VBE zum Weltkindertag am 20. September

Kindern lieber mehr Zuwendung statt Luxusgüter geben

Stuttgart. „Kinder in Deutschland besitzen heute mehr Spielsachen als ihre Großeltern, nennen Hightech-Geräte vom Smartphone bis zum Computer ihr Eigen, haben ein auffälliges Outfit wie ihre Idole und können unter Nahrungsmitteln wählen wie im Schlaraffenland“, sagt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erzie­hung (VBE), Gerhard Brand, anlässlich des Weltkindertages am 20. September, und trotzdem vermissen viele Zuwendung und Geborgenheit in der Familie.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

„Die Kinder unserer Region müssen nicht aufgrund bewaffneter Konflikte täglich um ihr Leben fürchten. Sie werden nicht durch Kinderarbeit ausgebeutet, sie dürfen zur Schule gehen und bei Krankheit einen Arzt aufsuchen. Und trotz dieses Wohlstandes fehlt vielen dieser Kinder häufig etwas Elementares: Zuwendung durch die Familie und eine sichere Zukunftsperspektive“, behauptet der VBE-Vorsitzende.

Die Werbebranche, die Wirtschaft und der Handel haben Kinder als Konsumenten fest im Griff. Kindliche Wunschträume werden von Werbestrategen aufgegriffen, me­dienwirksam aufbereitet und gewinnbringend vermarktet. „Maßstab allen Handelns sollte jedoch das seelische Wohl des Kindes sein, die Stärkung seiner Persönlichkeit für das Leben in der Gemeinschaft“, mahnt Brand an. „Wir stehen in der Pflicht, jedem Kind Geborgenheit und Anerkennung zu geben, Vertrauen aufzubauen. Kinder mögen es nicht, wenn sie nicht ernst genommen oder gar instrumentalisiert werden.“

Unabhängig von seiner sozialen Herkunft habe jeder junge Mensch ein Recht auf Bildung und Erziehung, unterstreicht der VBE-Vorsitzende. In Deutschland gebe es da immer noch Nachholbedarf. Es gehe nicht um ein besseres Abschneiden Deutschlands in internationalen Vergleichstests, betont Brand, sondern um den klaren grundgesetz­lichen Auftrag zum Wohl des Kindes.

Der VBE fordert eine noch deutlichere Ausrichtung bildungspolitischer Anstrengun­gen auf den Elementar- und Primarbereich. Die Eingangsphase auf dem Bildungsweg muss endlich spürbar aufgewertet werden. Dazu gehört auch die stärkere gesellschaft­liche Anerkennung der an Grundschulen gepflegten heterogenen Lernkultur, wie sie jetzt vor allem von Gemeinschaftsschulen übernommen worden ist. „Dass Eltern ein großes Interesse an der Entwicklung ihrer Kinder haben, hat sich erst wieder bei den Einschulungsfeiern in der letzten Woche gezeigt“, sagt der VBE-Chef. Diese Hoff­nungen, dieses Vertrauen in Schule und Lehrer gelte es zu erhalten.

Ein gutes neues Jahr

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Ihr VBE wünscht Ihnen von ganzem Herzen ein gutes neues Jahr. Wir wünschen Ihnen Gesundheit, wir wünschen Ihnen Glück und Freude in Ihrem Tun und schöne Begegnungen. Es sind die Dinge, die man sich einander wünscht zum neuen Jahr. Aber was den Neujahrswünschen seltener zu entnehmen ist, sind die Wünsche für Geborgenheit und Vertrauen, für Anerkennung und Verständnis sowie für Sicherheit und Verlässlichkeit.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das sind Wünsche, die wir auch an unseren Dienstherrn richten.

Wir wünschen uns von ihm das Gefühl der Geborgenheit und des Vertrauens in unsere Arbeit als Profis für Bildung und Erziehung. Und dazu gehört, dass man uns in Ruhe und Kontinuität arbeiten lässt. Unser Beruf ist hart geworden, und mehr als die Hälfte von uns schafft es nicht mehr, gesund bis zum regulären Pensionsalter im Dienst zu bleiben. Da ist es nicht dienlich, wenn man uns von einer Ecke in die andere hetzt und unser Tun den Wechselströmen der Politik ausgesetzt ist. Die Frage nach Geborgenheit ist auch nicht kindlich naiv, sondern es ist die Voraussetzung für physische und psychische Gesundheit und somit auch eine Verpflichtung unseres Arbeitgebers gegenüber seinen Lehrerinnen und Lehrern. Wir fragen das Ministerium: „Wie sieht es aus mit der Geborgenheit?“

Wir wünschen uns Anerkennung und dazu gehört Wertschätzung. Wertschätzung, die sich auch in unserer Stellung als Beamte des Landes Baden-Württemberg ausdrückt und die uns stolz darauf sein lässt, unserem Land und der Gesellschaft dienen zu dürfen. Eine Anerkennung, die uns zeigt, welch ein hohes Gut Bildung für ein Land darstellt und welch hoher Wert somit auch unserer Arbeit zukommt. Einer Arbeit, die wir Beamte zuverlässig und ohne Unterbrechung durch Streiks leisten. Und an dieser Stelle wünschen wir nicht nur, sondern fordern für unsere Tarifbeschäftigten eine Überführung in den Beamtenstatus oder eine Gleichstellung in den Arbeitsbedingungen und der Besoldung. So, wie sie der VBE schon bei den Verhandlungen zur Länder-Entgeltordnung gefordert hat. Das hat auch etwas mit Anerkennung und Verständnis zu tun. Und da fragen wir die Landesregierung: „Wie sieht es aus mit der Anerkennung?“

Wir wünschen uns Sicherheit und dazu gehört auch finanzielle Sicherheit. Wir wünschen uns Verlässlichkeit, und dazu gehört, dass man Wort hält, wenn man sagt, die Beamten seien in der Vergangenheit schon genug belastet worden und weitere Einschnitte in der Beihilfe und bei den Versorgungsempfängern kämen nicht mehr in Frage. Eine Aussage, die die SPD noch vor der Wahl getroffen hatte. Es ist eine der Aufgaben Ihres VBE, sich dafür einzusetzen, dass die, die aus Beruf und aus Berufung der Gesellschaft dienen, dafür auch angemessen honoriert werden. Wir nehmen die SPD beim Wort und fragen: „Wie sieht es aus mit der Verlässlichkeit?“

Vor Jahren hat unser amtierender Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble gesagt, wer in den öffentlichen Dienst gegangen sei, der habe gewusst, dass er nicht reich werden würde. Ohne Zweifel – aber im Eid des Beamten auf die Verfassung ist nicht auch noch das Gelübde der ewigen Armut enthalten; das ist der klösterlichen Abgeschiedenheit vorbehalten.

Wir werden ein ereignisreiches neues Jahr vor uns haben. Lassen Sie es uns engagiert angehen!

Es grüßt Sie herzlichst Ihr VBE Landesvorsitzender

Gerhard Brand

VBE zum Weltkindertag am 20. September:

„Kinderland“ als politischer Wille – „Nestwärme“ in den Familien

Stuttgart. „Die meisten Kinder werden bei uns ausreichend mit Nahrung, Kleidung, Medizin und Bildung versorgt, und trotzdem ist Baden-Württemberg noch weit davon entfernt, ein `Kinderland´ zu sein“, stellt der Sprecher des Ver­bandes Bildung und Erziehung (VBE) anlässlich des Weltkindertages fest.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, Sprecher des VBE

Kein Kind muss hier – wie noch in vielen anderen Teilen der Erde – unmittelbar um sein Leben fürchten. Für eine wirklich glückliche Kindheit ist jedoch mehr vonnöten als täglich eine warme Mahlzeit, ein gemachtes Bett, ausreichend Kleidung, ein gepackter Schulranzen und bei Bedarf ein Fieberzäpfchen. Kinder brauchen Geborgenheit in der Familie – „Nestwärme“ -, eine liebevoll-konse­quente Begleitung – Erziehung – und immer wieder aufmunternde Anerkennung.

Unabhängig von seiner sozialen Herkunft hat jedes Kind ein Recht auf Bil­dung und Erziehung. Deutschland hat da auch nach den jüngsten OECD-Studien immer noch einigen Nachholbedarf. Deshalb möchte der VBE die bildungspoli­tischen Anstrengungen der neuen Landesregierung insbesondere auf den Ele­mentar- und Primarbereich gelenkt wissen. Die ersten zehn Lebensjahre sind die wichtigsten in der Bildungsbiografie eines jeden Kindes.

„Wir, Eltern wie Lehrer, stehen in der Pflicht, jedem Kind Zuwendung, Aner­kennung, Geborgenheit und neben der Erziehung eine umfassende Bildung an­gedeihen zu lassen“, so der VBE-Sprecher. Dadurch werde eine solide Basis für ein gesundes Selbstvertrauen des Kindes gelegt. Das sei unabdingbar für ein eigenverantwortliches Leben als mündiger Bürger in einer demokratischen Ge­sellschaft. Der VBE appelliert anlässlich des Weltkindertages an alle Erzie­hungsberechtigten, ihren Kindern dauerhaft verlässlichen Halt zu geben – in guten wie in wirtschaftlich schwereren Zeiten.

„Dass Eltern ein großes Interesse an der Entwicklung ihrer Kinder haben, hat sich erst wieder in der vergangenen Woche bei den Einschulungen im Land ge­zeigt. Diese Hoffnung, dieses Vertrauen – auch in die Institution Schule – gilt es zu erhalten“, so der VBE-Sprecher. „Eltern und Lehrer sollten sich als ebenbür­tige Partner einer Zweckgemeinschaft zum Wohle des Kindes begreifen. Das Land, das die Schulpflicht einfordert, muss die entsprechenden Rahmenbedin­gungen schaffen, damit in den Schulen optimal gelernt werden kann.“

18. September 2011