Fortbildung für neu bestellte Schulleiterinnen und Schulleiter

 

Thomas Stingl, Referat Schulleitung im VBE Südbaden
Thomas Stingl, Referat Schulleitung im VBE Südbaden

Das Schlagwort des Verband Bildung und Erziehung (VBE) von der „Professionalität der Lehrkräfte“ trifft erst Recht auf Schulleiter zu, der nicht nur für die ihm anvertrauten Lehrkräfte des Kollegiums, sondern auch für die gesamte Schulgemeinschaft und nicht zuletzt für sich selbst verantwortlich ist. Deshalb begrüßt unser Verband, dass das Land Baden-Württemberg sich auch auf Grund von VBE-Forderungen nach vielfältigen „Schwankungen“ dazu entschlossen hat, neue Schulleitungen besser zu begleiten. Grundsätzlich sind wir der Auffassung, dass Qualität von Schule voraussetzt, dass das Land Baden-Württemberg selbst ein Interesse hat, Schulleitungen gut zu qualifizieren. Wenn Gelder von außerhalb (z.B. Stiftungen usw.) eingesetzt werden, so ist stringent darauf zu achten, dass keine Abhängigkeiten entstehen. Prägende Phasen innerhalb des Berufslebens wie die Übernahme einer Schulleitung bedürfen deshalb einer intensiven Begleitung.

 

Inhalte der Fortbildungen

Die Fortbildungen aller neuer Schulleiterinnen und Schulleiter in der Probezeit wird anteilig von der Landesakademie Comburg und der Schulverwaltung vorgenommen. Für die fünf Module sind drei Wochen in einem Zeitraum von 2 Jahren vorgesehen. Inhaltlich bezieht sich die Fortbildung auf zwei Pflicht und drei aus fünf Wahlmodulen.

o   Einführungswoche (Pflicht)

o    Beratung und Beurteilung (Pflicht)

o   Qualitätsmanagement und Evaluation

o   Personalentwicklung im Rahmen der Evaluationsentwicklung

o   Teambildung im Rahmen der Schulentwicklung

o   Individualisierte Lernarrangements

o   Schulentwicklung im Rahmen inklusiver Beschulung

Die Durchführung dieser Themen erfolgt praxisnah unter Einbeziehung möglicher Problemstellungen durch die Teilnehmer/innen.

Das seit 2012 verschriftlichte, veränderte und anspruchsvollere Anforderungsprofil für Schulleitungen bildet die Grundlage für die Neukonzeption der Qualifizierungen. Dabei sollen auch die Erwartungen der heterogeneren Interessensgruppen, die neue Lernkultur und weitere Anforderungen der Gemeinschaftsschulen wie auch kommunale Bildungskonzeptionen thematisiert werden. Neben der Innnovationskompetenz wird auch die Ambiguitätskompetenz (gelingende Gespräche mit schulischen Interessensgruppen) der Mitglieder der teilnehmenden Schulleiterinnen und Schulleiter erweitert werden.

Einzige Konstante: die Veränderung

Bei der Konzeption dieser Fortbildung wurde schon im Jahre 2007 auf Praxisnähe geachtet. Schulleitungsmitglieder aller Schularten und Seminarleitungen wurden von Prof. Dr. Thomas Riecke – Baulecke beraten. Als Leiter des Instituts für Qualitätssicherung in Schleswig-Holstein hatte er schon die bisherige Einführungskonzeption in Baden-Württemberg evaluiert.

In der streng nach Qualifikation ausgewählten Lehrgangsleitung der neuen Einführungswochen wird auf die praktischen Erfahrungen in der Schulleitungstätigkeit Wert gelegt. Die FoBi-Tandems werden durch zwei Schulleitungsmitglieder gebildet, wobei in der Einführungswoche ein Schulleiter durch einen freien Trainer ersetzt werden kann. Die Lehrgangsteilnehmer werden schulartübergreifend zusammengestellt. Bei der Zusammenstellung sollen Schulgrößen (kleine und große Schulen) berücksichtigt werden. Auf ständige Evaluation der Schulleitungsseminare in regelmäßigen Abständen wird Wert gelegt.

Ein wichtiger Aspekt der neuen Konzeption wird auf der Arbeitszufriedenheit und auf den gesundheitlichen Aspekten für die Mittarbeiterinnen und Mitarbeiter liegen. Schulleiterinnen und Schulleiter müssen ihr Handeln darauf überprüfen, inwiefern es die Lehrergesundheit stabilisiert und fördert.

Inhaltlich unterliegen die Fortbildungsmodule ebenfalls einer ständigen Überprüfung und Weiterentwicklung.

Probezeitbegleitung

Die bisherige Praxis der Probezeitbegleitung für Schulleiterinnen und Schulleiter war völlig unzureichend. Es mangelte an personellen Ressourcen der Schulämter ebenso wie an inhaltlichen Konzepten und/oder an Durchführungsbestimmungen. Im Bedarfsfall musste Einzelbegleitung durchgeführt werden und ob dies immer zielführend war sei dahingestellt. Der VBE hat mehrfach eine landeseinheitliche Begleitkonzeption für Schulleitungen in der Probezeit angemahnt. In der neuen Konzeption sind Fortbildungen auf der Ebene der Regierungspräsidien und/oder der Staatlichen Schulämter als Begleitung in der Probezeit vorgesehen.

Die Inhalte:

o   schulische Kooperationspartner

o   juristische Fragen

o   Ressourcenverwaltung / Umgang mit Statistiken

o   Rollenverständnis, Loyalität / systemisches Handeln

Der VBE merkt an …

Der VBE begrüßt, dass im Bereich der Qualitätsentwicklung bei neuen Schulleitungen die Notwendigkeit fundierter Fortbildung und Begleitung gesehen wird. Ebenso ist es unumgänglich bestehende Konzepte stetig weiterzuentwickeln.

Dass endlich auch Aspekte des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in entsprechende Module einfließen war seit langer Zeit überfällig. Der Verband kann sich aber die Bemerkung nicht verkneifen, dass dieser Aspekt bereits weiter „oben“ ansetzen muss. Hat die Politik in den letzten Jahren nicht alles dafür getan, den Schulleitungen, den Lehrkräften und den Schulen insgesamt große Pakete zu schnüren und aufzuladen nach dem Motto: „So, nun schaut einmal, wie ihr diese von A nach B bringt?“

Eine Schule im Bereich der Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real-, Gemeinschafts- und Sonderschulen (GHWRGS) zu leiten ist zu einer belastenden Aufgabe geworden. Dies gilt für Schulleitungen und für Stellvertreter/innen. Vergleichen wir diese Aufgaben mit den analogen im Gymnasialbereich (und den A 15-er Stellen der die Schulleitungen unterstützenden Abteilungsleitungen), so stellen wir weiterhin eine gravierende Benachteiligung fest. Für den GHWRGS-Bereich bleibt im Bereich der Bezahlungen und der Anrechnungen, beispielsweise auch für erweiterte Schulleitungsmitglieder, vergleichsweise zu wenig übrig. Die unbesetzten Schulleitungsstellen und die geringen Bewerberzahlen in diesen Schularten sind ein Ergebnis dieser unattraktiven Rahmenbedingungen vor dem Hintergrund der ständig wachsenden Aufgaben.

Wir müssen endlich dahin kommen, dass Schulleiter/innen keine Lehrkräfte sind, die nebenbei ein bisschen Schule verwalten. Schule gestalten erfordert qualifizierte hauptamtliche Schulleiter/innen mit geringem Lehrauftrag. Dazu braucht es Vorleistungen der Politik im Bereich der zeitlichen und finanziellen Ressourcen, die den Herausforderungen gerecht werden. Dafür, dass diese Themen nicht in Vergessenheit geraten, dafür steht der VBE.

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