VBE: Sommerferien nicht nach der Großwetterlage ausrichten

Stuttgart. Eine Umfrage hatte ergeben, dass es die Mehrheit der Deutschen als unge­recht empfindet, dass Bayern und Baden-Württemberg traditionell als letz­te Bundesländer in die großen Ferien starten. Sind der Juni und Juli kühl und verregnet, werden keine kritischen Stimmen im Land laut. Ist jedoch der August zu nass und zu kalt, regen sich auch Baden-Württemberger auf. „Die Lage der Sommerfeien müsste jedes Jahr aufs Neue regional nach der jeweiligen Großwetterlage ausgerichtet werden“, spöttelt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

„Es vergeht eigentlich kein Jahr, ohne dass sich nicht irgendwelche `Experten´ dazu genötigt sehen, Lage oder Länge der Schulferien öffentlich zu kritisieren“, stellt der VBE-Sprecher fest. Das Thema „Ferien“ werde in der Regel immer dann besonders heiß, wenn der Sommer noch während der Schulzeit die Tempe­raturen so richtig nach oben treibt oder es in den Sommerferien zu viel regnet, behauptet der VBE-Sprecher. Wobei sich das Wetter momentan noch gar nicht so richtig festlegen will, und sich kühlere und sehr heiße Tage – zum Teil auch mit sintflutartigen Regenfällen und Gewitter – abwechseln.

„Interessant wird es, wenn sich dann auch noch Politiker für eine Verkürzung der Schulferien stark machen, wo doch die elf Wochen Sommerpause des Bun­destages die Länge der schulüblichen Sommerferien bei Weitem übertreffen…“, ergänzt der VBE-Sprecher nicht ohne Ironie.

Der VBE hält es nicht für sinnvoll, jedes Jahr aufs Neue eine Feriendebatte an­zuzetteln, sei sie nun durch zu schlechtes oder zu schönes Wetter begründet. Eine Lösung, die alle zufrieden stellt – angefangen von den Familien über die Schulen bis hin zur Wirtschaft und der Tourismusindustrie -, kann es und wird es bei der Lage der Ferien niemals geben.

„Freuen wir uns als Lehrkräfte über jeden Ferientag, der nicht wegen Unter­richtsvorbereitungen, Korrekturen oder Weiterbildung dienstlich in Beschlag genommen werden muss, und gönnen wir den Schülern die Ferienzeit zum Auftanken oder zum Aufarbeiten von Versäumtem – wo immer diese Ferientage auch liegen“, so das Credo des VBE-Sprechers.

VBE zu eigenmächtigen Ferienverlängerungen:

Wenn Eltern ihren Kindern das Schwänzen beibringen

Stuttgart. Wenn Eltern plötzlich erfahren müssen, dass ihr Kind die Schule schwänzt, zeigen sich die meisten ziemlich fassungslos. Trotzdem gibt es immer wieder Erziehungsberechtigte, die ihren Kindern regelrecht vormachen, wie man die Schule vorführt, indem sie eigenmächtig die Schulferien verlängern und Kinder „wegen Krankheit“ entschuldigen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht in solchen „illegalen Gleitzeitferien“ ein schleichendes Gift für die Gesellschaft. „Der Zweck heiligt nicht die Mittel“, rügt der VBE-Sprecher Eltern, die ihren Kindern das Schwänzen beibringen.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, VBE-Sprecher

Bisweilen zeigen Eltern durch ihr schlechtes Vorbild, dass Schule für sie nicht wichtig ist. Wenn vor oder nach Ferienblöcken der Familienurlaub eigenmächtig verlängert und das Fehlen der Kinder beim Klassenlehrer von den Eltern mit „Krankheit“ entschuldigt wird, lernen die Schüler von ihren Erziehungsberechtigten, dass Schule doch keinen so hohen Stellenwert hat und dass man mit Lug und Trug seinen Willen durchsetzen kann. „Wenn Kinder dieses Tricksen später auch für sich in Anspruch nehmen, sind die Eltern häufig hellauf entsetzt“, so der VBE-Sprecher. Werden diese Eltern damit konfrontiert, dass ihr Kind die Schule schwänzt, fallen sie meist aus allen Wolken und können nicht verstehen, warum gerade ihr Kind gegen Recht und Ordnung verstößt.

Entgegen der landläufigen Meinung findet in den letzten Tagen vor den Sommerferien „Schule statt“, wenn auch in anderer Form als sonst, da alle Klassen arbeiten geschrieben und die Zeugnisnoten gemacht sind. Jetzt stehen vor allem Erlebnispädagogik und soziales Lernen im Vordergrund: Ausflüge, Besichtigungen, Schulfeste, Vorlesestunden, Theaterstücke oder Konzerte, die gemeinsame Vorbereitung von Klassennachmittagen, Abschiedsfeiern oder Schulgottesdiensten.

Selbst ohne Schulbücher kann man vernünftig Unterricht halten. Es besteht für Eltern kein Grund, den offiziellen Ferienbeginn zu individualisieren und schleichend vorzuverlegen. „Die Ehrlichen, die sich noch an Ferienpläne halten, dürfen am Ende nicht als die naiven Dummchen dastehen“, rügt der VBE-Sprecher alle Schummelferienmacher.

20. Juli 2011