Von der Sütterlin-Schrift über die Druckschrift zur Tastatur

Der VBE ist skeptisch: Tendenzen zur Abschaffung der Schreib­schrift sind für die Entwicklung der Schüler nicht förderlich

Michael Gomolzig, VBE Pressesprecher

Michael Gomolzig, VBE Pressesprecher

Stuttgart. In Finnland, so wird berichtet, sollen sich die Schulen – wie in den USA – von der Schreibschrift abwenden und künftig das mechanische Tastaturschreiben präferie­ren. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg warnt da­vor, bewährte Kulturtechniken sukzessive abzuschaffen, um Schülern vermeintlich etwas Gutes zu tun und das Leben zu erleichtern.

Aus der prägnanten Sütterlinschrift wurde die „Deutsche Volksschrift“. Nach dem zwei­ten Weltkrieg mussten Schüler neben den Druckbuchstaben die „Lateinische Ausgangs­schrift“ schreiben, deren Rundungen und Schnörkel manchem Pädagogen später ein Dorn im Auge waren. Das „Schönschreiben“ als eigenständiges Unterrichtsfach in Deutsch war schon lange abgeschafft, da durften Schulen ab den Neunziger Jahren auch die „Vereinfachte Ausgangsschrift“ verwenden.

Weil angeblich ein Drittel der Jungen und zehn Prozent der Mädchen am Ende der Grundschulzeit eine unleserliche Handschrift hatten, erprobte man in Baden-Württem­berg ab dem Schuljahr 2011/2012 an 16 Schulen die Grundschrift, eine Art Druck­schrift, deren Buchstaben sich gelegentlich berührten, und wandte sich damit von einer verbundenen Schreibschrift ab. Als neueste Mode soll die Tastatur das handwerkliche Schreiben ersetzen. „Die Einübung einer verbundenen Handschrift in der Grundschule darf auf keinen Fall zur Disposition gestellt werden“, mahnt der VBE-Sprecher. Die geschickte Bedienung der Tastatur eines Handys, Tablets oder Computers könne nicht das Erlernen einer Schreibschrift ersetzen, die sich im Laufe der Jahre zu einer indivi­duellen Handschrift entwickelt. Ein Bleistift oder ein Schulfüller funktionierten ohne Strom und Akku und seien überall einsetzbar. Es gehe nicht nur um die Bewahrung des Kulturgutes Handschrift, sondern vielmehr um die Entwicklung der motorischen und geistigen Fähigkeiten der Schüler. Mit der Begründung, dass es die Kinder mit der Tas­tatur einfacher hätten, könnte man auch das Kopfrechnen abschaffen, denn auch das leistet ein Taschenrechner zunächst schneller und zuverlässiger. Schule müsse jedem Kind die Chance und die nötige Zeit geben, eine Handschrift zu erlernen. „Das erfordert mitunter Fleiß, strengt an und macht nicht immer nur Spaß“, so der VBE-Sprecher, „vermittelt aber, wenn der Schüler es geschafft hat, ein lebenslanges Erfolgserlebnis.“

VBE: „Ohne gute Grundschulen keine Elite-Universitäten“

Trotzdem wird diese Schulart zurzeit ziemlich vernachlässigt

Michael Gomolzig, VBE Pressesprecher

Michael Gomolzig, VBE Pressesprecher

Stuttgart. Der gewerkschaftliche Berufsverband Bildung und Erziehung (VBE) macht sich für eine Aufwertung der Grundschularbeit stark. Rund 2500 gibt es davon in Baden-Württemberg, mehr als von jeder anderen Schulart. Trotzdem bleibt diese wertvolle Schulart ständig im Schlagschatten der anderen, die permanent in den Schlagzeilen der Presse stehen. Um die Grundschulen kümmert man sich nicht.

Der VBE setzt sich mit Vehemenz für die schon lange überfällige Aufwertung der Grundschularbeit ein, denn „das Fundament sei nicht nur beim Hausbau von größter Bedeutung“, so der VBE-Sprecher. Ohne hervorragende Grundschulen erübrigten sich auch Hochbegabtengymnasien und Elite-Universitäten.

Der VBE sieht in der Grundschule ein echtes Erfolgsmodell. Die Grundschule als Schule für alle setzt den pädagogischen Auftrag um, jedes Kind in seiner Einzigartig­keit professionell zu fördern und entsprechend zu fordern. Dabei bereitet der Klassen­teiler von 28 Kindern vielen Grundschullehrern Sorge, da er eine noch intensivere Förderung und ein noch größeres individuelles Eingehen auf den jeweiligen Schüler er­schwert und die höchstmögliche zeitliche Zuwendung des Lehrers zu stark beschränkt. „25 Schüler pro Klasse wären immer noch mehr als genug“, so der Sprecher.

Über die notwendige Höhe zusätzlicher Differenzierungsstunden für Gymnasien, Ge­meinschaftsschulen, Realschulen und Hauptschulen wird öffentlich gestritten. Die Grundschulen haben aber gar keine. Die meisten Grundschulen vermissen zusätzliche Förderstunden für Kinder mit Rechenschwäche, mit Lese- und Rechtschreibschwierig­keiten, hätten gerne pädagogisch wertvolle Arbeitsgemeinschaften wie Schulchor und Theater-AG. Krippenspiele müssten im regulären Unterricht mit allen eingeübt wer­den, weil es Zusatzangebote für besonders interessierte Schüler schlichtweg nicht mehr gibt.

Obendrein sollen die engagierten Lehrkräfte der Grundschule auch noch bei der Aus­bildungszeit und der Höhe der Besoldung abgehängt werden. Während künftig die Be­soldung der Haupt- und Realschullehrer angeglichen wird, werden Grundschullehrer in der niedrigsten Besoldungstufe geführt, wenn man einmal von den Fachlehrern absieht, die noch darunter liegen. Der VBE setzt sich dafür ein, dass die Grundschullehrkräfte nicht abgekoppelt werden dürfen, nur weil die Zahl der Pädagogen an in dieser Schul­art höher ist als an allen anderen, und dadurch der Haushalt stärker belastet würde.

VBE zum Vorstoß von Horst Seehofer (CSU): Deutschpflicht nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern vor allem auf den politischen Bühnen Viele Menschen verstehen nicht, was Politiker eigentlich sagen wollen

Stuttgart. Der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Würt­temberg versteht es, wenn Horst Seehofer ausländischen Mitbürgern die deutsche Sprache in den eigenen vier Wänden verordnen will, denn das Be­herrschen der Landessprache ist eine wichtige Voraussetzung zur Integrati­on. Die Frage sei jedoch erlaubt, wie man dies überwachen und gegebenen­falls sanktionieren wolle. Gewisse Politiker sollten sich daher vielmehr fra­gen, wie sie sich künftig ausdrücken können, um von der Bevölkerung wirklich verstanden zu werden.

2014 Michael Gomolzig

Michael Gomolzig, VBE Pressesprecher

Der einstmalige baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) hatte schon vor etlichen Jahren öffentlich die Deutschpflicht für auslän­dische Schüler auf allen Pausenhöfen gefordert und damit eine heiße Diskus­sionswelle im Ländle losgetreten. Auch der Kerngedanke des Ministerpräsiden­ten des Freistaates Bayern, Horst Seehofer (CSU), zielt darauf ab, die Verstän­digungsprobleme einer multikulturellen Bevölkerung zu minimieren. Eine an sich lobenswerte Sache.

Da man jedoch immer mit gutem Beispiel vorangehen sollte, fordert der VBE-Sprecher all die Politiker auf, die sich seither dadurch auszeichneten, dass kein Bürger verstanden hatte, was sie eigentlich sagen und durchsetzen wollten, sich künftig so auszudrücken, dass man sie zum einen klar versteht und zum anderen bei der nächsten Wahl darauf festnageln kann, was sie bisher in die Wege leiten wollten und doch nicht erreicht haben, weil deren blumige Umschreibungen und wolkige Aussagen das Gehirn mündiger Bürger lediglich umnebeln und verwir­ren sollten, um deren politischen Erfolg in keiner Weise zu gefährden.

„Wer permanent Worthülsen und nichtssagende Sprechblasen in unverbindli­chen Sonntagsreden produziert, möchte wahrscheinlich gar nicht richtig verstan­den werden und läuft dadurch auch nicht Gefahr, beim Wort genommen und daran gemessen zu werden“, mutmaßt der VBE-Sprecher.

VBE: Naturwissenschaften, Technik und Sprachen sind wichtig

Schüler müssen aber auch wieder Muße für die Musen haben

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg warnt davor, die Arbeit der Schulen nur noch unter dem Aspekt der „Verwertbarkeit“ des Gelern­ten für Studium und Arbeitswelt zu sehen. „In den Schulen geht es in erster Linie um eine umfassende nachhaltige Allgemeinbildung der jungen Menschen. Und da gehören die schönen Künste genauso dazu wie die Naturwissenschaften“, mahnt VBE-Landeschef Gerhard Brand an.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand
Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Nicht nur G8-Gymnasiasten leiden unter einem zu großen Arbeitsdruck, auch an ande­ren Schularten haben Schüler gegen die Zeit anzukämpfen. „Schulstrukturdebatten, Bildungsstandards und Vergleichsarbeiten haben zwar ihre Berechtigung; viel wichtiger ist jedoch, in welcher Atmosphäre an den Schulen gelehrt und gelernt werden kann“, sagt Brand. Dabei gehe es nicht um ein „In-Watte-packen“ der Schüler, also um „Ku­schelpädagogik“, sondern um ein positives Lernklima an der Schule, das vom Elternhaus unterstützt werde. Ständiger Druck – verbunden mit Zukunftsängsten – lähme das Den­ken und bremse Leistung aus, denn zum Lernen benötige man Ruhe und Zeit. Zeitdruck in der Schule sei Gift fürs Lernen. “Ein Buch zu lesen, es durchzuarbeiten und sich dar­über auszutauschen, erfordert Zeit, viel Zeit”, so Brand. Man brauche Zeit für Museums- und Konzertbesuche sowie Zeit für eigenständiges künstlerisches Schaffen der Schüler. Der gesamte literarisch-musisch-ästhetische Bereich schreie geradezu nach „Entschleunigung“.

„Wenn pädagogisch wertvolle Schulveranstaltungen wie Klassenfeste, Lerngänge, Musical-Projekte an der Schule, Theater- und Konzertaufführungen nicht mehr als Be­reicherung des Schulalltags, sondern als `Störung´ bei der Hetzjagd nach einer optima­len Beurteilung empfunden werden, spricht das nicht für die Gesellschaft“, kritisiert der VBE-Vorsitzende. Die Wertigkeit der Schule dürfe nicht an abfragbarem Faktenwissen und „pisatauglichen“ Fächern festgemacht werden. Den Wert eines Schülers lediglich über dessen Verwertbarkeit für das Arbeitsleben zu definieren, sei töricht.

Dem VBE sei es ein Anliegen, dass Schüler und Lehrer in der Schule wieder mehr Muße für die Musen haben. So wichtig Sprachen, Mathematik, Naturwissenschaften und Technik auch seien, eine Gesellschaft, die keine Zeit mehr für schöne Künste habe, sei eine arme Gesellschaft, mahnt Brand. Die geplante Auflösung des Fächerverbunds MeNuK (Mensch, Natur und Kultur) in der Grundschule und die Wiedereinführung der Einzelfächer Musik und Kunst seien ein Schritt in die richtige Richtung, so Brand.

Nicht nur Lehrkräfte, auch Kultusbeamte können von der Wirtschaft lernen

Noch gut kann ich mich an eine Forderung unseres Kultusministers aus dem letzen Sommer erinnern, nach der wir Lehrer doch bitte in unserer unterrichtsfreien Zeit Praktika in Unternehmen machen sollen, damit wir – und das war die deutliche Konnotation des Vorschlags – nicht ganz so weltfremd bleiben. Ich habe das damals so verstanden, dass wir als lehrendes Personal doch unbedingt über unseren Tellerrand hinausschauen und von Abläufen aus der Wirtschaft lernen sollen, um unseren (begrenzten) Horizont zu erweitern.

Johannes Knapp, Vorsitzender des VBE-Kreisverbandes Stuttgart
Johannes Knapp, Vorsitzender des VBE-Kreisverbandes Stuttgart

Sie werden sich eventuell fragen, warum ich Ihnen das an dieser Stelle erzähle? Nun ja – hinlänglich ist bekannt, dass das baden-württembergische Bildungssystem vor großen Umbrüchen und Herausforderungen steht. Nicht zuletzt durch den demografischen Wandel und den Wegfall der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung stehen viele Werkrealschulen vor dem unmittelbaren Aus. Viele Werkrealschulkollegen werden bereits im kommenden Schuljahr an einer anderen Schulart unterrichten (müssen) – sei es, dass sie in den Grundschulbereich wechseln, an eine Realschule oder an eine berufliche Schule oder ein Gymnasium abgeordnet werden. Dieser Schulartenwechsel stellt für die allermeisten Kollegen eine grundlegende berufliche Neuorientierung dar, die auch mit Unsicherheiten verbunden sein kann.

So klappt gute Personalplanung und Entwicklung
Vor diesem Hintergrund habe ich mir die Forderung unseres Kultusministers aus dem letzten Sommer, wonach wir Lehrkräfte uns einiges aus der realen Wirtschaft abschauen können, zu Herzen genommen und mich bei einem Freund, der Personalreferent bei einer renommierten Bank ist, erkundigt, wie denn solche Veränderungsprozesse bei Ihnen ablaufen. Er hat mir also davon berichtet, dass sein Unternehmen grundsätzlich an einer vorausschauenden Personalplanung und Entwicklung interessiert ist, die den Betroffenen ein hohes Maß an Transparenz bietet. In der konkreten Umsetzung sieht das so aus, dass möglichst frühzeitig der Mitarbeiter, der eine veränderte Aufgabe in einem anderen Geschäftsbereich zukünftig erhalten wir, in diesen Prozess mit einbezogen wird. Fester Bestandteil ist ein Entwicklungsgespräch mit der Personalabteilung, in dem gemeinsam mit dem Mitarbeiter ein individueller Fortbildungsplan ausgearbeitet wird, der ihn optimal auf die zukünftige Tätigkeit vorbereitet. Ganz selbstverständlich finden diese Fortbildungsmaßnahmen während der Arbeitszeit statt.

Gelernt habe ich in dem Gespräch mit meinem Freund also Folgendes. Eine sinnvolle Personalplanung und Entwicklung erfordert Voraussicht, Transparenz und – ganz zentral – gezielte aufeinander abgestimmte Fortbildungsmaßnahmen.

Wenn ich nun den Transfer des Gelernten auf unseren schulischen Bereich versuche, komme ich doch sehr ins Stocken. Auf den Bereich Voraussicht und Transparenz möchte ich hier gar nicht eingehen, da ich mich sonst in Rage schreiben würde beim Nachdenken darüber, was in der Vergangenheit hier nicht geklappt hat. Nur so viel – der demografische Wandel steht schon seit Langem fest und um die Folgen des Wegfalls der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung absehen zu können, bedurfte es auch keiner übersinnlichen Fähigkeiten.

Gutes Personal braucht gute Fortbildungen
Ich möchte an dieser Stelle den Blick lieber in die Zukunft richten, als mich über Vergangenes zu ärgern. Mehrfach hat mein Personalreferenten-Freund betont, wie zentral und wichtig eine gute Vorbereitung auf eine künftige Stelle ist. Und die geht nun mal zumeist nur über passende, qualitätsvolle und langfristige Fortbildungsmöglichkeiten.

Im zentralen Fortbildungsverzeichnis des Landes kann ich aber nur ein konkretes Fortbildungsangebot für „Schulartenwechsler“ entdecken: „Von der Werkrealschule an die Grundschule gewechselt – und nun?“ Bei dieser Veranstaltung des Staatlichen Schulamtes Mannheim soll in gut 2,5 Stunden auf diese Frage eine Antwort gefunden werden. Allerdings braucht es für Kollegen, die beispielsweise mehr als 10 Jahre an der Sekundarstufe unterrichtet haben, für den Wechsel an die Grundschule mehr als nur punktuelle Fortbildungen – da bedarf es eines Programms, das psychologisch-pädagogische sowie fachliche Gesichtspunkte der einzelnen Fächer (Didaktik, Bildungsplan, …) der Schulart, an die gewechselt wird, berücksichtigt und – das ist zentral – auf die einzelne Lehrkraft abgestimmt ist sowie als Angebot unterbreitet wird. Denn nicht jeder bringt die gleiche Ausgangssituation mit und benötigt das gleiche Fortbildungspensum. Indes halte ich es für unbedingt geboten, dass unser Arbeitgeber solche Angebote bereithält. Hierbei stellt sich natürlich auch zwingend die Frage, wie die Kollegen während dieser Fortbildungszeit entlastet werden können. Es kann nämlich nicht sein, dass auf das normale Unterrichtspensum ein zusätzliches Fortbildungspensum einfach aufgesetzt wird. Hier braucht es eine klare Regelung, die es den Betroffenen ermöglicht, auch während der Unterrichtszeit diese Fortbildungen zu besuchen. Und wie gesagt, geht es nicht um einzelne Fortbildungsmaßnahmen, die für die allermeisten Lehrkräfte sowieso selbstverständlich sind, sondern um eine kontinuierliche Vorbereitung auf die kommende Aufgabe.

Und wieder fehlt das liebe Geld
Grundsätzlich habe ich mich gefragt, warum es denn solche Fortbildungsangebote (noch) nicht gibt. Und hier kommt wieder mein befreundeter Personaler ins Spiel. Nach seinen Worten sind Fortbildungsprogramme eine sehr kostenintensive Angelegenheit besonders dann, wenn sie individuell geplant und auf den einzelnen zugeschnitten werden. Böse Zungen könnten an dieser Stelle behaupten, dem Land sind seine Lehrer eh schon teuer genug (siehe verzögerte Tariferhöhungen, massive Einsparungen bei Junglehrern, Kürzungen bei der Beihilfe …), dann braucht es nicht noch teure Fortbildung. Aber zurück zu der Forderung unseres Kultusministers, von Wirtschaftsunternehmen zu lernen. Auf meine Frage, warum denn die Bank so viel in die Fort- und Weiterbildung ihres Personals investiere, bekam ich die Antwort: „Gute Vorbereitung auf eine neue Stelle durch Fortbildung steigert die Motivation, Zufriedenheit und Kompetenz unserer Leute. Und gutes Personal bringt richtig Rendite – und das kommt wiederum unserem Unternehmen zu Gute.“

Die Rendite in unserem schulischen Bereich ist eine gute Bildung unserer Schüler/-innen. Wenn ich – in Wirtschaftssprache – diese Rendite steigern will, dann muss ich eben auch in die Fortbildung meines Personals investieren. Und eine solche Personalplanung ließe sich sicher auch von den Führungskräften des Kultusministeriums in einem Praktikum im Personalwesen eines Wirtschaftsunternehmens lernen.

Warum läuft einer Amok? Was richtet das an?

Der Kinofilm „Staudamm“ tastet sich an solche Fragen heran – in Form einer zarten Liebesgeschichte.

Es ist ein Spielfilm, und es geht um einen Amoklauf an einer Schule, doch es fällt kein einziger Schuss. Niemand tötet vor der Kamera, niemand stirbt vor der Kamera. All das passiert im Kopf der Zuschauer, während zwei Leute darüber reden und die Schauplätze des Geschehens aufsuchen: Roman (Friedrich Mücke), Anfang 20, Typ gelangweilter, akademischer Großstädter, der als Anwaltsgehilfe jobbt; Laura (Liv Lisa Fries), Oberstufenschülerin, Typ unbefangenes, selbstbewusstes Mädchen, das das Massaker überlebt hat. Roman ist in die Kleinstadt gereist, um für den Anwalt, dem er zuarbeitet, Prozessakten abzuholen. Doch er muss tagelang darauf warten und kommt derweil nicht nur Laura näher, sondern durch die Gespräche mit ihr auch dem, was im November des Vorjahres passiert ist. Und immer drängender wird die Frage: warum ist es passiert? 

Warum beschließt einer, auf brutalstmögliche Weise Schluss zu machen mit Mitschülern, Lehrern und sich selbst? Und was macht das mit den Hinterbliebenen, mit Unbeteiligten,   mit potentiellen Tätern? Solche Fragen haben die Drehbuchatoren Christian Lyra und Thomas Sieben nach der Amoktat in Erfurt nicht mehr losgelassen. Solche Fragen beschäftigen Hauptfigur Roman erstmal gar nicht. Er jobbt für einen Anwalt, spricht ihm protokollierte Zeugenaussagen beliebiger Prozesse auf Band. Was er von Amokläufern halte, fragt ihn der Anwalt. Roman antwortet: „Keine Ahnung, hab ich noch nicht drüber nachgedacht.“ Das ändert sich. Und so wird der Film nicht nur zur dialogisch sich entwickelnden Geschichte einer unfassbaren Tat sondern auch zur Geschichte der Verwandlung eines indifferenten Menschen in einen berührbaren.

Auch Laura verwandelt sich vor den Augen der Zuschauer: Vom kiffenden Hippie-Mädchen in ein seelische Qualen durchlebendes Opfer. Es stellt sich heraus: Laura hat damals ihre beste Freundin verloren, wollte sich umbringen, geistert immer wieder nachts durch das leerstehende Schulgebäude. Das tut sie dann auch mit Roman. Anfangs tollen sie im fahlen Licht durch kahle Gänge, doch unvermittelt bricht der Abgrund des Traumas auf.

Alles in diesem Film entwickelt sich aus einer Art Nebel: Roman ist immer wieder umhüllt vom Dunst seiner Zigaretten, November-Nebel umwabert die grau-braune Voralpenlandschaft der Kleinstadt. Während der Zuschauer Roman dort joggen sieht, hören sie ihn aus dem Tagebuch des Täters lesen. Das hat er von Laura bekommen, zu der der Mörder eine sehr eigenwillige Beziehung pflegte, wie aus dem Text hervorgeht. Krude, selbstmitleidige Sätze liest Roman. Sätze, wie sie reale Schulmörder tatsächlich hinterlassen haben. „Ich hasse die Menschen nicht, sie tun mir leid“, liest Roman vor, „bald erlöse ich sie alle“. Romans Reise wird zu einer Reise ins „Herz der Finsternis“, wie Lyra sagt.

Während die Not des Mädchens immer deutlicher erscheint, wächst die Vertrautheit zwischen ihr und dem Besucher. So wie der ruhig erzählende Film jedes „pornografische Zeigen von Gewalt“ (Lyra) vermeidet, vermeidet er es auch, die beiden nachts im Hotelbett zu zeigen. Zu beobachten ist das zarte Wachsen einer Beziehung. Eine Art Gegenentwurf zur trostlosen Welt, von der sich der Täter umgeben sah. Ein Junge von 18 Jahren.

Chris Bleher

 

Bester Jugendfilm

„Staudamm“ kommt am 30. Januar in die deutschen Kinos. Der Spielfilm lief auf mehreren nationalen und internationalen Filmfestivals und gewann unter anderem in Cottbus den Preis für den besten Jugendfilm. Der BLLV unterstützt sein Erscheinen ebenso wie die Dominik-Brunner-Stiftung und die Stiftung gegen Gewalt an Schulen. Der Film wird als Special bei den Schulkinowochen im Frühjahr angeboten. Das Drehbuch schrieben Grimme-Preisträger Christian Lyra und Thomas Sieben (zugleich Regie). Produktion: milkfilm; Koproduktion: ZDF/arte/ARRI. Mehr unter: www.staudamm-film.de 

Besoldungsanpassung für die Beamten 2013/2014: Inhaltsgleich, aber zeitlich stark verzögert

VBE empört über den Regierungsbeschluss: Anpassung des Tarifergebnisses für Lehrer 2 x ein Jahr später. Zweitreichstes Bundesland Baden-Württemberg benachteiligt seine Lehrkräfte am stärksten!

Extremere Einschnitte, wie die von Ministerpräsident Kretschmann beabsichtigte Doppel-Nullrunde, ebenso wie die Übernahme der Rot-Grünen „Besoldungsanpassung“ in Nordrhein- Westfalen (bis A 10 Tarifergebnis übernommen, A 11 bis A 12 jährlich 1 % und ab A 13 zwei Nullrunden) konnten verhindert werden.

Ab dem 1.1.2013 werden als Ergebnis der Tarifverhandlungen die Gehälter für die Arbeitnehmer (Angestellte) im öffentlichen Dienst um 2,65 % und ab dem 1.1.2014 nochmals um 2,95 % erhöht.

Ministerpräsident Kretschmann hatte angekündigt, dieses Ergebnis aus Haushaltsgründen nicht auf die Beamten übertragen zu können und beabsichtigte, für die Beamten eine vollständige Nullrunde durchzusetzen. Für diesen Fall hatte der Dachverband des VBE-BW, der Beamtenbund Baden-Württemberg, gemeinsam mit dem VBE einen heißen Sommer mit landesweiten Protestkundgebungen angekündigt. Grün-Rot begab sich danach erneut in Klausur und beschloss am 20.03.2013 folgende Übernahme des Tarifergebnisses auf die Beamten und Versorgungsempfänger:

Die Besoldungsanpassung 2013/2014 wird für die Beamten inhaltsgleich, aber mit starken zeitlichen Verzögerungen gestaffelt übertragen. Dies wirkt sich im Einzelnen wie folgt aus:

Die Grün-Rote Landesregierung beschloss weiter, dass die jetzt festgelegten zeitlichen Verzögerungen bei künftigen Besoldungsanpassungen ebenfalls angewendet werden sollen. Dadurch spart das Land Baden-Württemberg nach Angaben des BBW 2013 über 260 Millionen Euro und 2014 über 300 Millionen Euro auf den Rücken der Landesbeamten ein. 2012 waren es durch Anpassungsverzögerungen bereits schon einmal über 130 Millionen Euro.

Beamtenbund und VBE konnten zumindest die Doppel-Nullrunde verhindern bzw. das NRW-Spar/Nullrunden-Modell für Baden-Württemberg abwehren.

Bitte teilen Sie uns Ihre Meinung zum Übertragungsbeschluss des Tarifergebnisses der Grün-Roten Landesregierung an die VBE-Landesgeschäftsstelle unter vbe@www.vbe-bw.de mit.

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard Brand
VBE-Landesvorsitzender

Junglehrerseminar (1.-7. Dienstjahr)

Am 19.-20. Oktober 2012 im Parkhotel Pforzheim

Nachdem das VBE-Junglehrerseminar im Oktober 2011 auf sehr großes Interesse gestoßen ist, freuen wir uns, diese Veranstaltung erneut durchführen zu können. Die Zielgruppe für diese Veranstaltung sind Lehrer/-innen vom ersten bis zum einschließlich siebten Dienstjahr.

Der Verband Bildung und Erziehung Baden-Württemberg e.V. konnte für diese Fort-bildung erneut kompetente Referenten gewinnen, die über aktuelle und für Junglehrer wichtige Themen referieren werden. Die Veranstaltung bietet jedoch nicht nur Vorträge, sondern auch Workshops, die eine aktive Teilnahme Ihrerseits erfordern und Sie für den Unterricht und den Umgang mit Schülern und Eltern in der Schule wappnen sollen.

Die Teilnahmegebühr für das zweitägige Junglehrerseminar beträgt 50,00 € für VBE-Mitglieder und 80,00 € für Nichtmitglieder (inkl. Begrüßungssnack und Abendessen am Freitag, Übernachtung mit Frühstück, Mittagessen am Samstag, Pausen- und Tagungsgetränke sowie Tagungsunterlagen). Bitte bringen Sie einen Laptop mit Ladekabel/Akku zur Veranstaltung mit.

Übersenden Sie uns Ihre Anmeldung bitte bis spätestens 08. Oktober 2012. Da es eine begrenzte Teilnehmerzahl gibt, werden vorerst nur Lehrer/-innen vom 1.-7. Dienstjahr berücksichtigt. Sollte die maximale Teilnehmerzahl nicht erreicht werden, können auch Lehrer/-innen ab dem achten Dienstjahr und/oder Lehramtsanwärter/-innen bei dieser Veranstaltung nachrücken.

Wir freuen uns sehr auf Ihr Kommen.

Gerne können Sie diese Einladung auch an Kolleginnen und Kollegen weiterleiten, die Interesse an der Fortbildung haben.

Ich freue mich sehr auf Ihr Kommen.

Mit freundlichen Grüßen

Stefanie Dickgiesser

Referentin Fortbildung und Medien

Kürzungen der Fortbildungsmittel: Bessere Schule durch weniger Fortbildung?

Mit Mut und Zuversicht hat die neue Landesregierung viele Baustellen an der Bildungsfront eröffnet. Neue Ideen müssen aber, so wollte man meinen, auch von umfassender Fortbildung begleitet werden. Meinrad Seebacher (Waldkirch), Geschäftsführer des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) im Landesbezirk Südbaden, äußert sich allerdings verwundert über Pläne, im Schulbereich die Ausgaben für die Fortbildung weiter zu reduzieren.

Meinrad Seebacher

Meinrad Seebacher, Geschäftsführer des VBE Südbaden

„Wie sollen neue Maßnahmen umgesetzt werden, wenn die betroffenen Lehrkräfte nicht umfassend informiert werden können, was gewollt ist?“, stellt Seebacher die Gretchenfrage. Die angestrebte Nullverschuldung des Finanzministers ist angesichts großer Löcher im Landeshaushalt zwar ein heeres Ziel. Wenn aber zeitgleich im Kultusbereich eine bessere Schule propagiert wird, die eigentlich die Investition von  Hunderten von  Millionen erfordert, so sind das sich widersprechende Ziele, deren Umsetzung erneut durch Arbeitsverdichtung nur auf dem Rücken der Lehrkräfte erfolgen kann. Der VBE Südbaden lehnt es ab, so Seebacher, den Lehrkräften immer noch mehr aufzuladen, ohne ihnen entsprechende Entlastungen zu gewähren.

Was den VBE-Geschäftsführer weiterhin ärgert ist das Online-Verfahren „LFB 2“ mit dem sich Fortbildungswillige anmelden müssen: „Dieses elektronische Verfahren simuliert den Anschluss an die moderne, vernetzte Welt, ist aber bedienungsmäßig der Steinzeit zuzurechnen“, schimpft Seebacher. Viele Lehrkräfte hätten es bereits aufgegeben, sich stundenlang im Datenwust zu orientieren. Dieses Chaos spiegelt sich bei den Lehrgängen wieder: Absagen von Lehrgängen mit geringen Teilnehmerzahlen erfolgten zu spät, Fortbildungswillige stehen vor verschlossenen Türen, weil eine Anmeldung nicht bis zum Empfänger weitergeleitet wurde oder weil die Absage den Teilnehmer nicht erreicht hat. „Wenn dann von der Amtsspitze noch ständig in Form von populistischen Aussagen Öl ins Feuer gegossen wird, könnte man die Lust auf Fortbildung noch ganz verlieren. 90 Prozent aller Fortbildungen im Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulbereich (das ist der Bereich dem die im VBE organisierten Kräfte vorzugsweise angehören) finden in der unterrichtsfreien Zeit statt. Es bestehe keinerlei Anlass für das Ministerium, immer wieder öffentlichkeitswirksam darauf hinzuweisen, dass Fortbildung in der Freizeit durchgeführt werden müsse. „Eine bessere Schule ist nur mit entsprechender Fortbildung zu erreichen“, ist Seebacher überzeugt. Der VBE dränge auf eine deutliche Verbesserung der Anwendung von „LFB 2“. Eindeutig werde in diesem Bereich am falschen Platz gespart.