VBE an SPD: Ist Angriff wirklich die beste Verteidigung?

Stuttgart. Die jüngsten Umfrage-Ergebnisse sehen für die Landes-SPD eher suboptimal aus. Was macht in dieser Situation ein besorgter Fraktionsvorsitzender? Er attackiert die „Heulsusen“-Lehrerverbände im Beamtenbund, die die Gemeinschaftsschule, liebstes Kind der SPD-Bildungspolitik, seiner Meinung nach zu wenig würdigen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), fragt sich nun, ob der SPD-Fraktionsvorsitzende die differenzierte Sichtweise des VBE zur Ge­meinschaftsschule noch gar nicht erkannt hat oder ob sich der ehemalige Berufsschul­lehrer nach alter Pauker-Manier, einen vermeintlichen Sündenbock aus den Reihen der noch vorsichtig Abwägenden gegriffen hat, um wieder Ruhe in „den aufgeregten La­den“ zu bekommen, denn mit ihm – Brand – habe der Fraktionschef noch gar nicht über das Thema gesprochen.

Der gewerkschaftliche Berufsverband würde es sehr begrüßen, so Brand, wenn man mit dem VBE statt über ihn rede. Er sei ferner der Meinung, dass es nicht genüge, eine „Politik des Gehörtwerdens“ zu proklamieren, selber dann aber gar nicht verstehe, was eigentlich gesagt worden ist. Der VBE habe ein sehr vielschichtiges Bild zur Gemein­schaftsschule und hohen Respekt vor allen Lehrkräften, die sich auf den Weg gemacht haben, die neue Lernkultur umzusetzen. „Der VBE mag es aber nicht, wenn Politiker, die spüren, dass ihnen die Zeit – und womöglich auch der Wähler – davonläuft, Re­formen mit der Brechstange durchzusetzen versuchen und dabei das Wohl aller Schüler aus den Augen verlieren“, sagt Brand.

„Wir alle sind Lehrer und trauen es uns zu, dem SPD-Fraktionschef methodisch-di­daktisch gut aufbereitet unsere Position zu erklären, denn so etwas ist ja unser täglich Brot. Wir würden es in Form eines offenen Unterrichtsgesprächs machen – auf Wunsch auch gerne in einer hochindividualisierten Form. Anschließend wüsste der Fraktions­vorsitzende dann wenigstens, wovon er redet, wenn er den VBE wieder ins Feld führt.“

Verwunderung hat beim VBE auch der neue Name ausgelöst, der ihm gegeben wor­den ist: Verband Erziehung und Bildung (VEB). Wenn dieser Namensdreher nicht einem Journalisten anzulasten ist, sondern wirklich dem Mund des SPD-Mannes entwi­chen ist, schwang wohl nostalgische Sehnsucht nach einem gut lenkbaren „volkseige­nen Betrieb“ (VEB) mit. „Umso mehr ist es notwendig, sich gegenseitig besser ken­nenzulernen“, sagt Brand versöhnlich, denn ohne engagierte Lehrkräfte sei in der Tat im Land kein Staat zu machen. Das wisse auch die SPD ganz genau. (23.05.2013)

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