VBE erwartet Richtungsentscheidung


Landesbezirk Südbaden. Gespannt blickt der Verband Bildung und Erziehung (VBE) nach Stuttgart, wo am morgigen Dienstag im Rahmen der Beratungen zum Nachtragshaushalt eine erste richtungsweisende Entscheidung stattfinden wird. Die schwarz-gelbe Regierung hatte für das kommende Schuljahr 711 Lehrerstellen gestrichen, um im Haushalt einige Millionen einsparen zu können. Die neue Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) möchte nun berechtigterweise 11 Millionen EUR zusätzlich aus den sprudelnden Steuereinnahmen, um diese Lehrerstellen erhalten zu können, was den Beifall des VBE Südbaden findet.

Josef Klein, Pressesprecher VBE Südbaden

Josef Klein

Dazu Pressesprecher Josef Klein (Rickenbach): „Der Koalitionsvertrag enthält viele Maßnahmen zur Verbesserung der Schullandschaft. Diese Maßnahmen kosten Personal und Sachkostenbeträge. Das muss Grün-Rot auch zum Zeitpunkt dieser Vereinbarungen gewusst haben. Wenn nun die Ministerin Geld haben will und Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) jetzt gleich bremst, wird entscheidend auf den Finanzminister Nils Schmid (SPD) ankommen, was aus diesem Vorhaben wird.“

Klein weiter: Trotz der umfangreichen Ausführungen im Koalitionsvertrag gäbe es dort auch noch Lücken: Ob die Verträge der pädagogischen Assistenten auslaufen oder verlängert werden sei ebenfalls nicht definiert. Der VBE spricht sich angesichts der vielen angedachten Neuerungen für die Umwandlung der Zeitverträge in Festanstellungen aus. Es sei auch an der  Zeit, die Arbeitszeit in Deputaten zu berechnen, statt sich in mühevollen prozentualen Berechnungen zu verlieren.

Notwendig so Klein, sei es auch, die Beförderungsmöglichkeiten für Fachlehrer im Auge zu behalten. Die Wartezeiten bis zu einer Beförderungen belaufen sich derzeit auf etwa ein Jahrzehnt, nur weil im Haushalt nicht ausreichend Beförderungsstellen ausgebracht seien. In den Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt 2012/13 -die jetzt im Gange sind- müsse dies berücksichtigt werden.

Als vierte Sofortmaßnahme für das neue Schuljahr erwartet der VBE, das Lehrbeauftragtenprogramm verlässlich zu machen. Die CDU-/FDP-Regierung betrachtete diese schulprofilbildende Maßnahme zuletzt als Spielball der Haushaltsmittel, aus dem man nach Belieben die Luft entweichen ließ. „Das geht so nicht“, beklagt Klein. „Wenn Schulen eigenverantwortlich planen sollen, muss die Verlässlichkeit gegeben sein. Wenn Grün-Rot dies besser mache als zuletzt die CDU / FDP könne dies nur den Gefallen des VBE finden.

Darüber hinaus habe der VBE noch viele Anliegen an die neue Regierung, so Klein. Die oben beschriebenen Maßnahmen duldeten aber keinen Zeitaufschub, weil sie zum kommenden Schuljahr bereits greifen sollen. Die Beratungen zum Nachtragshaushalt am morgigen Dienstag werden eine Richtungsentscheidung „pro Bildung“, oder für weitere Arbeitsverdichtung für die Lehrkräfte sein.

6. Juni 2011

VBE: Wenn Schülern die Worte fehlen, sprechen eher die Fäuste


Stuttgart.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg wünscht sich von den Erziehungsberechtigten, dass sie frühzeitig mehr von ihrer natürlichen elterlichen Autorität Gebrauch machen, nicht um die Kinder zu gängeln oder unter Druck zu setzen, sondern um ihnen klare Grenzen aufzuzeigen. „Außerdem benötigen Kinder Beachtung, Orientierung und Verlässlichkeit“, so VBE-Chef Gerhard Brand. Zu hohe Erwartungen, Gleichgültigkeit oder gar Lieblosigkeit könnten massive Verhaltensauffälligkeiten bei Schülern hervorrufen, die allen Beteiligten das Leben auf Dauer schwerer machten.

Disziplinprobleme haben an den Schulen zugenommen; so mancher Schüler beherrscht nicht einmal mehr die einfachsten Grundregeln eines verträglichen Miteinanders. Negative Verhaltensauffälligkeiten gehören auch an Grundschulen mittlerweile zum Alltag. Der VBE beobachtet mit großer Sorge, dass etliche Eltern mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert sind.

Einerseits gibt es Eltern, die ihr Kind engmaschig kontrollieren und ständig unter Druck setzen, andererseits Erziehungsberechtigte, die überhaupt kein Interesse am schulischen Weiterkommen des Kindes zeigen.

Immer wieder kommen Schüler ohne Frühstück oder Pausenvesper zur Schule, sind übermüdet und unkonzentriert, weil sie bis spät in die Nacht vor dem Bildschirm gesessen haben. Immer mehr Kinder leiden unter gesundheitlichen Störungen. Exzessiver Medienkonsum führt zu Bewegungsmangel und Konzentrationsstörungen. Kinder, die sich zu wenig bewegen, werden schneller nervös, reizbar und aggressiv, stören sich und andere im Unterricht. Jedes vierte bis fünfte Kind leidet bei der Einschulung unter Sprachstörungen. Je schwächer die Sprache bei einem Kind entwickelt ist, desto schwerer fällt es ihm aber auch, seine Bedürfnisse zu artikulieren und Konflikte mit Worten auszutragen. „Wenn Schülern Worte fehlen, sprechen eher die Fäuste“, weiß VBE-Chef Brand. Deshalb sei es zwingend notwendig, Kinder möglichst früh positiv in ihrer Entwicklung zu fördern.

20. Mai 2011