VBE: Lehrer keine Alleskönner zum Alles-inklusive-Preis

– Den Konsens finden, was Schule heute zu leisten vermag –

Stuttgart.

„Die Pädagogen fühlen sich von den ständig steigenden Forderungen, die von allen Seiten an die Schule gestellt werden, immer mehr überrollt, ob­wohl sie in der Regel hoch qualifiziert und auch entsprechend belastbar sind“, moniert der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Es müsse klar definiert werden, was eine gute Schule heute zu erbringen habe und was sie keinesfalls leisten könne.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig

Die Aufgaben des Lehrerberufs müssen neu definiert werden. Dabei sollte auch über die Lehrerarbeitszeit als Ganzes nachgedacht werden, die nicht mehr wie bisher lediglich am Deputat und an der Schulart festgemacht werden darf.

 

Die Kluft zwischen den Erwartungen der Eltern, der Wirtschaft und der Politi­ker an die Lehrerschaft und dem, was Schule wirklich leisten könne, sei gewal­tig, stellt der VBE-Sprecher fest. Bei allen auftauchenden gesellschaftlichen Problemen –ob Reizüberflutung, Mobbing, Gewalt, Extremismus, Sucht, Dro­gen oder allgemeiner Erziehungsnotstand – werde von der Schule grundsätzlich erwartet, dass diese die Schwierigkeiten möglichst sofort und vor allem erfolg­reich in Angriff nehme. Lehrer werden heute nur sekundär als Wissensvermittler und Unterrichtsmoderatoren gesehen, dafür eher als Elternersatz, Therapeuten, Seelsorger, Entertainer und bisweilen sogar als „Dompteure“.

Weil Schule stets “Spaß“ machen solle, dürften Pädagogen ihre Schüler nur wenig fordern, müssten jedoch möglichst alle mit besten Zeugnissen rasch zum Abitur führen, formuliert es der VBE-Sprecher überspitzt. Sich langsam entwi­ckelnder Unterricht schneidet in Konkurrenz zu den schnellen Schnitten der Mu­sik-Videoclips und den rasanten Szenen der Actionfilme immer schlechter ab. So mancher Schüler hält Stille nicht aus und träumt von einer Fernbedienung, mit der er den konzentrierte Mitarbeit einfordernden Lehrer wegzappen kann.

Immer mehr Kinder und Jugendliche können sich im Unterricht immer weni­ger konzentrieren und stören stattdessen. Die Zahl verhaltensauffälliger Kinder steigt. Schüler haben gesundheitliche Beeinträchtigungen, leiden an ADHS und unter LRS, sind sozial, emotional oder psychisch auffällig, haben Entwicklungs­verzögerungen oder -störungen. Immer mehr benötigen medizinische Hilfe.

Man müsse sich darüber einig werden, so der VBE-Sprecher, was man von der Schule heute erwarte und was der Gesellschaft dies von den Kosten her wert sei. Die große Lösung zum Alles-inklusive-Preis werde es wohl nicht geben können.

14. Juni 2011

VBE begrüßt Neuregelung der Ausbildung an Pädagogischen Hochschulen

Stuttgart.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg sieht in der Neuordnung der Lehrerausbildung an Pädagogischen Hochschulen einen weiteren Schritt in die richtige Richtung. Der VBE begrüßt, dass Haupt- und Real­schullehrkräfte nunmehr gemeinsam ausgebildet werden und auch die Studierenden für das Lehramt an Grundschulen acht Semester an der Hochschule absolvieren dürfen. Dies sei ein Gewinn für die Qualität des Unterrichts, so VBE-Landeschef Gerhard Brand.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand

„Eine Lehrerausbildung, die schon vom Ansatz her auf ‚niedere’ und ‚höhere’ Lehrer zielt, hat der VBE immer abgelehnt“, unterstreicht Brand. Das sei ein Relikt aus dem vorvorigen Jahrhundert, als es wichtig war, auf Standesunterschiede zu achten und Klassenschranken in den Schulen zu bewahren.

„Die Zeit der höheren Schulen für die bessere Gesellschaft und der niederen Volksschulen fürs gemeine Volk ist endgültig vorbei“, sagt Brand. Dieser gesellschaftliche Wandel schlägt sich nun auch folgerichtig in der Lehrerausbildung nieder. „Alle Lehrer sind Lehrer“, stellt der VBE-Landeschef fest und will damit keinesfalls das Gespenst des „Einheitslehrers“ an die Wand malen, denn selbstverständlich werde die Ausbildung der Pädagogen auch künftig schülerbedarfsgerecht in entsprechenden Modulen erfolgen. Die Schule der Zukunft müsse mit neuen Strukturen gestaltet werden, so Brand.

9. Juni 2011

VBE unterstützt Vorstoß des Landesschülerbeirats:

Medienkompetenz zu haben bedeutet,
nicht nur zu wissen,
welche Taste
wo gedrückt werden muss

Stuttgart.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg unterstützt den Lan­desschülerbeirat bei seinem Vorstoß, im Unterricht allen Schülern die Welt der digitalen Medien intensiver näher zu bringen.

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand

„Schulen müssen den Kindern und Jugendlichen viel mehr Medienkompetenz vermitteln“, sagt auch VBE-Landeschef Gerhard Brand.

Dafür benötigten die Lehrer, so Brand weiter, eine entsprechende Aus- und Fortbildung, un­terschiedliche Medien zum Demonstrieren und Ausprobieren lassen sowie ausreichende Un­terrichtszeit – ob in einem Extra-Fach oder fächerübergreifend integriert sei dabei sekundär. Das alles koste aber wieder sehr viel Geld, welches jedoch gut angelegt sei, versichert Brand.

In der schulischen Medienerziehung könne es nicht nur darum gehen, Kinder und Jugendli­che mit den technischen Entwicklungen vertraut zu machen. Da seien manche Schüler ihren Lehrern im Wissensstand bisweilen sogar etwas voraus. Schüler sollten vielmehr lernen, kri­tisch und aufgeklärt mit den neuen Medien und der auf sie einstürzenden Informationsflut umzugehen.

Lehrer müssen daher verstärkt das Bewusstsein für die Bedeutung ethischer und rechtlicher Normen in der Informationsgesellschaft vermitteln.

Medienkompetenz ist nicht die Fähigkeit zu wissen, welche Taste wo und wann gedrückt werden muss, damit das Medium die gewünschten Informationen ausspuckt.

Medienkompetenz besteht vielmehr

  • aus der Fähigkeit, Medien gezielt auszuwählen und zu nutzen.
  • aus der Fähigkeit, Medieninhalte zu lesen, zu verstehen und richtig zu bewerten.
  • sowie aus der Fähigkeit, Informationen selbst aufzubereiten und in Netzen zu präsentieren.

Nach Auffassung des VBE bietet die Informationsgesellschaft der Zukunft gerade für so ein rohstoffarmes Land wie Baden-Württemberg große Chancen. Diese Gelegenheit sollten die Schulen beim Schopf packen können. Nun sei das Kultusministerium gefordert, mit Unter­stützung durch das Finanzministerium die entsprechenden Bedingungen an den Schulen zu schaffen. Noch habe nicht einmal der Computer im Grundschulbereich offiziell seinen Einzug gehalten, moniert Brand.

9. Juni 2011

Resolution an alle baden-württembergischen Landespolitiker

Pädagogische AssistentenResolution an alle Landespolitiker, insbesondere an die neue grün-rote
Landesregierung, anlässlich einer
Informationsveranstaltung und eines
Austausches des VBE Südbaden am
6. Mai 2011 mit zahlreichen
Pädagogischen Assistentinnen und
Assistenten

 

  1. Die Arbeit der Pädagogischen Assistentinnen und Assistenten (PA) an den Haupt- und Werkrealschulen und an den Grundschulen wird allerseits als sehr positiv, wertvoll und wichtig eingeschätzt. Deshalb fordern wir, dass zukünftig die Finanzierung nicht mehr über ein Sonderprogramm finanziert wird, sondern über feste Stellen im Haushaltsplan. Damit sollen die bisherigen befristeten Verträge in dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse umgewandelt werden.
  2. Die Erprobungsphase seit Januar 2008 sollte nun als erfolgreich abgeschlossen werden. Deshalb kann die Arbeit der PA nun auf weitere Schulen und auch auf weitere Schularten ausgeweitet werden. Wir fordern einen massiven Ausbau der Arbeit der PA, insbesondere um den Ausbau der Ganztagsschulen als Lern- und Lebensorte der Schülerinnen und Schüler voranzubringen.
  3. Die Erhöhung der Eingruppierung von E 6 nach E 8  nach dreijähriger Bewährungsfrist, die im diesjährigen Tarifabschluss auch vom VBE erreicht werden konnte, ist ein wesentlicher Schritt, um die finanzielle Attraktivität dieses Berufes anzuheben. Hier sind weitere Fortschritte notwendig.
  4. Fast alle PA haben bis dato Stellen inne mit einem Wochenstundenumfang von 10 – 20 Arbeitsstunden. Jetzt muss es darum gehen, für die Schulen praktikable Lösungen zu schaffen, damit alle Beschäftigten zumindest eine ¾ Stelle bis ganze Stelle bekommen können, um diese Arbeit nach Wunsch auch zu einem Vollerwerbsberuf zu machen.
  5. Die Aus- und Fortbildung der PA ist bis dato unzureichend. Es bedarf deshalb eines kontinuierlichen Curriculums von Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten.
  6. Hinsichtlich der konkreten Arbeitssituationen mit all ihren Aufgaben und arbeitsrechtlichen Bereichen gibt es allerseits noch viel Unsicherheit. Hier sind für die Schulleitungen, die PA und alle Beteiligten weitere Klarstellungen und Informationen erforderlich, z.B. bei der rechtlichen Verantwortung oder der Pausen- und Arbeitszeitregelungen.
  7. Hinsichtlich der Teilnahme von PA an mehrtägigen Veranstaltungen, z.B. Schullandheimaufenthalten, sollten arbeitszeitrechtliche  Regelungen gefunden werden, die eine Teilnahme ermöglichen, da dies aus pädagogischen Gründen sehr wünschenswert wäre.

Ekkehard Gabriel, Vorsitzender des VBE Südbaden 
Bernhard Rimmele, Referatsleiter Arbeitnehmer VBE Baden-Württemberg

VBE begrüßt Erhalt der Lehrerstellen


Landesbezirk Südbaden.

Die Absicht der grün-roten Regierung zum Erhalt der 711 Lehrerstellen zum neuen Schuljahr, die die bisherige CDU-/FDP-Regierung noch streichen wollte, wird vom VBE Südbaden begrüßt. In den jüngsten Beratungen zum Nachtragshaushalt hat Grün-Rot die Absicht bekundet, die angedachten Streichungen nicht vorzunehmen.

Josef Klein, Pressesprecher VBE Südbaden

Josef Klein

Der Pressesprecher des VBE Südbaden des Verband Bildung und Erziehung (VBE), Josef Klein (Rickenbach) betrachtet es als folgerichtig, dass von kontraproduktiven Maßnahmen Abstand genommen wird. „Bildung hat im Koalitionsvertag einen enormen Stellenwert. Neues kann aber nur dann umgesetzt werden, wenn genügend Personal vorhanden ist, um den schwerfälligen Bildungsdampfer in eine neue Richtung zu lenken.“ Nun komme es darauf an, dass das Parlament den Regierungskurs bei der Abstimmung zum Nachtragshaushalt unterstütze.

Klein weiter: Trotz der umfangreichen Ausführungen im Koalitionsvertrag gäbe es dort auch noch Lücken: Ob die Verträge der pädagogischen Assistenten auslaufen oder verlängert werden sei ebenfalls nicht definiert. Der VBE spricht sich angesichts der vielen angedachten Neuerungen für Pädagogische Assistenten für die Umwandlung der Zeitverträge in Festanstellungen aus. Es sei auch an der  Zeit, die Arbeitszeit in Deputaten zu berechnen, statt sich in mühevollen prozentualen Berechnungen zu verlieren.

Notwendig so Klein, sei es auch, die Beförderungsmöglichkeiten für Fachlehrer im Auge zu behalten. Die Wartezeiten bis zu einer Beförderungen belaufen sich derzeit auf etwa ein Jahrzehnt, nur weil im Haushalt nicht ausreichend Beförderungsstellen ausgebracht seien. In den Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt 2012/13 – die jetzt im Gange sind – müsse dies berücksichtigt werden.

Als vierte Sofortmaßnahme für das neue Schuljahr erwartet der VBE, das Lehrbeauftragtenprogramm verlässlich zu machen. Die CDU-/FDP-Regierung betrachtete diese schulprofilbildende Maßnahme zuletzt als Spielball der Haushaltsmittel, aus dem man nach Belieben die Luft entweichen ließ. „Das geht so nicht“, beklagt Klein. „Wenn Schulen eigenverantwortlich planen sollen, muss die Verlässlichkeit gegeben sein. Wenn Grün-Rot dies besser mache als zuletzt die CDU / FDP könne dies nur den Gefallen des VBE finden.

Darüber hinaus habe der VBE noch viele Anliegen an die neue Regierung, so Klein. Die oben beschriebenen Maßnahmen duldeten aber keinen Zeitaufschub, weil sie zum kommenden Schuljahr bereits greifen sollen.

8. Juni 2011

VBE erwartet Richtungsentscheidung


Landesbezirk Südbaden. Gespannt blickt der Verband Bildung und Erziehung (VBE) nach Stuttgart, wo am morgigen Dienstag im Rahmen der Beratungen zum Nachtragshaushalt eine erste richtungsweisende Entscheidung stattfinden wird. Die schwarz-gelbe Regierung hatte für das kommende Schuljahr 711 Lehrerstellen gestrichen, um im Haushalt einige Millionen einsparen zu können. Die neue Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) möchte nun berechtigterweise 11 Millionen EUR zusätzlich aus den sprudelnden Steuereinnahmen, um diese Lehrerstellen erhalten zu können, was den Beifall des VBE Südbaden findet.

Josef Klein, Pressesprecher VBE Südbaden

Josef Klein

Dazu Pressesprecher Josef Klein (Rickenbach): „Der Koalitionsvertrag enthält viele Maßnahmen zur Verbesserung der Schullandschaft. Diese Maßnahmen kosten Personal und Sachkostenbeträge. Das muss Grün-Rot auch zum Zeitpunkt dieser Vereinbarungen gewusst haben. Wenn nun die Ministerin Geld haben will und Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) jetzt gleich bremst, wird entscheidend auf den Finanzminister Nils Schmid (SPD) ankommen, was aus diesem Vorhaben wird.“

Klein weiter: Trotz der umfangreichen Ausführungen im Koalitionsvertrag gäbe es dort auch noch Lücken: Ob die Verträge der pädagogischen Assistenten auslaufen oder verlängert werden sei ebenfalls nicht definiert. Der VBE spricht sich angesichts der vielen angedachten Neuerungen für die Umwandlung der Zeitverträge in Festanstellungen aus. Es sei auch an der  Zeit, die Arbeitszeit in Deputaten zu berechnen, statt sich in mühevollen prozentualen Berechnungen zu verlieren.

Notwendig so Klein, sei es auch, die Beförderungsmöglichkeiten für Fachlehrer im Auge zu behalten. Die Wartezeiten bis zu einer Beförderungen belaufen sich derzeit auf etwa ein Jahrzehnt, nur weil im Haushalt nicht ausreichend Beförderungsstellen ausgebracht seien. In den Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt 2012/13 -die jetzt im Gange sind- müsse dies berücksichtigt werden.

Als vierte Sofortmaßnahme für das neue Schuljahr erwartet der VBE, das Lehrbeauftragtenprogramm verlässlich zu machen. Die CDU-/FDP-Regierung betrachtete diese schulprofilbildende Maßnahme zuletzt als Spielball der Haushaltsmittel, aus dem man nach Belieben die Luft entweichen ließ. „Das geht so nicht“, beklagt Klein. „Wenn Schulen eigenverantwortlich planen sollen, muss die Verlässlichkeit gegeben sein. Wenn Grün-Rot dies besser mache als zuletzt die CDU / FDP könne dies nur den Gefallen des VBE finden.

Darüber hinaus habe der VBE noch viele Anliegen an die neue Regierung, so Klein. Die oben beschriebenen Maßnahmen duldeten aber keinen Zeitaufschub, weil sie zum kommenden Schuljahr bereits greifen sollen. Die Beratungen zum Nachtragshaushalt am morgigen Dienstag werden eine Richtungsentscheidung „pro Bildung“, oder für weitere Arbeitsverdichtung für die Lehrkräfte sein.

6. Juni 2011

VBE warnt: Bildung ist mehr als ein gutes Zeugnis – Kleinere Klassen kein Luxus, sondern Notwendigkeit

Stuttgart.

Rund sechs Arbeitswochen vor dem Schuljahresende und den Zeugnissen fängt für Schüler mit schlechteren Zensuren das große Zittern an, ob die Noten für eine Versetzung ausreichen. Trotz dieser für viele sicher berech­tigten Sorge warnt der Verband Bildung und Erziehung (VBE) davor, alles Lernen lediglich nach Zeugnissen auszurichten. Eine umfassende Bildung beinhaltet mehr, als gute Klassenarbeitsnoten einzusammeln.

VBE Pressesprecher Michael Gomolzig

Michael Gomolzig

„Leider geht es heute immer weniger um Lern- und Bildungsinhalte als vielmehr um Punkte, Zensuren, Zertifikate und von Computern errechnete Rankinglis­ten“, bedauert der VBE-Sprecher die ungute gesellschaftliche Entwicklung.

Die meisten Schüler lernen nach dem Motto: In möglichst kurzer Zeit mög­lichst viel Stoff aufnehmen, diesen „zwischenspeichern“, möglichst präzise in der Klassenarbeit wiedergeben, dadurch gute Noten einheimsen und danach das Gelernte als unnötigen Ballast rasch wieder vergessen. Eine solche zweckopti­mierte Vorgehensweise leistet weder einen Beitrag für das geistige Durchdrin­gen eines Fachgebietes noch für vernetztes Forschen.

Am Ende der Grundschulzeit sollten alle Kinder die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen sicher beherrschen. Für den schulischen Erfolg entschei­dend ist dabei das Lernen mit allen Sinnen, also mit Kopf, Herz und Hand. Das ist keine neumodische Erkenntnis, sondern ein methodischer Ansatz, den der Schweizer Pädagoge Pestalozzi schon vor 200 Jahren praktiziert hat. Schüler lernen im Unterricht vor allem durch eigenständiges, praktisches Tun. Sie erfas­sen dabei Regeln des Lernens, erkennen eigene Stärken und Schwächen, planen und steuern Lernprozesse und überprüfen die Ergebnisse. Dabei lernen die Schüler nicht für Noten, sondern in erster Linie für sich selbst.

Zu einer guten Lernkultur gehört ein entsprechend sensibler Umgang mit Feh­lern. Wenn Kinder und Jugendliche ständig Angst vor schlechten Noten haben müssen und glauben, bestimmte Aufgaben nicht bewältigen zu können, bleiben Neugier, Experimentier- und Lernfreude auf der Strecke. „Schüler müssen Feh­ler machen dürfen“, unterstreicht der VBE-Sprecher. Damit Kinder und Jugend­liche individuell gefördert werden können, benötigen Lehrer für jeden einzelnen Schüler sehr viel Zeit. „Deshalb sind deutlich kleinere Klassen und Lerngruppen zwingend notwendig und kein Luxus“, so der VBE-Sprecher.

29.05.2011

VBE warnt davor, die Grundschule nur noch als Eingangsstufe des Gymnasiums anzusehen

 

 

Stuttgart.

„Als gemeinsamer Lern- und Lebensort für Kinder aus allen Bevölkerungsschichten ist die Grundschule von großer Bedeutung für die Gesellschaft“, sagt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, Gerhard Brand. Deutlich warnt er aber davor – auch im Hinblick auf die aktuelle Fremdsprachendiskussion -, die Grundschule ausschließlich als eine Art Vorschule für das Gymnasium anzusehen.

 

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand

Die Grundschule habe einen eigenständigen ganzheitlichen Bildungsauftrag. Es sei zwar wichtig, allen Kindern gleiche Bildungschancen einzuräumen, „nicht jedoch mit dem Ziel, dass jeder Schüler nach der Grundschule auf das Gymnasium wechselt“, sagt Brand.

Auch wenn so gerne von Chancengleichheit in der Schule gesprochen werde, ändere das nichts an der Tatsache, dass die Bildungschancen der Kinder weiterhin sehr stark von den jeweiligen Elternhäusern abhingen. Die Wahl des „richtigen“ Bildungsweges sei für die meisten immer noch eher eine Statusfrage. „Die Grundschule darf kein Vorgymnasium sein, das Schüler ausschließlich für die akademische Bildungslaufbahn vorbereitet“, so Brand.

Um die Arbeitsbedingungen an den Grundschulen weiter zu verbessern, sind nach Auffassung des VBE vor allem kleinere Klassen mit höchstens 20 Schülern notwendig. „Die beste Bildungsreform wäre die kleine Klasse an jeder Grundschule“, schwärmt VBE-Chef Brand von einer Reform der ganz anderen Art.

Leistungsschwächere Kinder müssten sich auf schulische Hilfsangebote im regulären Unterricht sowie in zusätzlichen Stütz- und Förderkursen verlassen können – und das unabhängig vom finanziellen Spielraum der Eltern, die bisher ihre Kinder nachmittags in privaten Nachhilfeinstituten die Förderung zukommen lassen, die ihnen die Schule am Vormittag nicht geben kann. Bildungswege werden so immer noch viel zu sehr vom Geldbeutel und vom sozialen Status der Erziehungsberechtigten bestimmt. „Das kann sich Baden-Württemberg auf Dauer nicht leisten“, urteilt Brand. Es gelte, möglichst alle Schüler optimal zu fördern – unabhängig von deren Herkunft. Ziel dieser Förderung sei nicht das Abitur für alle, sondern dass es jeder Schüler schaffe, eine solide Ausbildung erfolgreich abzuschließen, um danach im Arbeitsleben sicher und dauerhaft Fuß fassen zu können.

22. Mai 2011

VBE: Wenn Schülern die Worte fehlen, sprechen eher die Fäuste


Stuttgart.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg wünscht sich von den Erziehungsberechtigten, dass sie frühzeitig mehr von ihrer natürlichen elterlichen Autorität Gebrauch machen, nicht um die Kinder zu gängeln oder unter Druck zu setzen, sondern um ihnen klare Grenzen aufzuzeigen. „Außerdem benötigen Kinder Beachtung, Orientierung und Verlässlichkeit“, so VBE-Chef Gerhard Brand. Zu hohe Erwartungen, Gleichgültigkeit oder gar Lieblosigkeit könnten massive Verhaltensauffälligkeiten bei Schülern hervorrufen, die allen Beteiligten das Leben auf Dauer schwerer machten.

Disziplinprobleme haben an den Schulen zugenommen; so mancher Schüler beherrscht nicht einmal mehr die einfachsten Grundregeln eines verträglichen Miteinanders. Negative Verhaltensauffälligkeiten gehören auch an Grundschulen mittlerweile zum Alltag. Der VBE beobachtet mit großer Sorge, dass etliche Eltern mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert sind.

Einerseits gibt es Eltern, die ihr Kind engmaschig kontrollieren und ständig unter Druck setzen, andererseits Erziehungsberechtigte, die überhaupt kein Interesse am schulischen Weiterkommen des Kindes zeigen.

Immer wieder kommen Schüler ohne Frühstück oder Pausenvesper zur Schule, sind übermüdet und unkonzentriert, weil sie bis spät in die Nacht vor dem Bildschirm gesessen haben. Immer mehr Kinder leiden unter gesundheitlichen Störungen. Exzessiver Medienkonsum führt zu Bewegungsmangel und Konzentrationsstörungen. Kinder, die sich zu wenig bewegen, werden schneller nervös, reizbar und aggressiv, stören sich und andere im Unterricht. Jedes vierte bis fünfte Kind leidet bei der Einschulung unter Sprachstörungen. Je schwächer die Sprache bei einem Kind entwickelt ist, desto schwerer fällt es ihm aber auch, seine Bedürfnisse zu artikulieren und Konflikte mit Worten auszutragen. „Wenn Schülern Worte fehlen, sprechen eher die Fäuste“, weiß VBE-Chef Brand. Deshalb sei es zwingend notwendig, Kinder möglichst früh positiv in ihrer Entwicklung zu fördern.

20. Mai 2011

Vorbereitungsdienst / Referendariat für das Lehramt an Realschulen

Vorbemerkungen

Die Ausbildung dient dem Ziel, die/den zukünftige/n Realschullehrer/in*) zu befähigen, den Erziehungs- und Bildungsauftrag erfolgreich und verantwortungsvoll wahrzunehmen. Ausgehend von den pädagogischen und fachdidaktischen Einsichten, Erfahrungen und Fertigkeiten, die der Realschullehreranwärter (RLA) während seines Studiums erworben hat, steht die sachrichtige, praxisnahe und kindgerechte Umsetzung des Bildungsplans im Mittelpunkt der Ausbildung. In allen Ausbildungsbereichen wird die erzieherische Dimension des jeweiligen fachlichen und fächerübergreifenden Unterrichts behandelt.

Pädagogisches Handeln beinhaltet auch die Übernahme erzieherischer Verantwortung. Der RLA soll deshalb schrittweise in die vielfältige berufliche Tätigkeit des Lehrers als Erzieher, Organisator von Lernsituationen und Klassenlehrer eingeführt werden.
Die nachfolgenden Ausführungen gelten für RLA, die Ihre Prüfung an der Pädagogischen Hochschule nach der RPO I vom November 2003 abgelegt oder eine gleichwertige Zulassungsvoraussetzung erworben haben. Es ist empfehlenswert zu Beginn der Ausbildung die Prüfungsordnung genau durchzulesen. Nur so sind Sie über den Ablauf der Ausbildung sowie über die Prüfung gut informiert).

Gliederung des Vorbereitungsdienstes

Der Vorbereitungsdienst wird in zwei Abschnitte untergliedert, in denen der RLA die anstehenden Aufgaben mit zunehmender Eigenständigkeit übernimmt:

Hospitationsphase

Der erste Ausbildungsabschnitt dauert ein Unterrichtshalbjahr (Februar bis Schuljahresende) und dient der vertieften Einführung des RLA in die Erziehungs- und Unterrichtstätigkeit an Realschulen. Er umfasst die Ausbildung am zuständigen Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (RS) und an den entsprechen- den Realschulen, denen der RLA zugewiesen wurde.

In der Anfangszeit des Vorbereitungsdienstes werden sich die RLA vor allem mit den örtlichen Gegebenheiten der Schule (Fachräume, Kopiermöglichkeiten, Medien usw.) vertraut machen, Schulleitung, Verwaltung und Lehrerkollegium kennen lernen sowie bei verschiedenen Lehrkräften und in verschiedenen Klassen hospitieren. Im ersten Ausbildungsab- schnitt lernt der RLA darüber hinaus auch die Aufgaben eines Klassenlehrers und die verschiedenen Gremien der Schulen kennen. Empfehlenswert darüber hinaus ist die Beschäftigung mit den Gegebenheiten am Schulort, zum Beispiel Kooperationsmöglichkeiten mit Vereinen, Kirchengemein- den oder Jugendmusikschulen zu erfragen.

Die RPO II sieht vor, dass die RLA im ersten Ausbildungsabschnitt wöchentlich in der Regel bis zu 11 Unterrichtsstunden unterrichten. Der Unterricht des RLA findet in diesem Halbjahr innerhalb des Lehrauftrages an- derer Lehrkräfte statt (begleiteter Ausbildungsunterricht) und soll in zunehmendem Maße selbstständig erfolgen. Für einen erfolgreichen Vorbereitungsdienst ist es wichtig, dass der RLA mit den Mentoren, sowie den Schulleitungen und dem Lehrerkollegium, ein vertrauensvolles Verhältnis entwickelt und sich für konkrete, konstruktiv formulierte Kritik offen zeigt. Zielvereinbarungen können die Entwicklung der RLA positiv verstärken. Eine kritische Reflexion des eigenen Unterrichts sollte nach jeder gehaltenen Unterrichtsstunde erfolgen.
Die schulische Ausbildung wird durch begleitende Veranstaltungen an den Seminaren ergänzt. Rückmeldungen erfolgen in erster Linie durch die Mentoren sowie nach den Unterrichtsbesuchen durch die entsprechenden Lehrbeauftragten (Seminare), aber auch durch Schulleitungen.

Eigenverantwortlicher Unterricht

Der zweite Ausbildungsabschnitt umfasst zwei Ausbildungshalbjahre. Er umfasst den selbständigen Unterricht mit eigenem Lehrauftrag, begleitende Veranstaltungen des Seminars und die Prüfung. In der Regel unterrichtet der Anwärter 11 Wochenstunden (bei Schwerbehinderung 10) selbständig, davon mindestens neun (bei Schwerbehinderung acht) in kontinuierlichen Lehraufträgen. Ein Lehrauftrag ist ab Klasse 8 zu übernehmen, Klasse 10 bleibt in der Regel von der Übernahme eines Lehrauftrags ausgeschlossen. Fachfremder Unterricht darf nicht erteilt werden.
Selbständiger und eigenverantwortlicher Unterricht setzt die eigenverantwortliche Planung voraus. Der RLA erstellt daher für jede von ihm unterrichtete Klasse und für jedes Fach zu Beginn des Schuljahres einen Stoffverteilungsplan. Die täglichen Unterrichtsvorbereitungen sollen in schriftlicher Form erfolgen.

Unterrichtsbesuche

Der RLA erhält von seinen Ausbildern am Seminar in jedem Fach zwei Unterrichtsbesuche an seiner Schule. Er fertigt vor jedem Unterrichtsbesuch einen ausführlichen Unterrichtsentwurf an. Unmittelbar an den Unterrichtsbesuch schließt sich ein Beratungsgespräch an. Die Ergebnisse des Beratungsgesprächs werden vom Ausbilder in einem Protokoll zusammengefasst, das dem RLA zeitnah ausgehändigt wird. Der Schulleiter besucht den RLA mindestens einmal pro Ausbildungsfach im Unterricht.

Ausbildung am Seminar

Nach der vorwiegend theoretischen Ausbildung im Rahmen des Dreifachstudiums an der PH, erwerben die RLA im Vorbereitungsdienst eine fundierte praktische Ausbildung in der Schulrealität. Die Verantwortung dabei obliegt den ausbildenden Schulen und den Staatlichen Seminaren für Didaktik und Lehrerbildung (Realschulen). Die RLA werden am Seminar

  • in Pädagogik,
  • in den Fachdidaktiken der Ausbildungsfächer,
  • in Schulrecht, Beamtenrecht sowie schulbezogenem Jugend- und Elternrecht sowie
  • in ergänzenden Veranstaltungen der Seminare (Ergänzungsbereich, Projekte, Exkursionen, Zusatzangebote, . . .) ausgebildet.

Projektorientiertes und Fächer verbindendes Arbeiten sowie der Umgang mit neuen Medien sind integrative Inhalte der Seminarveranstaltungen.

Prüfungen

Jeder RLA muss folgende Prüfungen ablegen:

1.) Schulrechtsprüfung: mündliche Prüfung (20 Min.)

2) Dokumentation mit Präsentation sowie fachdidaktisches Kolloquium mit Schwerpunkt in projektorientiertem Arbeiten: Aus den drei Ausbildungsfächern wird ein Präsentationsfach ausgewählt. Hierzu fertigt der RLA eine Dokumentation an. Die Präsentation des fachbezogenen und projektorientierten Unterrichtsvorhabens ist eine Einzelprüfung und dau- ert 20 Minuten. Das sich an- schließende Kolloquium ist eine Einzelprüfung von 30 Minuten. In diesem gewählten Fach wird keine Lehrprobe abgelegt.

Sonderregelung: RLA mit zwei studierten Fächern wählen ebenfalls ein Fach für die Dokumentation und Präsentation sowie fachdidaktischem Kolloquium mit Schwerpunkt in projektorientiertem Arbeiten, allerdings absolvieren diese RLA im gewählten Fach zusätzlich die Lehrprobe mit fachdidaktischem Kolloquium. Die beiden Kolloquien dürfen sich inhaltlich nicht überschneiden. In der Regel prüft der Ausbilder.

3.) Beurteilung der Unterrichtspraxis sowie fachdidaktisches Kolloquium: In zwei Unterrichtsfächern wird jeweils eine Unterrichtsstunde (Lehrprobe) gezeigt, an die sich das fachdidaktische Kolloquium (je 30 Min.) anschließt. In der Regel prüft nicht der eigene Ausbilder.

4.) Pädagogik: Das pädagogische Kolloquium ist eine mündliche Einzelprüfung und dauert 30 Minuten. In der Regel prüft der Ausbilder.

5.) Schulleiterbeurteilung: Der Schulleiter erstellt (in Abstimmung mit den Mentoren) ein Langzeitgutachten, das mit zur Leistungsziffer zählt.

Ausnahmen

Für RLA, die mit zwei Ausbildungsfächern    den Vorbereitungsdienst beginnen, gelten Übergangsregelungen (s. o.). Auch für Absolventen mit Europalehramt treten Sonderregelungen in Kraft.

Die Angaben wurden sorgfältig zusammengestellt, trotzdem übernimmt die Verfasserin keine Gewähr für die Stimmigkeit der Ausführungen. Beachten Sie deshalb die aktuellen Aushänge an ihrem Seminar und lesen Sie die Prüfungsordnung (RPO II), die Sie auf der Homepage der jeweiligen Seminare finden (www.seminare-bw.de)

Der VBE wünscht Ihnen für den Vorbereitungsdienst viel Erfolg und steht Ihnen bei Fragen gerne zur Verfügung.
Edda Langecker, Stellvertretende Landesvorsitzende, Email: Edda.Langecker@www.vbe-bw.de