VBE warnt vor einer zu starken Verkopfung der Schule

Bei den Halbjahresinformationen den Fokus nicht nur auf Hauptfächer richten

Stuttgart. Anlässlich der Halbjahresinformationen, die an den Schulen in den ersten Februartagen ausgegeben werden, warnt der Verband Bildung und Erzie­hung (VBE) Baden-Württemberg vor einer zu einseitigen Bevorzugung der auf den Kopf ausgerichteten schulischen Arbeit. Eltern und Lehrer sollten bei der Gewichtung und Würdigung von Schülerleistungen weg von einer zu starken Fokussierung auf die Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprache(n). Musisch-künstlerische Unterrichtsfächer und Schulsport seien kein schmückendes Beiwerk, sondern für eine positive Entwicklung der Schülerpersönlichkeiten gleichfalls notwendig, warnt der VBE-Spre­cher vor einer Abwertung dieser sogenannten „Nebenfächer“.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Unterrichtsfächer, die zumindest gefühlsmäßig für das schulische und berufliche „Weiterkommen“ nicht ausschlaggebend sind, werden immer mehr an den Rand gedrängt und verlieren weiter an Bedeutung. So seien die musisch-ästhetische Erziehung und der Schulsport heute oft ungeliebte Kinder, bemängelt der VBE-Sprecher. Deshalb warnt der Lehrerverband vor einer zu starken „Verkopfung“ schulischen Arbeitens. Da auch Eltern mehr denn je auf die „Verwertbarkeit“ der Unterrichtsfächer achten, fallen bei krankheitsbedingtem Lehrermangel in der Regel eher Musik, Sport und Bildende Kunst aus, bevor eine Deutsch- oder Mathematikstunde gestrichen wird. Die Schüler sind jedoch auf eine ganzheitli­che Bildung und Erziehung angewiesen, in der auch Ästhetik, Bewegung und Emotionen eine tragende Rolle spielen sollten. Wenn um die Bedeutung der ein­zelnen Unterrichtsfächer gestritten wird, geht es meist lediglich darum, ob eine sprachliche oder technisch-naturwissenschaftliche Ausrichtung der Schule die wichtigere sei. Der künstlerisch-musisch-sportliche Bereich werde von vielen mehr als schmückendes, aber nicht unbedingt notwendiges Beiwerk betrachtet, bedauert der VBE-Sprecher diese Entwicklung. Pestalozzis 200 Jahre alter päda­gogischer Ansatz ganzheitlichen Lernens „mit Kopf, Herz und Hand“ sollte in der stark technisierten Welt vonheute mehr denn je Maxime unterrichtlichen Tuns sein – und das nicht nur in den Grundschulen.

4. Februar 2012