VBE: Lässt Grün-Rot die Katze jetzt scheibchenweise aus dem Sack?

Streichung der Altersermäßigung wäre eine Ohrfeige für die Lehrer

Stuttgart. „Nicht nur Tausende von Lehrerstellen werden von Grün-Rot sukzessive gestri­chen, jetzt will man auch der Altersermäßigung der aktiven Pädagogen den Gar­aus machen“, schimpft Gerhard Brand, Landesvorsitzender des Verbandes Bil­dung und Erziehung (VBE). Das Signal, das mit einer solchen Maßnahme an die Schulen des Landes hinausginge, wäre fatal, warnt der VBE-Chef. Wer einen Bil­dungsaufbruch wolle, dürfe die Akteure nicht noch mehr demotivieren, so Brand.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Fluglotsen gehen mit 55 in Rente, Feuerwehrleute mit 60; Lehrer müssen bis 67 arbei­ten. Arbeitsmediziner haben die Stresssituationen für Pädagogen an der „Schulfront“ mit der eines Rennfahrers verglichen. Da waren die ein, zwei Stunden Altersermäßi­gung für Vollzeitlehrer ab 58 bzw. 60 Jahren ein Zeichen der Wertschätzung und eine in beinahe homöopathischer Dosierung verabreichte Entlastung, die ihre (Signal-)Wir­kung trotzdem nicht verfehlte. Diese jetzt aus rein fiskalischen Gründen streichen zu wollen, würde dem angestrebten Bildungsaufbruch der grün-roten Landesregierung einen herben Dämpfer verpassen. „Wer die Schullandschaft von Grund auf umpflügen will, benötigt dazu motivierte Akteure und keine Mitarbeiter, die sich nicht mehr wert­geschätzt fühlen“, warnt der VBE-Chef vor weiteren Rotstiftmaßnahmen im Bildungs­bereich. „Nur wenn die Leistungsfähigkeit der Pädagogen erhalten bleibt, wird auch die Schule leistungsfähig sein. Wenn es den Lehrerinnen und Lehrern schlechter geht, kann es der Schule als Ganzes nicht besser gehen.“

An erster Stelle der schulischen Wunschliste stehen bei Lehrern deutlich kleinere Klassen – derzeit sitzen bis zu 30 Schüler in einer Klasse -, dicht gefolgt von dem Be­dürfnis nach einer spürbaren Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung, da außerunter­richtliche Tätigkeiten der Pädagogen wie Konflikt- und Beratungsgespräche sowie die Teilnahme an Fach- und Teamkonferenzen zur Schulentwicklung und Evaluation in letzter Zeit überproportional zugenommen haben. Weil eine an sich notwendige Depu­tatsreduzierung für Lehrer überhaupt nicht in die finanzpolitische Landschaft passte, war die Gewährung einer Altersermäßigung von einer Stunde für Kollegen ab 58 Jah­ren und von zwei Stunden bei 60-Jährigen wenigstens ein symbolischer Akt. Diese Entlastung wurde allen Vollzeitbeschäftigten einst sogar schon ab 55 Jahren gewährt und war im Rahmen schwarz-gelber Sparmaßnahmen 2003 beschnitten worden.