heute weniger erzogen, psychisch oder physisch la­bil. Als Konsequenz auf diese Veränderungen und wegen des innovativen pädago­gischen Konzepts begrüßt der VBE die Zunahme von Ganztagesschulen – egal, ob am Gymnasium oder an der Hauptschule angesiedelt -, legt aber Wert darauf, dass diese weiterhin „Angebotsschulen“ bleiben. Der VBE lehnt eine für alle Schüler generell zur Pflicht gemachte Ganztagesschule ab.

VBE besorgt: Kommen Informationen für Schulen auch künftig zuerst in der Presse und dann auf dem Dienstweg?

Stuttgart. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg begrüßt, dass das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft im kommenden Schul­jahr die Berufserprobung von Schülern in überbetrieblichen Bildungsstät­ten landesweit mit insgesamt rund 1,3 Millionen Euro fördert, ist aber er­staunt, dass dies den Schulen wieder einmal zuerst über die Presse mitge­teilt wird, noch bevor es in der Dienstpost ist.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Tageszeitungen, Radio, Fernsehen und Internet sind heute wichtige und vor allem schnelle Informationsquellen. Trotzdem erstaunt es Schulleitungen und Lehrkräfte immer wieder aufs Neue, dass Schulinterna zuerst in den Zeitungen stehen, bevor die Informationen über die Dienstpost oder in Dienstbesprechun­gen die Verantwortlichen vor Ort erreichen. „Wie leider schon von Schwarz-Gelb gewöhnt, kommen auch bei der grün-roten Regierung dienstliche Neuhei­ten erst einmal groß in der Tagespresse, bevor mit den Personen, die dies in der Praxis umzusetzen haben, darüber gesprochen wird“, kritisiert VBE-Chef Ger­hard Brand. „Wird die Tagespresse so immer öffentlichkeitswirksam die erste Informationsquelle über ministerielle Überlegungen und schulische Entschei­dungen sein, selbst wenn diese nach internen Beratungen wieder revidiert wer­den müssen?“, fragt Brand und mahnt mehr Professionalität an.

VBE schlägt Alarm: Kalkuliert Grün-Rot jetzt ohne Dyskalkulie?

Schwache Grundschüler sollen nicht mehr extra gefördert werden

Stuttgart. Kontinuierlich wurde in den Schulen der Ergänzungsbereich, zu dem Stütz- und Förderstunden gehören, zurückgefahren. Jetzt sollen auch noch die weni­gen, verbliebenen Stunden für benachteiligte Grundschüler mit einer Rechen- oder Rechtschreibschwäche ganz gestrichen werden, hat der Verband Bil­dung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg in Erfahrung gebracht.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Lernschwächen bei Schülern können dann besonders effektiv angegangen werden, je früher mit der professionellen Unterstützung begonnen wird. Eltern und Lehrer waren froh, wenn Grundschülern mit einer Rechenschwäche (Dyskalkulie) oder mit einer Lese-/Rechtschreibschwäche (LRS) bisher schon in der ersten Klasse Hilfe zuteilwerden konnte. Diese besonderen Stunden aus dem Ergänzungsbereich wurden in letzter Zeit bereits kontinuierlich zurückgefahren. Jetzt sollen die sinn­vollen Unterstützungsmaßnahmen aus finanziellen Gründen ganz gestrichen wer­den, hat der VBE aus dem Kultusministerium gehört. „Das wäre gerade für schwa­che Grundschüler eine mittlere Katastrophe“, moniert VBE-Chef Gerhard Brand. „Eine Landesregierung, die sich Bildungsgerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben hat, will jetzt ausgerechnet bei all den Schülern sparen, die zusätzliche schulische Unterstützung dringend benötigen“, sagt Brand und zeigt kein Verständnis für die geplante unsensible Vorgehensweise gegen schwache und benachteiligte Schüler.

Obendrein geht auch im kommenden Schuljahr wieder keine einzige Poolstunde für Klassenlehrerstunden oder Klassenteilungen an die Grundschulen, fehlen wei­terhin Arbeitsgemeinschaften wie Schulchor und Theater sowie ausreichende Ver­tretungslehrkräfte.

Kostspielige private Nachhilfestunden fallen in einem nicht unerheblichen Maße bereits bei Grundschülern an. Unterstützung für schwache Grundschüler wurde von Grün-Rot bisher immer nur versprochen, aber noch nicht umgesetzt. Die Bil­dung der Grundschüler hängt nach wie vor vom Geldbeutel der Eltern ab. „Warum jetzt auch noch LRS- und Dyskalkulie-Stunden wegbrechen sollen, kann man kei­nem vernünftig denkenden Menschen plausibel vermitteln“, sagt Brand.